Markt Schwand
Auszug aus der Denkmalkartierung von 1995
erstellt durch Hermann Schubach M.A.
Es wird vermutet, dass Schwand eine Rodungssiedlung ist. Bisher wurde das durch den Namen, der darauf hinweist, belegt. Von den Forschungen des Friedrich Eigler kann dies aber ebenfalls untermauert werden. Er verweist auf die regelmäßigen Plangewanne und die ungewöhnliche Einheitlichkeit der Ortsherrschaft bis in das 14. Jahrhundert, was ein untrügliches Zeichen für eine gewollte, jüngere Anlage ist (Historischer Atlas, S. 71). Die Entstehung im 11. oder frühen 12. Jahrhundert kann damit als gesichert gelten. In den Quellen ist Schwand erstmals im „Pontifikale Gundekarianum“ erwähnt. Dort wird die Weihe einer Kirche in Schwand gegen 1186 erwähnt. Die Erwähnung eines „oppidum swant“ 1273 und 1281 anlässlich eines Erwerbs durch die Burggrafen von Nürnberg, reicht wegen der mittelalterlichen Bedeutungsbreite der lateinischen Vokabel „oppidum“ nicht aus, um eine befestigte Siedlung anzunehmen. Schwand liegt am Kreuzungspunkt von zwei historisch wichtigen Straßen. Die eine führte von Nürnberg über Kornburg, Leerstetten, Schwand und Meckenlohe südwärts ins Altbayerische, die andere, die Venetianerstraße, durch Birkenlach, Pyrbaum einerseits und Harrlach, Allersberg andererseits südöstlich in die Oberpfalz.
Zahl der Anwesen:
1370 - 53
1440 - 44
1680 - 60
1690 - 68 (bei ca. 470 Einwohnern)
Einwohnerzahlen:
1840 - 599
1900 - 619
1910 - 679
1933 - 661
1946 - 1037
1950 - 1034
1960 - 1009
1968 - 1304
Eine einheitliche Wohnform kann für Schwand nicht festgelegt werden. Sie ist traditionell differenzierter als in den umliegenden Ortschaften. Schon die Bebauung der Ortschaft beiderseits der Furth (später Brücke) über den Hembach stellt ein eigenes städtebauliches Problem dar, das so in den umliegenden Ortschaften nicht existiert. Dieses Phänomen erklärt sich jedoch daraus, dass Schwand nicht zwei Siedlungskerne hat, sondern daraus, dass der Hembach kein Grenzfluss ist, was in der Regel immer zu einer beidseitigen Besiedlung führte. Hier stellt sich die Besiedlung so dar, dass die Bebauung nördlich des Hembachs wohl wegen der Kirchennähe zu einer Herausbildung eines politischen Zentrums mit Richterwohn- und Amtssitz, Pfarrhaus, Schule und herrschaftlicher Wildmeisterei geführt hat.
Südlich des Hembachs an der Wegekreuzung entstand der eigentliche Markt mit Taverne, Handwerkeransiedlungen und Bauernhöfen. In der Peripherie des südlichen Ortes sind die Erweiterung des Barock und des 19. Jahrhunderts. Letztere stellen sich auf den Flurkarten gut dar. Die auffällige unzentrale Lage der Kirche am ehemaligen Ortsrand beruht wohl auf dem vergleichsweise späten Kirchbau und den daraus entstehenden Problemen mit der Grundstücksstiftungen für diese in Schwand.
Die Bebauung des südlichen Ortskerns ist wohl bereits seit dem 17. Jahrhundert zweigeschossig (Schwan, Büttelhaus etc.). Sie wurde ursprünglich mit Satteldach ausgeführt. Doch lassen sich seit der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts hier auch Walmdachbauten nachweisen (Brauhaus). Die Bauernhäuser waren häufig erdgeschossige mit Satteldach, aber auf älteren Fotografien lassen sich auch zweigeschossige Bauernhäuser des 17. Jahrhunderts belegen. In der oben angesprochenen Peripherie wurden dagegen nur erdgeschossige Satteldachbauten ausgeführt, wie man sie von den umliegenden Straßendörfern kennt.
Interessant ist die Bebauung nördlich des Hembachs. Dort waren auch die politisch relevanten Gebäude zunächst erdgeschossig mit Satteldach. Die ersten zweigeschossigen Anlagen wurden hier im 18. Jahrhundert mit Walmdach ausgeführt. Es waren kirchliche Gebäude. Die anderen Häuser wurden erst im 19. bzw. Anfang des 20. Jahrhunderts erbaut oder aufgestockt. Schwand ist der einzige Ort in der Gemeinde, der einen echten zentralen Dorfplatz an der Hauptkreuzung aufweist. Die Bebauung ist historisch abwechslungsreicher, wobei dem Walmdach eine anfängliche Bedeutungsperspektive zugesprochen werden muss, die im 19.Jahrhundert eine Verbreiterung erfuhr. Letzteres ist ähnlich in Leerstetten, wo durch das Walmdach ebenfalls eine besondere Architektur und Bedeutung betont wurde.
Denkmäler in Bayern V Landkreis Roth - hier: Ortsteil Schwand
http://geoportal.bayern.de/bayernatlas-klassik/denkmal?lon=4436553.0&lat=5462805.0&zoom=12&base=904
Link zum Bayerischen Denkmalatlas - Schwand. Hier finden Sie auch die aktuelle:
Denkmalliste des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege - Stand 09/2015
http://geodaten.bayern.de/denkmal_static_data/externe_denkmalliste/pdf/denkmalliste_merge_576132.pdf
(Wenn Sie den Link anklicken dann kommt es automatisch zum "download" der Liste. Sie finden sie im voreingestellten Verzeichnis, meist im Ordner "Downloads")
Allersberger Straße 1. Zugehörig große Scheune mit Fachwerk, bez. 1849. [Fl.Nr. 43]
Allersberger Straße 4. Erdgeschossiges Wohnstallhaus, massiv mit Fachwerkgiebeln, 1. Hälfte 19. Jh. [Fl. Nr. 70]
Allersberger Straße 6a. Hierzu Scheune, Fachwerkbau, einseitig Dachvorstand, Anfang 18. Jh. [Fl.Nr. 60]
Allersberger Straße 21. Erdgeschossiges Wohnstallhaus, Sandstein, Mitte 19. Jh.;
Fachwerkscheune von 1908. [Fl.Nr. 430]
Boxlohe 2/4. Häusergruppe, zwei Traufseitbauten, Obergeschosse Fachwerk, Mitte 18. Jh., 1911 und 1962 aufgestockt. [Fl.Nr. 25, 26]
Boxlohe 5. Ehem. Austragshaus, erdgeschossiger Satteldachbau, Giebel Fachwerk verputzt bez. 1766, [Fl.Nr. 28]
Boxlohe 9. Mühlenanwesen; Mühlengebäude, Ziegelsteinbau, bez. 1900 [Fl. Nr. 30/1]
= Mühlgasse 6
Marktplatz 7. Erbtaverne zum Schwan, stattlicher Giebelbau, Obergeschoss und Giebel
reiches Zierfachwerk, 17. Jh. [Fl.Nr. 103]
Nürnberger Straße 1a. Ehem. Büttelhaus, Satteldach, Obergeschoß Fachwerk, 18. Jh. [Fl.Nr. 126]
Nürnberger Straße 12. Ehem. Schulhaus, zweigeschossiger Sandsteinquaderbau mit Walmdach, bez. 1831. [Fl.Nr. 24]
Nürnberger Straße 15. Wohnhaus, zweigeschossiger Mansarddachbau mit Aufzugserker, Ende 18. Jh. [Fl.Nr. 9]
Nürnberger Straße 15a. Hopfenbauernhaus, erdgeschossiger Sandsteinquaderbau,
Steilsatteldach, bez. 1889. [Fl.Nr. 6]
Nürnberger Straße 19. Ehem. Schulhaus, Satteldachbau, 18. Jh., Fachwerkobergeschoß von 1815. [Fl.Nr. 7]
Nürnberger Straße 21. Evang.-Luth. Pfarrkirche St. Johannes d. T., Chorturmuntergeschoß
mittelalterlich, Langhaus 1753 im Markgrafenstil; mit Ausstattung;
Kirchhofummauerung 18. Jh. [Fl.Nr. 3]
Rednitzhembacher Straße 5. Ehem. Bauernhaus, erdgeschossiger Satteldachbau,
Sandsteinquader-Giebel mit Aufsätzen, bez. 1769,
im Kern 2. Hälfte des 17. Jh. [Fl.Nr. 106]
Rednitzhembacher Straße 11/13. Kleinhaus, erdgeschossiges traufseitiges Doppelhaus,
Fachwerk, 1.Hälfte des 19.Jh. [Fl.Nr.ll2, 113]
Rednitzhembacher Straße 15. Erdgeschossiges Kleinhaus, verputztes Fachwerk,
1. Hälfte des 19. Jh. [Fl.Nr. 114]
Rosengasse 1. Gasthaus, erdgeschossiger Sändsteinquaderbau, bez. 1859. [Fl.Nr. 67]
Rother Straße 1. Wappenstein, wohl 18. Jh. [Fl.Nr. 75]
(nicht mehr in der aktuellen Liste)
Rother Straße 6. Bauernhaus, erdgeschossiger Satteldachhaus,
Sandsteinquader bez. 1867, [Fl.Nr. 97]
Rother Straße 8 ehem. Hirtenhaus, erdgeschossiges Kleinhaus, Mitte 19. Jh. [Fl.Nr. 95]
Grenzstein, 1575.; an der Straße nach Harrlach.
Steinkreuz, 1633; Alte Straße / Nürnberger Straße, an der Weggabelung nach Leerstellen.
Steinkreuz, nachmittelalterlich; südlich vom Ort, am Weg nach Pruppach.
Untere Denkmalschutzbehörde Landkreis Roth
Nürnberger Straße Kriegerdenkmal, kniender Soldat auf Postament,
von Heinz Hench, 1921. [Gemarkung Schwand b. Nürnberg, FI.Nr. 163/28]
Nachtrag vom 17. 12. 2003:
Traumühlweg 17, Mühlengehöft; erdgeschossiges Wohnhaus, Mitte 19. Jh.; Fachwerkscheune, 17. Jh.
Bodendenkmäler im Gebiet des Ortsteils Schwand:
Auf der freien Fläche zwischen der Bebauung des Ortsteiles und des Wochenendgebietes:
Siedlung vorgeschichtlicher Zeitstellung (vor 1500 v.Chr.)
Neben der Straße nach Harrlach, an der ersten Weggabelung südlich des kleinen Wäldchens:
Mittelalterlicher Turmhügel
An der evangelischen Pfarrkirche St. Johannes:
Mittelalterliche und Frühneuzeitliche Befunde, Friedhof des Mittelalters, der frühen Neuzeit und der Neuzeit.
Quelle: Denkmalkartierung 1995 der Marktgemeinde Schwanstetten
Literaturverzeichnis
Schwanstetten im September 2007, ergänzt im September 2015
Alfred J. Köhl