(nach einem Beitrag von Pfarrer Gerhard Nemec
in „800 Jahre Kirche in Schwand")
Am 14. März 2012 sind es 30 Jahre, dass der Abschluss der Kirchenrenovierung mit dem Einweihungsgottesdienst (mit Festpredigt von Kreisdekan Johannes Viebig) aus Nürnberg feierlich begangen wurde. Am Sonntag zuvor hatte ein Tag der »Offenen Tür« viele Besucher angezogen. Von nun an blieb das Gotteshaus auch an jedem weiteren Tag offen. Durch eine Alarmanlage waren Bilder und Altarleuchter gesichert worden. Immer wieder wissen die Leute, auch Besucher von auswärts, die offene Kirche zu schätzen, zur Besichtigung, zum Herzeigen, aber auch zu Stille und Besinnung.
Der Renovierung vorausgegangen waren langwierige Verhandlungen und Vorbereitungen, an die wir hier gern noch einmal erinnern: Seit dem totalen Ausfallen von Tönen im Sommer 1976 war klar, dass neben dem Gebäude auch die Orgel „erneuerungsbedürftig" war. Eine erste Sammlung brachte zusammen mit Spenden einen Kapitalstock von DM 45.000 zusammen. Nur: von der Landeskirche war immer wieder zu hören, dass die „äußerste Dringlichkeit" nicht gegeben ist.
Die „Fünf-Mark-Aktion":
Im Februar 1980, nach einer inneren »Eingebung, Führung, Idee«, nach Vorberatungen im Kirchenvorstand, wurde im Gemeindebrief die »Fünf-Mark-Aktion« vorgestellt. Das Grundkonzept hieß: Würden Sie für den Fall, dass insgesamt 400 Gemeindeglieder bzw. Familien mitmachen, für die Kirchenrenovierung drei Jahre lang jeden Sonntag fünf Mark beisteuern? Wenn es nicht 400 werden, kommt die Aktion nicht zustande. Es gab kirchturmhohe Wogen der Diskussion, von Entrüstung bis Zustimmung. Aber schon nach einigen Tagen kamen die ersten freiwilligen Bereitschaftserklärungen aus der gesamten Marktgemeinde. Es war mitgeteilt worden, dass - für den Fall einer entsprechend hohen Eigenbeteiligung - die Landeskirche für den erforderlichen Zuschuss von 200.000 DM aufkommen würde. Ostern waren es 100 Beteiligungen, und nach vielen Hausbesuchen und einem Konzert vom Posaunenchor, der Liedertafel sowie dem Kinder- und Jugendchor mitgestaltet, waren es Ende des Jahres 1980 an die 300 Beteiligungen.
Eine Gemeindeversammlung in Gegenwart von Architekt Wolfgang Gsaenger aus Georgensgmünd, in dessen Büro inzwischen schon die Pläne und Berechnungen gefertigt wurden, fand am l. Februar 1981 statt und gab dem Kirchenvorstand zusammen mit mir die Erlaubnis, schon vor der angepeilten Zahl von 400 Beteiligungen und in der sicheren Aussicht auf das Erreichen dieses Zieles mit der Renovierung zu beginnen, vorausgesetzt, München würde schon ein Jahr früher als geplant den erforderlichen Zuschuss geben. Unser Hauptargument dazu war die erwartete Kosteneinsparung bei der Preisentwicklung auf dem Bausektor. Und München sagte »Ja« und gab grünes Licht, am 13. März 1981.
Die erneuerte Kirche:
Am Montag, den 4. Mai, ging es mit den Bauarbeiten los. In den ersten Tagen und Wochen waren freiwillige Helfer gefragt. Im Laufe der Renovierungsmaßnahmen kamen immerhin 1400 Arbeitsstunden dabei zusammen. Der Posaunenchor ging mit gutem Beispiel voran. Die Koordinierung der Hand- und Spanndienste lag in der Hand des späteren Vertrauensmannes des Kirchenvorstandes, Herrn Balthasar Zeh. Der damalige Kirchenvorstand mit dem Vertrauensmann Fritz Bauer koordinierte die Termine und die Zusammenarbeit mit dem Bauleiter des Architekten Jürgen Lemke sowie Herrn Dr. Baur vom Landesamt für Denkmalpflege in München, der sich besonders um die Farbgebung nach den alten Befunden kümmerte.
Die Gottesdienste fanden während der zehnmonatigen Bauzeit im Gemeindehaus statt, an den drei wichtigsten Festen in der katholischen Kirche. Was alles renoviert wurde, kann nur ermessen, wer die Kirche im früheren Zustand und dann nach der Renovierung gesehen hat.
Innenansicht der Johanneskirche um 1970 ( Sammlung Fritz Sporer und Mathias Zeh )
Das Johannesfenster:
Die Gesamtrenovierung belief sich noch ohne die Orgel auf knapp 675.000 DM. Davon erbrachten die Spenden aus der Fünf-Mark-Aktion bis zuletzt etwa 340.000 DM. Der Endstand lag schließlich bei 474 Beteiligungen, wobei natürlich auch Einzelspenden und Teilzahlungen mitberücksichtigt sind. Der Zuschuss der Landeskirche betrug 200.000 DM. Etwa 60.000 DM aus Rücklagen konnten verwendet werden, und rund 75.000 DM gingen an weiteren Zuschüssen ein, wobei die Marktgemeinde Schwanstetten mit 35.000 DM den größten Teil leistete, gefolgt vom Landkreis Roth, dem Bezirk Mittelfranken, dem Landesamt für Denkmalpflege und nochmals der Landeskirche mit Sonderzuschüssen für die Lautsprecher- und Schwerhörigen Anlage und für die künstlerische Gestaltung des Abendmahlsaltars und des Johannesfensters. Für das Johannesfenster in der Turmkapelle konnten wir den Maler Walter Habdank aus Berg am Starnberger See gewinnen. Zu einem großen Teil wurde es durch eine Spende meines Vaters in Höhe von 10.000 DM finanziert, das effektive Honorar des Künstlers. Das Fenster wurde am Johannistag, dem 24. Juni 1981, in Anwesenheit von Herrn Habdank und mit einer Predigt von Pfarrer Herbert Reber aus Bayreuth eingeweiht. Zu erwähnen sind auch die Paramente, die Frau Friedrun Fuchs, die Gattin unseres Bildhauers aus Untersteinbach bei Georgensgmünd, nach meinen Vorschlägen entworfen und in Handweberei ausgeführt hat. Sie kosteten je Paar an die 800 DM. Zwei Garnituren wurden von Konfirmandenjahrgängen gestiftet und zwei von den Nachbargemeinden Leerstetten und Rednitzhembach. Das letzte Paar, die schwarzen Paramente, wurde durch eine besonders empfohlene Kollekte am Ewigkeitssonntag 1983 finanziert, an dem sie zum ersten Mal Kanzel und Altar schmückten.
Die Orgel:
Nun fehlte noch die Orgel. Sie war während der Renovierungszeit bei der Orgelbauwerkstatt Deininger & Renner in Oettingen in Auftrag gegeben worden, und zwar nach entsprechender Beratung durch Kirchenmusikdirektor Walther Haffner aus Rummelsberg, der auch die Disposition gemacht hatte. Eineinhalb Jahre nach der Wiedereinweihung der Kirche mussten wir uns mit der aus dem Gemeindesaal geholten elektronischen Orgel begnügen, bis dann am l. Advent 1983 nach dem Einbau der neuen Orgel die Einweihung durch Dekan Günter Bauer aus Schwabach vorgenommen werden konnte. Der alte Orgelprospekt aus dem Jahr 1894 blieb vollständig erhalten. Er erhielt ein völlig neues Orgelwerk mit mechanischer Traktur und neuem Spieltisch mit 13 klingenden Registern. Unsere beiden Organistinnen, Frau Grete Meyer und die junge Barbara Bartsch entdeckten schnell die vielen Feinheiten, die ihnen die neue Orgel bot.
Auch die Orgel verursachte Kosten: samt den Maler-, Elektro- und Schreinerarbeiten insgesamt etwa 123.000 DM. Außer einem Zuschuss von 10.000 DM durch das Bayer. Kultusministerium wurde alles aus Spenden aufgebracht. Als nach der Einweihung die alten Orgelpfeifen verkauft wurden, gingen sie weg wie „warme Semmeln" und brachten an die 3.000 DM ein und schmücken seitdem manche Wohnung in Schwand. Die Glocken unserer Kirche erklangen ebenfalls am 1. Advent 1983 zum sonntäglichen Mittagsläuten über den Bayerischen Rundfunk in den Äther!
Die Krippe:
Noch ein weiteres Schmuckstück haben wir seit dem vergangenen Weihnachtsfest in unserer Kirche: eine aus Lindenholz geschnitzte Weihnachtskrippe. Sie wurde von dem in Oberstaufen/Allgäu tätigen Bildhauer Fidelis Bentele geschaffen, der in diesem August 80 Jahre alt wird. Er hat das Werk zusammen mit seinem Adoptivsohn Georg Bentele-Ueker zuerst nach unseren Vorstellungen gezeichnet, dann in Ton modelliert, in Gips gegossen und dann 1984 aus einem Holzblock geschnitzt. Es ist ein schlichtes, ansprechendes Werk, etwa in der Größe von 80 cm, das die Einheit von Josef, Maria und dem Jesuskind betont. Aus den Augen des Jesuskindes schaut den Betrachter jedoch schon der Herr Christus an, der Sohn des Vaters, Gottes menschgewordene Liebe. Während des Jahres hat die Krippe ihre Aufstellung in der Turmkapelle gefunden und damit auch außerhalb der Weihnachtszeit ihren würdigen Platz. Ein letzter Beitrag noch zur Kirchenrenovierung: Der oberfränkische Ansichtskartenverlag in Bayreuth fertigte nach Aufnahme hervorragender Fotos ein Bildmäppchen an, eine Art Kirchenführer mit 16 Bildern. Diese kleine Erinnerungsgabe an die Kirche in der Form eines Leporellos sollte zur Mitfinanzierung der Orgel dienen. Inzwischen ist sie jedoch in vielen Haushalten vorhanden. Es sind noch viele davon übrig, die bei manchen Gelegenheiten gerne verschenkt werden.
Der Weg von einer erneuerten Kirche zu einer erneuerten Gemeinde ist weit. Aber die Tatsache, ein schönes, anziehendes Gotteshaus zu haben, macht jedenfalls den Gottesdienst und die Einladung schöner und leichter. Und manches an innerem Reifen ist mit der Gemeinde als ganzer und mit viel einzelnen in dieser Zeit und seither sicher geschehen.
Mai 1986 Pfarrer Gerhard Nemec
(Gerhard Nemec war von 1975 bis 1988 Pfarrer der evangelischen Johanneskirche von Schwand)
Bearbeitet und mit eigenen Bildern illustriert im März 2012
Alfred J. Köhl
zum Artikel im Schwabacher Tagblatt vom 14. 03. 2012
den Sie sich auch als *.PDF im Anhang betrachten können.