Die Glocken der Johanneskirche in Schwand:
Drei Glocken verkünden uns vom 42 m hohen Schwander Kirchturm mit ihrem Stundenschlag die Zeit, rufen zu Gebet und Gottesdienst.
Die älteste und schwerste, mit einem Gewicht von gut 18 Zentner, wurde 1548 aus den Trümmern einer noch älteren Glocke, die beim Kirchenbrand 1547 zerstört worden war, gegossen.
Die kleine Glocke entstand 1590.
Um die dritte Glocke, die Premserglocke, reiht sich eine bemerkenswerte Geschichte. Sie wurde Mitte Oktober 1754 vollendet. Der Stifter Simon Premser wurde 14 Tage vorher im Schwander Friedhof beerdigt.
Der Weg zu den Glocken führt in der Johanneskirche über die Treppe hinter dem Altar hinauf - hinter der Kanzel vorbei - zur Orgelempore. Dort, hinter der Orgel, ist ein schmaler Durchgang zur Türe in den Glockenturm.
Zuerst kommt man auf die Ebene mit der funkgesteuerten Antriebseinheit der Turmuhr. Die aus dem Jahr 1900 stammende historische Turmuhr ist mit einer Digitalfunk-Hauptuhr verbunden. Diese Synchronisierungsanlage ist wohl
einmalig in Bayern und ermöglichte den weitgehenden Erhalt der historischen Altanlage. Zusammen steuern sie nun seit dem Frühjahr 2004 sowohl die sekundengenaue Zeitangabe als auch den Glockenschlag.
Eine Etage höher befindet sich die Glockenstube mit dem Glockenstuhl und den drei Glocken:
Am Glockenstuhl findet sich folgende Inschrift:
Johann Michael Hartmann, Anno 1754 Denn 14. Oktober Zimmermeister in Schwant
"An diesem Turmtragwerk ist bemerkenswert, dass sowohl das Turmdach als auch der Glockenstuhl und die Turmgebälke unabhängig vom Turmmauerwerk auf einer gesonderten, vor den massiven Wänden stehenden Holzkonstruktion aufgelagert sind."
Zitat aus dem Gutachten des Glockensachverständigen Hans Hummel, Coburg
Die Schwander Glocken und ihre Inschriften:
Die drei Glocken bereit zum Abtransport zur "Runderneuerung" nach Nördlingen im Januar 2004.
Die kleine Glocke:
(im Bild oben die linke Glocke)
Gewicht mit Klöppel: 455 kg; Durchmesser am unteren Schlagrand: 87 cm , Schlagton: h1 + 5/16
Gegossen um 1590 durch Christoph Glockengiesser (Sohn des Hans) Umschrift in gotischen Buchstaben:
„christoph glockengiesser zu nurmberg gos mich / gottes wort bleibet ewig / glaub dem mid that / bist selig"
Die „Premser-Glocke":
(im Bild oben die Mittlere der drei Glocken)
Gewicht mit Klöppel 560 kg;
Durchmesser am unteren Schlagrand: 94 cm
Schlagton: ais'+ 3/16
Plastische Prägungen:
Das Kreuzigungsrelief
Das Markgräflich Brandenburgische Wappen mit der Umschrift:
Carl Wilhelm Friedrich Markgraf zu Brandenburg
Aufschrift Rückseite:
„Zur Ehre Gottes und seines Dienstes / ist diese neue Glocke wegen Jungfer / Maria Helene Premserin frühzeitigen / Tod von ihren Eltern Meister Simon / Premser Burger und Becker allhier und / seiner Ehefrauen Anna Maria zu dem / seeligen und unvergeslichen Andencken / gestiftet worden. Schwand / den 16. October 1754."
Umschrift:
„Conrad Stephan Z MM Camerrath und Castner in Schwobach / Heinrich Gottfried Zinn Pfarrer/Johann Ernst Lösch von Crailsheim goss mich in Roth"
Zur Geschichte des Simon Premser, des blinden Wohltäters aus Schwand
Die Große Glocke:
Gewicht mit Klöppel: 1155 kg;
Durchmesser am unteren Schlagrand: 115cm
Schlagton: fis + 8/16,
Zerschmolzen beim Kirchenbrand („Schmalkaldischer Krieg", 1547) und umgegossen 1548 durch Hans Glockengiesser zu Nürnberg. Die Frau des früheren Gaststätteninhabers "Zum Schwan" Paul Krell stiftete für diese Glocke die ansehnliche Summe von 90 Gulden.
Plastische Prägungen:
Anna Selbdritt - St. Martin mit Bettler - Christus am Kreuz mit Maria und Johannes - Kaiser Heinrich, Kaiserin Kunigunde und Muttergottes, eine Kirche tragend
Umschrift in gotischen Buchstaben:
„hans glockengiesser zu nurmberg gos mich / in maria ehr / zu gottes lob vnd ehr gehör ich"
Das Gewicht und die Erschütterungen beim Läuten der großen Glocke machten eine Sanierung des Glockenstuhls unumgänglich.
Selbst im Turm waren lange Risse infolge der Belastungen weithin sichtbar. Um weitere Schäden zu vermeiden, musste der Glockenstuhl aus dem Jahr 1754 erneuert und dabei baulich so verändert werden, dass die Glocken umgehängt werden konnten. Die große Glocke hängt nun in der Mitte und erzeugt so gleichmäßigere Schwingungskräfte.
Nachdem die Finanzierung einigermaßen gesichert war, wurde - nach einer langen Planungsphase - im Jahr 2003 mit den Bauarbeiten begonnen. Anfang Januar 2004 wurden dann zuerst die Klöppel der Glocken abgebaut und am 29. Januar 2004 die Glocken aus dem Turm entfernt und zur Restauration in das Glockenschweißwerk Hans Lachenmeyer nach Nördlingen transportiert. Dort erhielten sie neue Klöppel und die vorhandenen Stahljoche wurden durch Eichenjoche ersetzt. Dabei wurden die drei Glocken auch gleich „runderneuert".
Am 08. März kamen sie zurück nach Schwand und wurden am 12. März 2004 wieder in den Glockenstuhl eingefahren.
Quellen und Literatur:
Zusammengestellt unter Verwendung der Festschrift: "800 Jahre Kirche in Schwand", verschiedenen Ausgaben des Johanneskurier (2002 - 2004) und mit freundlicher Unterstützung des Pfarrers Gottfried Stark und des Kirchenvorstandes Friedrich Bauer. Die beiden Bilder von den "drei Glocken bereit zum Abtransport" und die große Glocke" wurden uns vom Pfarrer Gottfried Stark zur Illustration als Abzug zur Verfügung gestellt. Sie wurden von mir Digitalisiert um sie hier einfügen zu können. Wie ich inzwischen erfahren habe stammt das Bild vom Abtransport von Herrn Cölle, der auch den Turmfalken eingefügt hat.
Bedanken möchten wir uns bei Herrn Klaus Alter, Schwabach, der uns die Tonaufnahmen der Kirchenglocken zur Verfügung gestellt hat.
Schwanstetten im Dezember 2010, Dezember 2014, November 2018, Mai 2024
Alfred J. Köhl
Turmausblick nach Süden - zum Schwan