Ortsteil Furth
Haus Nr. 12a. Austragshaus,
erdgeschossiger Fachwerkbau, 1. Hälfte 19. Jh. (Fl.Nr. 798)
Hausname: Austragshaus
Situation: Das giebelständige Häuschen steht im historischen Ortskern Furths. Es ist Bestandteil der alten Hofstelle "Furth 12" und steht zum Hauptgebäude parallel. Zwischen beiden Gebäuden befindet sich der Hof, heute ein Wiesengarten. Das Gebäude setzt an dieser Stelle einen gewachsenen und bestimmenden Akzent, der es städtebaulich unverzichtbar macht. Daneben ist es ein wichtiges architekturgeschichtliches, volkskundliches und sozialgeschichtliches Denkmal für den Ort Furth.
Datierung: Auf dem Urkataster von 1832 ist das Gebäude bereits vorhanden. Allerdings wird es wohl nicht viel früher errichtet worden sein, wofür sowohl die Strebenkonstruktion des Fachwerks als auch der Phänotyp spricht. Die Bohlenbalkendecke der Stube entspringt der barocken Tradition, wie auch die Raumaufteilung.
Die Balken des Dachstuhls sind trotz Beilung z. T. oberflächensichtig, was für eine Datierung in die 2. Hälfte des 19. Jh. spricht.
Geschichtlicher Zusammenhang: Die Raumaufteilung ist nahezu identisch mit dem Hirtenhaus in Schwand: Rother Straße 8. Dies spricht für einen feststehenden Gebäudetyp. Das Haus wurde damals als Austragshaus errichtet und wohl gegen 1900, lt. mündlicher Überlieferung, als Wohnhaus genutzt. Kurz nach dem 2. Weltkrieg wohnten hier zwei Flüchtlingsfamilien. Später wurde das Haus als Ferienhaus genutzt. Zurzeit steht es leer.
Baugeschichte: Um 1800 erbaut, der Dachstuhl wohl in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts. Wohl in den Dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts wurde die Stube renoviert und ein neuer Kachelofen erstellt. Der rückwärtige Stallraum wurde wohl erst nach dem II. Weltkrieg zu einem Wohnraum umgestaltet. Dabei wurde die Stube und andere Gebäudeteile überformt.
Beschreibung: Das giebelständige Häuschen wird über die Hofeinfahrt und das Hofgelände von Haus Nr. 12, von Westen her, erschlossen. Eine weitere Erschließung stellt die Hofzufahrt von dem Weg zu Haus Nr. 18, nördlich, dar.
Außen: Das kleine, erdgeschossige Gebäude steht über querrechteckigem Grundriß. Deutlich leitet sich die Architektur von der barocken Wohnstalltradition her. Die traufseitige Hauptfassade deutet die innere Nutzung an. Links von der mittigen Haustür erkennt man ein Kammerfenster, rechts von ihr ein Stubenfenster. Beide Fenster wurden später vergrößert, wie man an der Fachwerkkonstruktion des Erdgeschosses erkennt. Auch auf der östlichen Traufseite werden die Fenster nach ihrer Nutzung unterschieden: links ein kleines Küchenfenster und rechts ein noch kleineres Stallfensterchen.
Innen: Das Haus wird durch einen kleinen mittigen Flur erschlossen, der rückwärtig in eine schmale Erschließung des Dachgeschosses (DG) mündet.
Das Innere des Hauses wird derzeit von einer volkskundlich und denkmalpflegerisch interessanten Abfolge der Raumgestaltungen, -nutzungen und Ausstattungen bestimmt. Auch das Innere folgt in der Anlage der barocken Tradition. Auf der rechten Haushälfte befindet sich die Stube mit Bohlenbalkendecke und Kachelofen. Rückwärtig ist die schmale Küche mit erhaltenem Rauchfang und offener Feuerstelle. Auf der linken Seite folgt auf die frontseitige Kammer ein rückwärtiger, ehemaliger Stall, der zu einem Schlafzimmer umgebaut wurde.
Das DG wird über eine sehr einfache, schmale, gewendete Stiege am Ende des Gangs erschlossen. Im DG befindet sich eine verfallende Dachkammer, die wohl auch einmal als Schlafkammer diente.
Ausstattungsdetails: Kachelofen, Wandverkleidung und Bohlenbalkendecke in der Stube; Fenster; Läden; überall viele Fassungsfolgen, komplette jüngere Ausstattungen (mit Bildern und einem Aquarell, die volkskundlich interessant sind).
Konstruktion: erdgeschossiger Ständerstreben-Fachwerkbau mit Satteldach auf schmalem Sandsteinsockel.
Innenkonstruktion Fachwerk, Gefache mit Ziegeln gefüllt, verputzt; Wand zwischen Stube und Küche wohl massiv, wegen der Feuerstelle.; der Kamin in der Küche ist erhalten, aber er ist unterhalb der Dachhaut abgebrochen.
Böden: in Flur und Küche Fliesen, sonst Riemen
Decken: In Stube Bohlenbalkendecke; Kammer mit Fehlboden, verputzt.
Dachstuhl: doppelt stehender Kehlbalkenstuhl, gebeilt, gezapft, z. T. rindensichtig. Dachdeckung mit Bibertaschen, einfach, stellenweise durch Strangfalzziegel ersetzt.
Türen und Fenster: Fenster zu Stube und Kammer wohl ursprünglich mit kleineren Kreuzstockfenstern und einfachen Schlagläden. Sonst sehr kleine Fensteröffnungen mit einflügeligen Schlagläden. Zum Teil finden sich ältere Fenster mit Winkelbandeisen und Spangenkloben. Die Türen sind einfache Brettertüren, die wohl späterer Herkunft sind, aber z. T. noch ins 19. Jahrhundert gehören.
Nutzung: Das Haus steht leer. Es besitzt noch keine Abortanlage. Der Eigentümer denkt an einen Verkauf des Hauses. (Stand 1995)
Erhaltungszustand:
Außen: Fachwerk verwittert, z.T. angemorscht, z. T. massiver Schädlingsbefall; kein Fallwasserableitungssystem auf der Ostseite; Dach stellenweise etwas undicht.
Innenräume ungepflegt, vernachlässigt, scheinbar trocken. Im Fachwerk des EG wie im Dachstuhl verbreitet Schädlingsbefall.
Bei einer Sanierung ist mit vergleichsweise hohen, aber lohnenden Investitionen zu rechnen.
Allgemeines Urteil: Gut überliefertes Denkmal. Gefährdet
Quelle und Literatur:
Denkmalkartierung von 1995 - Marktgemeinde Schwanstetten, Autor M.A Hermann Schubach
Literatur: Denkmäler in Bayern, Bd. 5 - Mittelfr., hrsg. Michael Petzet, München 1986, S. 476
Weitergehende Informationen finden Sie unter:Literaturverzeichnis
Schwanstetten im April 2010, ergänzt im Juni 2023
Alfred J. Köhl
Als Anlage finden Sie Das Ergebnis einer Bestandsaufnahme von Architekturstudenten des Ohm Nürnberg.
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