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Pfarrer Karl Plesch 
aufgeschrieben von Hans Volkert

Der von Ermershausen in Oberfranken im Jahr 1925 ... nach Leerstetten versetzte Pfarrer Karl Plesch war am 12. 11. 1879 geboren.

Während seiner fast 25-jährigen Tätigkeit als Seelsorger in der Kirchengemeinde Leerstetten, zu der auch die damalige Ortschaft Großschwarzenlohe gehörte, führte er sorgfältig und gegenüber der Schuljugend manchmal auch streng sein Amt aus.

Vor allem beim Auswendiglernen vieler Stellen im "Kleinen Katechismus" und mancher Liedverse aus dem Gesangbuch kannte er keinen Pardon. Gefürchtet waren bei den Buben die verabreichten "Kopfnüsse", wenn es bei jenen an Lerneifer fehlte.




Nicht selten musste er - neben dem Dorflehrer - auch die elterliche (Erziehungs- )Gewalt der zum Militär einberufenen Väter ersetzen.

Seine Ehefrau, die auch als "Frau Pfarrer" betitelt wurde, kümmerte sich hilfreich um die Gemeindeglieder, wenn jene Hilfe, etwa im Krankheitsfall, nötig hatten.

Neben dem Ehepaar Plesch wohnten anfangs auch die Tochter Ilse und der Sohn Werner im Pfarrhaus.
Darüber hinaus besaß die besagte Familie noch einen Hund, "Mucki" genannt. Damals empfanden die Dorfbewohner es höchst sonderbar, wenn Mucki von Herrchen oder Frauchen - im Gegensatz zu heute - durch das Dorf geführt wurde.

Pfarrer Plesch war damals schon ein begeisterter Autofahrer. Sein Pkw., Marke: "Wanderer" ist noch gut in der Erinnerung von Zeitgenossen, vor allem weil das Autohorn mit einem lauten "Mäh" die übrigen Passanten vor den seltenen Gefahren des Straßenverkehrs warnte.

Da das Pfarrhausgrundstücke teils mit einer Hecke, teils mit einem hohen Zaun umgeben war, drang selten etwas Privates von der Familie Plesch nach draußen. Trotzdem war der Sohn Werner auch immer außerhalb des pfarramtlichen Grundstücks anzutreffen, etwa beim Tabakanhängen im landwirtschaftlichen Betrieb des Nachbarn Johann Müller oder auch beim Sporttreiben.


 

In einer Aufnahme ist der große militärische Umzug im Ort anlässlich des Erntefestes 1936 dokumentiert. Was mag wohl der Geistliche im Anblick dieser vielen Hakenkreuzfahnen gedacht haben?
Auf zwei weiteren Bildern ist der im Jahr 1934 durchgeführte Ernte-Festzug festgehalten. Der Siedelweiher und seine Umgebung wurden von der Familie Plesch gern aufgesucht. Dieser diente auch neben der Dorfjugend dem "Mucki" als Badeweiher.








Eine weitere Aufnahme zeigt z, B. Pfarrer Plesch beim Aufschichten gespaltenen Brennholzes. Sicherlich war diese Handtätigkeit eine willkommene Abwechslung im geistigen Tätigkeitsablauf eines Seelsorgers.




Andere Fotos zeigen den Sohn Werner, der offensichtlich etwas für das Militär übrig hatte.



Leider fiel der am 20. 11. 1923 in Ermershausen geborene Werner am 18. 3. 1944 in Bulganok/UdSSR.



Wann die seelsorgerliche Tätigkeit von Pfarrer Plesch in Leerstetten endete, kann ich nicht mehr sicher feststellen. Jedenfalls predigte sein Nachfolger Pfarrer Reinhold erstmals zum Reformationsfest 1949. Vermutlich mussste die Kirchengemeinde in Leerstetten eine kurze Vakanzzeit auf sich nehmen.


Am 12. 1. 1950 verließen die Eheleute Plesch Leerstetten, um in Bayreuth den Ruhestand zu genießen.
 
 


1918 - 1925 war er Geistlicher bei der 19. Bayr. Feldlazarrett, 200. Infanteriedivision


Diesen kleinen Einblick in das Privatleben der Familie Plesch gewähren einige Fotografien, die viel später die Tochter Ilse Bader zur Verfügung stellte

 

 

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Alfred J. Köhl