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Wald und Förster

Die Jagd im Wandel

Mit dem Übergang zur „preußischen“ und danach zur „bayerischen Herrschaft“ änderte sich die Jagd. Die neuen Herren hatten bessere Reviere und so konnte auch der Wildbestand niedriger gehalten werden. Dem preußischen Verwalter Hardenberg war das Wohlergehen der Bevölkerung wichtiger als das des Wildes. Trotzdem durften die ansässigen Bauern nicht jagen, das war den Förstern und Jägern vorbehalten. Bis die jetzigen Jagdgrundlagen geschaffen waren, vergingen noch Jahrzehnte.
Erst die bürgerliche Revolution von 1848 beendete die Feudaljagd. Jetzt änderte sich das Jagdrecht zu Gunsten aller Bürger. Die Parlamentarier der Paulskirche binden das Jagdrecht an den eigenen Grund und Boden. Nur Eigentümer eines Areals mit einer zusammenhängenden Mindestgröße durften die dort lebenden Tiere erlegen. Durch diese neue Jagdfreiheit werden allerdings die Tierbestände von den Grundbesitzern stark dezimiert.
Durch eine Neuregelung des Jagdrechtes wurde dieser Zustand beseitigt. Geregelt wurde es 1934 im Reichsjagdgesetz. Die Hege und Pflege, festgelegte Jagd und Schonzeiten und eine strenge Jägerprüfung wurden nun Pflicht.
Das spätere Bundesjagdgesetz hat viele Elemente des Reichsjagdgesetzes übernommen. 1974 wurde das Bundesjagdgesetz novelliert. Der Schutz des Forstes und der Artenschutz wurden immer wichtiger. Und heute wird dazu außerdem eine ökologische Jagd gefordert.

Die Waldbewirtschaftung  

Die Waldbewirtschaftung glich damals eher einer „Ernte“. So wie man ein Getreidefeld „erntete“, so auch den Wald = Kahlschlag. Und die Wiederaufforstung erfolgte mit der schnell und auf dem in unserer Gegend vorherrschenden Sandboden gut wachsenden Kiefer. Die immer wiederkehrenden „Katastrophen“ waren so vor-programmiert. Und versuchte man es wirklich mal mit einem „Mischwald“, dann sorgte der immer noch hohe Wildbestand durch den Verbiss der Blattbäume dafür, dass doch nur die Kiefer übrig blieb. Unser „Steckerleswald“ entstand.

"Probleme" mit den Waldschädlingen und Waldschäden

Waldschädlinge wie Kiefernspanner, Forleule, dazu dann noch Schneebruch und schließlich Sturmschäden setzten in den folgenden Jahren – und das bis heute - dem Wald zu.
1892 bis 1895 war es die Witterung, die es dem Kiefernspanner ermöglichte, sich in den gleichaltrigen Kiefernwäldern explosionsartig zu vermehren. Ergebnis: es mussten 1.300.000 Festmeter Holz eingeschlagen werden. Aus ganz Deutschland kamen Holzhauer zu uns, überwiegend „Bayerwäldler“.
Doch wer kauft diese Mengen Holz? 80% des Holzes waren Grubenholz und wurden in das Saar- und Ruhrgebiet geschafft. Aber die restlichen 20% waren immer noch 260.000 fm. Auch gingen damals die Holzdiebstähle auf einen denkwürdigen Tiefststand zurück, denn große Mengen von Abfallholz blieben im Wald zurück.
Eine auffällige Nebenerscheinung war außerdem, dass sich auf den Kahlflächen Rehe, Hasen, Birkwild, Auerwild und Rebhühner ungewöhnlich vermehrten.

 

In Schwand entstand das Dampfsägewerk Brunner – ein „dominanter“ Betrieb, der die ganze Marktgemeinde „umkrempelte“. Bis zu 90 Beschäftigte arbeiteten in der Holzwarenfabrik. Zumeist alleinstehende Männer, die in ihrer Freizeit „Zerstreuung“ suchten und die Wirtschaften „aufmischten“.

 


Zur Beruhigung beantragte der damalige Bürgermeister sogar die Errichtung einer eigenen Gendarmeriestation in Schwand. Einige der Männer aber gründeten hier Familien und blieben – als Katholische in einem rein evangelischen Gebiet. Die Arbeit, um das ganze Schadholz aufzuarbeiten, reichte für ein gutes Jahrzehnt.

 
Aber schon 1930 gab es wieder „Nachschub“ an Schadholz. Diesmal war es die Forleule, die dazu führte, dass 100.000 Festmeter Holz eingeschlagen werden mussten. Nun war es das Sägewerk Baumann, das davon profitierte und zusätzliche Arbeit bekam. Schließlich mussten 1934 die „Notstandsarbeiter“ ran, die für die anstehende Wiederaufforstung eingesetzt wurden. Für 20 Mark mussten sie eine ganze Woche = 40 Stunden im Wald arbeiten um nicht ihre Arbeitslosenunterstützung zu riskieren.
Man hatte versucht, die Forleule mit Arsen aus der Luft zu bekämpfen. Die Bauern waren verpflichtet, auch damals wieder „Frondienste“ zu leisten. Landwirt Hofer aus Gauchsdorf tränkte seine Pferde nach dem Spritzen an einem naheliegenden Bach und trank anschließend selbst. Sowohl er als auch seine beiden Rösser haben das nicht überlebt.
280 ha mussten erneut als Schadholz eingeschlagen werden. Der Holzanfall: 100.000 fm


Im Wald bei Schwand gab es zu dieser Zeit immer noch die große Sanddüne, die ehemalige „Ting – Stätte“ unserer Vorfahren. Ein Relikt aus der letzten Eiszeit. Ein ständig wehender, kräftiger Wind hatte damals aus westlicher Richtung den feinen Quarzsand herangeweht, der sich hier dann zu dieser mächtigen Düne anhäufte.


Da sich aber die Machthaber des „1000jährigen Reiches“ durch monumentale Bauwerke verewigen wollten, brauchten sie Baumaterial – so auch Unmengen von Sand. Und deswegen wurde diese Sanddüne innerhalb weniger Jahre abgebaggert, nach Nürnberg transportiert, als Zuschlag für Mörtel genutzt und im „Kongresszentrum“ verbaut. Der Platz, an dem einmal diese Düne mit dem Galgen von Schwand stand, an dem sich Kinder Jahrhunderte lang austoben und spielen konnten – heute erinnert nur noch ein Straßenschild daran.



 
Erst nach dem II. Weltkrieg besann man sich so richtig auf den Waldumbau und versuchte mit Zäunen gegen den Wildverbiss anzugehen, den Boden zu kalken und mit Lupinensaat zu verbessern. Die Wege wurden befestigt, Gräben gezogen, Neuanpflanzungen als Mischwald angelegt.
Dennoch statteten 1956 die Raupen der Kieferneule und 1959/60 die der Kiefernbuschhornblattwespe den Schwander Wäldern einen weiteren „Besuch“ ab, der schwerwiegende Folgen hatte. Nur eine Bekämpfung mit DDT verhinderte große Kahlfraßflächen.







Nachdem langsam das Pferd aus dem Wald verdrängt und durch Schlepper und Lastwagen ersetzt wurde, hielten auch die "alten" Prügelwege nicht mehr, und es mussten viele Forststraßen gebaut werden.

 

Die Funktionen des Waldes ändern sich:
 
Früher waren die Jagd und später der Holzertrag ausschlaggebend. Doch dann wurde das Trinkwasser in der Region knapp. 1966 errichteten so die Stadtwerke Fürth in dem Gebiet zwischen Furth - Harrlach - Brunnau und Guggenmühle viele Tiefbrunnen, um hier einwandfreies Trinkwasser für ihre wachsende Verbraucherzahl in der entfernten Stadt zu gewinnen
 
Ein furchtbarer Sturm am 23. Februar 1967 forderte erneut die ganzen Kräfte der am Wald beteiligten: Der nördliche Landkreis war das Zentrum eines verheerenden Sturmes:
ca. 20.000 Festmeter Holz waren umgeworfen worden. Es begann ein großes Aufräumen in den Wäldern, denn zu allem Unglück drohte auch noch die Gefahr des Borkenkäfers!
In Brunnau und Harrlach wurden auch die Privatwaldbesitzer von den orkanartigen Stürmen besonders hart betroffen, die Schäden betrugen rund 1,5 Millionen Mark
 
Um den Wald für die Zukunft „fit“ zu machen, wurden 1970 die letzten Weiderechte abgelöst. Doch was nützte das schon, wenn in der Zeit von 1971 bis 1975 viele Hektar Wald für immer verloren gingen für den Bau der Straße von Schwand nach Harrlach, den Bau der neuen B 2 und des Rhein-Main­ Kanals mit der Schleuse Leerstetten.
1972 sind viele Arbeiter und sogar Schulkinder zur Ferienarbeit eingesetzt worden, um die Schneebrüche von 1971 zu beseitigen. Hier nützte man die Chance, anstatt Kiefer Mischwald zu pflanzen.
 
Und schon wieder kommt ein neues Schreckensgespenst, das Baumsterben durch den „sauren Regen“ auf uns zu. Zuerst war es nur die Tanne, doch bald folgten auch die Fichte und sogar die Laubhölzer, die große Schäden aufwiesen oder sogar abstarben.
Wir in Schwand sind dabei aber mit einem blauen Auge davon gekommen, durch die extrem niedrigen Niederschläge haben wir nicht so viel vom "sauren Regen" abbekommen. Wenigstens etwas Gutes!
 
1985 ging man dann noch weiter und hat große Waldgebiete auch um Schwand als Bannwald ausgewiesen. Dadurch sollte eine weitere Verminderung der Waldfläche verhindert werden.
 
Am 17. März 1985 brechen um Schwand viele Hektar reine Kiefernwälder unter einer großen Schneelast zusammen. Die Aufarbeitung und Aufräumung des überwiegend schwachen Materials war schwierig. Erneut waren es Schulkinder, die uns unterstützten, Millionen von Eicheln sammelten und säten. So wurden weitere Flächen zu einem Laub- und Mischwald umgebaut.
 
Aber die Natur zeigte auch weiterhin ihre Stärke. Nach dem Schneebruch kam die Kieferneule (1987). Sie wurde großflächig mit DIMILIN aus dem Flugzeug bekämpft, aber trotzdem waren 150 Hektar Wald kahl gefressen, als dieser Schädlingsbefall eingedämmt war. Im Bereich Schwand, Furth und Harrlach mussten erneut 20.000 Festmeter Holz eingeschlagen werden.
 
Und bereits kurz darauf galt es die Folgen orkanartiger Stürme (Wibke und Vivian) zu beseitigen.
So gab – und gibt - es immer wieder – ungewollten und ungeplanten -  Nachschub auch an Schad-Holz aus dem Wald.
Trotzdem zeigt sich immer stärker: „Der Wald kann wohl ohne uns leben, aber wir nicht ohne ihn!“
 
 Quelle und Literatur:
Text und Bilder sind weitgehend entnommen aus:
1489 – 1989 = 500 Jahre Forstverwaltung in Schwand, Roland Seßner

Weitergehende Literatur im Literaturverzeichnis

Schwanstetten im Januar 2017
Alfred J. Köhl

Am Samstag, den 28. Januar 2017 erschien im Schwabacher Tagblatt ein Artikel: "Der Wald ist im Museum", den Sie als Anlage in Form einer *.PDF finden.

 

 

Anhang Größe
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