"Unser tägliches Brot gib uns heute ... "
aufgeschrieben von Hans Volkert
Dieses uralte Anliegen der Menschheit bleibt auch heute - im Zeitalter einer geänderten Nahrungsweise - ein zentrales Thema der Völker, weniger der reichen Industrienationen, als vielmehr der Habenichtse der Dritten Welt.
Das im fernen Osten aus Gräsern entwickelte Getreide kam vor einigen tausenden Jahren zu uns. Natürlich waren da noch viele Züchtungen und Kreuzungen notwendig, bis die bei uns bekannten Getreidearten Roggen, Hafer, Weizen und Gerste entstanden.
Ein gut bestelltes Feld ist die Voraussetzung für einen alle Mühe lohnenden Ertrag. Natürlich muss sich der Boden für das in Betracht kommende Getreide eignen. Sonst ist alle Mühe vergebens.
Da unsere engere Heimat mit humusreichen Böden wenig gesegnet ist, bleibt der Roggen die vorherrschende Frucht.
Die folgende kleine Betrachtung soll sich nur mit dem eigentlichen Ernten des Getreides befassen.
Wenn sich auch im Laufe der Jahrhunderte die Methoden des Erntens infolge der technischen Fortentwicklung geändert haben, so muss auch der Zeitgenosse noch mehrere Arbeitsgänge machen, bis aus den Körnern Mehl geworden ist.
Nach wie vor sind auch gewisse Notwendigkeiten zu beachten, wenn eine reibungslose Ernte heimgefahren werden soll. Der Bauer bleibt auch weiterhin vom Wetter abhängig. Nasses Getreide kann auch heute nicht geerntet werden.
Während der alte Bauer auf den Brückenwagen steigt, um die vom Mähdrescher gerade abgegebenen Körner gleichmäßig auf die Ladefläche zu verteilen, erinnert er sich zurück:
"Seit uralter Zeit bis etwa 1920 wurde das Getreide mit Sicheln geschnitten, auf Beete ausgebreitet und - je nach Witterung - nach 3 bis 10 Tagen eingesammelt und in die Scheune gelagert. Dort wurde es während der Wintermonate mit Dreschschlegeln auf der Tenne gedroschen.
Zu Beginn dieses Jahrhunderts kamen dann die ersten Dampfdreschmaschinen zum Einsatz. Um diese Zeit wurden auf dem Getreidefeld die Sicheln allmählich von den wirkungsvolleren Sensen mit Wurfvorrichtung abgelöst.
Einige Jahre später sah man die ersten Getreide-Mähmaschinen auf den reifen Getreidefeldern herumfahren.
Eine Weiterentwicklung der von den kräftigen Zugtieren fortbewegten Maschinen waren die Flügel-Getreidemäher. Sie streiften das geschnittene Getreide garbenweise auf das Stoppelfeld. Die Garben mussten jedoch noch mit der Hand gebunden werden.
Ab 1938 leisteten sich die drei größten Bauern in Leerstetten eine Maschine, welche mit Hilfe eines besonderen "Knüpfers" das Getreide mähte und anschließend zu Garben band.
Auch nach dem Einsatz der "Binder" musste das geschnittene Getreide noch auf dem Feld den richtigen Trockenheitsgrad erreichen.
Zu diesem Zweck wurden je 8 Garben zu einer "Maidel" (Manndel) zusammengestellt, um so eine für die Lagerung in der Scheune die erforderliche Dürre des Getreides zu erreichen.
Alle die bis dahin stattgefundene technische Entwicklung brachte keinen durchschlagenden Erfolg hinsichtlich der Kräfteeinsparung. Außerdem bedeuteten die immer größer werdenden Erntemaschinen eine immer größer werdende Plage für die Zugtiere.
Nach 1948 war es dann soweit, dass das Zugtier von dem Schlepper abgelöst wurde. Die heute so selbstverständlich erachteten Dieselmaschinen bedeuten in Wirklichkeit eine enorme Erleichterung für Mensch und Tier".
Daran denkt der alte Bauer, wenn er nun mühsam auf den Wagen steigt. Wieviel Arbeitskraft war vor 90, 60 ja vor 50 Jahren noch erforderlich, um ein Feld zu mähen und zu dreschen, das heute ein einziger Mähdrescher an einem Tag bewältigt.
Text und Bilder von Hans Volkert
Erntereifes Gerstenfeld vor Leerstetten.
Zum natürlichen Trocknen aufgestellte "Maidel" (Manndel).
Ein alter Bauer erinnert sich beim Blick in seinen Erntewagen.
Familie Löhlein, Hagershof, mit dem Mähbinder bei Erntearbeiten.
Zusammenstellen der eintzelnen Garben zu "Manteln" zum trocknen.
Flügel - Mähmaschine im Museum
zusammengestellt im Juli 2017, ergänzt im April 2023
Alfred J. Köhl
Als Anhang der Bericht im Schwabacher Tagblatt vom 05. August 2017
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