Geschichte der Katholiken in Schwand
Zusammengestellt von Walter Closmann
Katholisches Leben in unserem Bereich nach der Reformation
Man stelle sich vor:
Sonntagsgottesdienst. Wenige Gläubige haben sich in einer „Kirche" versammelt, einen früheren Pferde- und Hühnerstall, zwanzig Meter lang, vier Meter breit, rieselnder Deckenputz, modernder Fußboden, Trockenabort neben dem Eingang, Kirchenmusik von einem quietschenden Harmonium. Der Priester kommt - wie alle - zu Fuß.
Wir schreiben den 2. Juni 1940 und in der Oberfichtenmühle zwischen Rednitzhembach und Schwand feierte ein Häuflein katholischer Christen mit Geistlichen Rat Schuster aus Schwabach den ersten Gottesdienst in unserem Bereich.
Doch schauen wir zurück wie es dazu kam!
Seit der Reformation war in unserem Gebiet der katholische Glaube erloschen. Einzelne Katholiken ließen sich erst wieder nieder, als die Eisenbahn zwischen Nürnberg und Treuchtlingen gebaut wurde. Die eigentliche Seelsorgetätigkeit durfte im Schwabacher Raum erst wieder durch eine Verfügung König Ludwig I. von Bayern vom 2. Oktober 1839 aufgenommen werden.
Auszug dieser Verfügung:
„Wir genehmigen hiermit, dass in Schwabach eine selbständige Kuratie errichtet werde. Dem Sprengel der Kuratie Schwabach werden die kath. Bewohner der Stadt Schwabach, der benachbarten Märkte Kornburg und Schwand, dann die Dörfer Regelsbach, Krottenbach, Mühlhof, Rednitzhembach zur Pastorisierung zugewiesen.
Berchtesgaden, den 2. Oktober 1839, Ludwig"
Im Jahre 1930 erhielten dann die Katholiken aus Rednitzhembach und Schwand durch den schon erwähnten Geistlichen Rat Schuster die Vergünstigung, Sonntagsgottesdienste in einem Saal der Fabrik des Barons von Schlenk aus Barnsdorf , der späteren Gummifabrik in Rednitzhembach, abzuhalten.
Ab 1940 wurden Gottesdienste im von der Familie Nopitsch angemieteten Beetsaal der Oberfichtenmühle gefeiert. Die Errichtung eines Kirchleins in Rednitzhembach hatte sich zerschlagen.
In seiner Ansprache am 2. Juni 1940 führte Geistlicher Rat Schuster aus:
„. . . alle Vorbereitungen zum Kirchbau waren getroffen: der Bauplatz gekauft, die Pläne und Kostenvoranschlag von der Behörde genehmigt, da verzögerte der Mangel an Arbeitern den Beginn des Baues, und dann kam der Krieg; der Bau musste verschoben werden.."
Nach dem Krieg im Jahr 1947 übernahm die Pfarrei Wendelstein die seelsorgerliche und schulische Betreuung in Leerstetten und Schwand. Am 26. August 1950 konnte Stadtpfarrer Übler aus Schwabach das Kirchengrundstück in Schwand von der Familie Strassmeier erwerben.
Am 15. Juli 1952 wurde ein Gartengrundstück mit einem kleinen Holzhaus, dem späteren Pfarrhaus von Schwand, zugekauft. Architekt Deschmeyer aus Nürnberg entwarf die Pläne für eine Kirche.
Am 14. Juni 1953 wurde dieser Kirchenneubau durch Domkapitular Mader aus Eichstätt mit dem Namen „Heilige Dreifaltigkeit" geweiht.
Kurat Bedzula übernahm die Seelsorge. Auf Wunsch des damaligen Bürgermeisters Freytag von Schwand, der voraussah, dass der evangelische Friedhof bald zu klein sein würde, wurde der katholische Friedhof neben der neuen Kirche angelegt.
Ab dem 1. Dezember 1957 übernahm Johann Spies, bislang Kaplan in Schwabach, die Kuratie Schwand. Da in der Oberfichtenmühle nach wie vor Gottesdienste stattfanden, berichtete er:
„Es war für mich ein Erlebnis besonderer Art, 1957 in diesem Elendsraum Weihnachten zu feiern."
Mit dem Seelsorger Johann Spies begann ein Zeitalter des Aufbruches für die kath. Kirche im Bereich von Rednitzhembach, Leerstetten und Schwand. Seine erste Aufgabe war die Suche nach einem Kirchenbauplatz in Plöckendorf (Ortsteil von Rednitzhembach). Bereits im Dezember 1960 konnte Richtfest und im Mai 1961 die Einweihung der Kirche „Heilig Kreuz" gefeiert werden. Nach dem anschließenden Bau eines Pfarrhauses in Eigenleistung 1962 wurde am 28. April 1963 die Kuratie Plöckendorf von Bischoff Dr. Schröffer zur Pfarrei ernannt und der bisherige Kurat Spies zu dessen Pfarrer.
Auszug aus der Ernennungsurkunde:
„Durch gegenwärtige Urkunde errichten wir diese Pfarrei für alle Zeiten unter den nachstehenden Bestimmungen:
Die Pfarrei Plöckendorf umfasst folgende Gemeinden und Ortschaften:
die politische Gemeinde Rednitzhembach mit den Orten Rednitzhembach, Plöckendorf, Ober- und Unterfichtenmühle;
die Gemeinde Walpersdorf mit den Orten Walpersdorf, Igelsdorf, Untermainbach, Weihersmühle;
die Gemeinde Schwand;
die Gemeinde Leerstetten mit den Orten Leerstetten, Hagershof, Harm, Mittelhembach, Holzgut, Furth.
Im gleichen Jahr wurden auch die Planungen für den Kindergarten begonnen und 1965 dieser Bau mit einem zusätzlichen Pfarrsaal, Kegelbahn und einem Schwesternhaus eingeweiht.
Mittlerweile hatte sich aber auch in der Filialkirche in Schwand ein Problem aufgetan. Die dortige 1953 erbaute Kirche erwies sich als viel zu klein und war den seelsorgerlichen Anforderungen nicht mehr gewachsen. Pfarrer Johannes Spies war wiederum als Baumeister gefordert und konnte 1969 von den Familien Kapeller und Ziegler Anliegergrundstücke zum bestehenden Kirchengrundstück hinzu erwerben. Obwohl die Bistumsleitung zu diesem Zeitpunkt stark an einem Grunderwerb und Kirchenneubau im rasant wachsenden Leerstetten dachte, setzte sich letztlich der Vorschlag von Pfarrer Spies für einen Neubau am bestehenden Kirchengrundstück in Schwand durch, weil das angebotene Grundstück in Leerstetten wegen einer Querlaufenden Fernwasserleitung nicht sinnvoll für einen Kirchenbau erschien.
Nach langen und zähen Vorverhandlungen konnte am 25. September 1977 der Grundstein für das neue Kirchenzentrum Heiligste Dreifaltigkeit gelegt werden.
Die alte, 1953 erbaute kleine Kirche wurde abgerissen. Der Glockenturm mit Glocke fand einen Platz im Friedhof.
Domkapitular Reitzer wies bei der Grundsteinlegung auf folgende wesentliche Sinnmitte hin:
„Die Mauern der neuen Kirche sollten ein Zeichen sein, dass sich die Menschen unter das Kreuz stellen und erkennen sollen, dass sie von Gott abhängig sind . . ."
Das Richtfest konnte bereits am 17. März, die Glockenweihe am 23. April 1978 gefeiert werden. Letztere nahm Abt Dominikus aus Plankstetten vor und widmete die Glocken Maria, Peter und Paul, Johannes Evangelist und Elisabeth. Die Kirchenweihe fand am 25. Juni 1978 durch den Diözesanbischof Dr. Alois Brems statt. Er setzte im Altar Reliquien des heiligen Justin und der heiligen Agnes bei. Das Kirchenzentrum umfasst neben der Kirche ein Jugendheim mit Versammlungsräumen, ein von der Mesnerfamilie bewohntes Pfarrhaus, Pfarrbüro, Leichenhalle, Abstellräume und Parkplätze.
Das Architektenpaar Adolf und Helga Schnierle beschrieben die Kirchenanlage folgendermaßen:
„. . . Chance, eine eigenständige, dorfartige Gebäudegruppe auf dem höchsten Punkt des Baugeländes zu konzipieren, die allseitig einen eigenständigen Bezirk als Hof der Begegnung für die gesamte künftige Gemeinde umschließt mit Hauptzugang aus dem Ortskern durch den Glockenturm."
Pfarrer Johann Spies fand hierzu folgende Worte:
„Die Anlage ist eigenwillig, modern, aber deutlich als Kirchenzentrum zu erkennen. Der Kirchenbesucher geht unter dem Glockenturm hindurch in einem Innenhof, dessen Zentrum ein Brunnen bildet. Er ist flankiert vom Pfarr- und Jugendheim, Pfarr- bzw. Mesnerhaus und Leichenhalle. Harfenartig steigt die Kirche empor, wie eine Schnecke, die sich hochwindet - bis zum Kreuz. Ein Meisterwerk ist sein Innenraum. Das Vieleck wird auf den Altar hin zentriert. Alle tragenden Elemente sind aus Holzleimtechnik entwickelt und werden von einer Säule getragen. In dieser Säule ist der Tabernakel eingearbeitet. Jeder Holzbalken sieht anders aus. Theologische Aussage: Keiner von uns ist gleich. Wir sind sehr kantig und verschieden. Wir brauchen einander und tragen einander. „wenn ein Glied leidet, leiden alle Glieder mit, wenn ein Glied geehrt wird, freuen sich alle mit." (1.Kor. 12.26)." Herrliche, alte Figuren, teilweise aus dem Kunstmuseum in Eichstätt, fügen sich gut ein und erfüllen hier ihren Zweck, Gebet und Meditation anzuregen."
Baulich gesehen wurde 1983 mit der Errichtung einer Altenwohnanlage ein vorläufiger Schlusspunkt im Bereich Kirchenzentrum gesetzt.
Im Jahre 1987 fand in Schwanstetten die erste Fronleichnamsprozession statt. Die neue Orgel des Pfarrzentrums wurde im März 1988 festlich eingeweiht.
1990 konnte im Gemeindezentrum an der Sperbersloher Straße der 3-gruppige kath. Kindergarten „Sankt Martin" seiner Bestimmung übergeben werden. Diese Einrichtung wurde 2000 erweitert durch den 1-gruppigen Hort „Don Bosco". Die dadurch entfallenden Jugendräume im Untergeschoss führten dazu, dass im Jahre 2003 im Kirchenzentrum wiederum gebaut werden musste. Als Anbau am bestehenden Jugend- und Pfarrheim wurden neue und verbesserte Räume für die Jugend- und Erwachsenenarbeit geschaffen sowie die alten Einrichtungen saniert.
Zusammengestellt durch
Walter Closmann
(Kirchenpfleger „Heiligste Dreifaltigkeit" Schwanstetten)
ergänzt um die Information:
Dadurch, dass die Jugendräume unter dem Kindergarten durch den Anbau im Kirchenzentrum "frei" geworden waren, konnte im September 2002 der Hort im Kindergarten eröffnet werden.
Durch einen Anbau wurde 2012 eine Kinderkrippe (für 1 bis 3 jährige Kinder) ebenfalls im Kinderhaus integriert. Dabei wurden auch die Außenanlagen erweitert, es wurde so ein "Kinder-Garten"!
Schwanstetten im September 2007, Januar 2024
für das Internet bearbeitet durch Alfred J. Köhl