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Decke - kurz nach Sonnenaufgang im Sommer

Das Dach - aufgenommen kurz nach Sonnenaufgang im Sommer. Ein Zeitpunkt an dem der indirekte Lichteinfall eine ganz besondere Stimmung erzeugt.

Das Dachtragwerk der Kirche

(Auszug aus dem Vortrag zum Tag des offenen Denkmals am 09. 09. 2012,
gehalten von Alfred J. Köhl im Pfarrsaal des Kirchenzentrums)

 

Egal von welchem der 3 Eingänge aus man das Gotteshaus betritt, der Blick bleibt eigentlich immer auf Höhe des Kruzifixes hängen. Selten schweift er weiter nach oben – wie z.B. in den barocken Kirchen, in denen ja „der Himmel offen zu sein scheint“.
Ich möchte Sie heute dazu anhalten, einmal auch in unserer Kirche den Blick – bewusst - „nach oben“ zu richten. Auch wenn „der Himmel“ hier seine technische Funktion unverhüllt zeigt, lohnt es sich doch, auch einmal dies aufmerksam zu betrachten. Denn eine gewisse Ästhetik kann man dieser Dachkonstruktion nicht absprechen.
 




In diesem modernen Kirchenbau der nachkonzilliaren Ära versuchten die beiden Architekten im Gotteshaus durch die Form des Raumes der gesamten Kirchengemeinde, einschließlich der Sänger zu ermöglichen, sich um den Tisch des Herrn zu versammeln.
Das ganze sollte dann wie bei einem Zelt – mit nur einer Stütze – überdacht werden. (Lied: Ein Haus voll Glorie … Seht Gottes Zelt auf Erden …)
 



„Die tragenden Elemente sind in Holzleimkonstruktion ausgeführt, wobei die radial angeordneten, raumbestimmenden Dachhauptträger von einer einzigen Stütze aufgenommen werden. Dieses bedeutende Konstruktionselement wurde auch zum Aufbewahrungsort des Allerheiligsten im Tabernakel bestimmt.
 
Die vorgenommene Platzierung aller Tageslichtquellen sollte von jedem Platz aus den ungeschützten, unmittelbaren Blick in die Lichtquelle verhindern, so geschieht die Raumausleuchtung ausschließlich durch Reflexion über die reinweisen Mauerflächen“. (Soweit die Architekten).
 




Die gesamte Konstruktion wurde so ausgeführt, dass alle wichtigen tragenden Teile sichtbar sind, die Leimbinder, die Sparren, die Stützen und die Verankerungen des Mauerwerks (das hier aber Beton ist). Die einzelnen Dachelemente greifen ineinander und stützen sich gegenseitig um dann endgültig in der einen Mittel-Stütze ihren Halt zu bekommen. Und dabei ist jeder Balken anders (so wie auch wir Menschen – wie Pfarrer Spies gern sagte).
 





Die von den Architekten gewählte Lichtführung erzeugt je nach Jahres- und Tageszeit unterschiedliche Effekte:
Einige davon möchte ich ihnen zeigen – um dann zusammen mit ihnen das Dachtragwerk in der Kirche bewusst anzuschauen.


 



Nun möchte ich Sie einladen einmal mit dem Blick nach oben die Kirche neu zu entdecken. Nehmen Sie in der Kirche Platz – vielleicht auch auf dem Sängerpodest, oder auf der Empore - und lassen den Raum – und die Klänge der Orgel – auf sich wirken.


 

Schwanstetten im August 2012, ergänzt im Juni 2013

Alfred J. Köhl