Die Köhler
aufgeschrieben von Hans Volkert
Nur noch wenige beherrschen die "schwarze Kunst", Holzkohlen zu erzeugen. Wie heute nur noch in Furth und Sperberslohe, so waren in früheren Zeiten in unserer gesamten Gegend Köhler am Werk, um die Industrie mit ihren begehrten Erzeugnissen zu versorgen.
Wie Holzkohle entsteht, versuchen der nachstehende Bericht sowie die von der Fam. Winter aus Furth zur Verfügung gestellten Fotos zu erklären.
Während der etwas ruhigeren Zeit zwischen Heu- und Getreideernte werden etwa armdicke junge Stämme, die anderen im Weg standen und im Winter gefällt und feinsäuberlich aufgestapelt wurden, zugerichtet.
Ein Meiler wird nach einem bestimmten Plan "erstellt", Als Grundlage dient der sogenannte Rost, bestehend aus waagerecht ausgelegten Brettern. In der Mitte des geplanten Meilers werden 4 Rundhölzer in den Boden gerammt und oben fest zusammengenagelt. Dieser Turm ist das "Heizloch". Um diesen werden dann die etwa 1,50 m langen Hölzer aufgestellt, die nach außen hin immer kürzer werden. So bildet das eingebrachte Holz einen kuppelartigen Berg, zu dem etwa 12 Ster Rundhölzer verbraucht werden. Diese Kuppel wird dann ringsum mit frischem Reisig abgedeckt und um den Meiler ein 60 bis 70 cm tiefer Graben gezogen. Nachdem die Erde an das aufgestapelte Holz fest angedrückt wurde, kann der Meiler endlich nach mehren Tagen intensiver Arbeit angezündet werden.
Auf einer Leiter, der sogenannten "Köhlerstiege", steigt der Köhler auf den Meiler und entzündet in der Mitte der Kuppel ein Feuer, das, wenn es richtig angebrannt ist, in das Heizloch gefüllt wird.
Mit der Rinde des geschälten Holzes wird das Feuer gespeist und mit einer Stange immer wieder aufgelockert.
In den ersten zwei bis drei Tagen muss der Köhler immer wieder nachschüren. Dann brennt der Meiler von selbst. Anfangs muss pro Tag sechs- bis siebenmal nachgeschaut werden, ob alles in Ordnung ist. Deshalb werden die Kohlenmeiler meistens auch in den langen Sommertagen abgebrannt, damit der Köhler nicht so häufig nachts zum Brandplatz gehen muss.
Normalerweise brennt ein Meiler eine Woche. Dabei kommt es darauf an, welches Holz verwendet wurde. Wenn der Meiler zu viel Sauerstoff bekommt, dann brennt er zu stark ab und gibt wenig Kohle.
Die Erde muss während des gesamten Vorgangs feucht gehalten werden. Deshalb sieht man auch große Wasserfässer neben den Kohlenmeilern stehen.
Die häufigen Kontrollgänge sind auch der Grund, warum die Kohlenmeiler meist in der Nähe eines Ortes angelegt werden. In Leerstetten hatte man sogar ein Steinhaus in den Wald gebaut, damit sich der Köhler dort aufhalten konnte.
Es gibt wohl zwei Gründe, warum die Köhler ihre Meiler im Wald abbrennen. Der eine dürfte sein, dass der Anfahrtsweg für das Rohmaterial "Holz“ nicht so weit ist und der zweite Grund ist vor allem die windgeschützte Lage. Dadurch bekommt der Meiler nicht soviel Sauerstoff und kann deshalb nicht so schnell abbrennen, Je gleichmäßiger der Ab brand, desto besser ist die Qualität der Kohlen.
Nach dem Anzünden des Meilers werden etwa 5 bis 6 Luftlöcher in die Kuppel gestoßen. Am zweiten Tag kommen dann noch einige Löcher dazu und am dritten Tag wird ein kleiner Pfad um den Meiler gezogen und mehrere Löcher erneut in die Mitte gestoßen.
Das Heizloch in der Mitte der Kuppel muss sofort mit einem großen Rasenstück verschlossen werden. Sobald blauer Rauch aus den Löchern austritt, muss die Luftzufuhr verringert werden.
Nach dem dritten Tag kann der Köhler nicht mehr auf den Meiler steigen; denn zu stark sind die
Hölzer bereits verkohlt und der ganze Berg würde unter der Last zusammenbrechen.
Nach einer Woche etwa wird die Erde vom Meiler mit einem Rechen abgekratzt. Am Meiler herrscht dann eine glühende Hitze. Die freigelegten Kohlen müssen nun mit Wasser abgekühlt werden, sonst würden sie wieder zu brennen beginnen. Später werden dann die Kohlen in Säcke gefüllt und kommen so zum Verkauf
Die Köhler aus Furth und Sperberslohe brennen pro Jahr zwischen 1 und 6 Meiler ab. Je häufiger ein Meiler geschürt wird, desto besser eignet sich der Brandplatz. Verwachsungen im Boden wirken sich nachteilig auf die Qualität der Kohlen aus.
Einig sind sich die Köhler darin, dass bei dieser schweren Arbeit nichts zu verdienen ist. "Man macht halt so weiter", ist die Antwort auf die Frage nach dem Warum. Uns aber gibt ihre schwere Arbeit einen Einblick in einen alten Handwerksberuf der nur noch in wenigen Gebieten Deutschlands anzutreffen ist. Abnehmer der Holzkohle sind heute überwiegend die Heringsbrater und die Grillfreunde.
Weitere BIlder zur Arbeit der Köhler finden Sie in der Bildergalerie.
zur Geschichte von Marianne Ast
Informationen zum "Köhlerwesen" gibt es ausführlich bei den Köhlerfreunden Furth
Schwanstetten im Mai 2014