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Ortsteil Furth

 

 

Furth 1 Ostgiebel

 

 

Haus Nr. 1.

Ehemaliges Bauernhaus, Erdgeschossiger Sandsteinquaderbau mit Fachwerkgiebel,

bezogen 1794 / 1808. (Fl.Nr. 792)

Hausname: Im Grund- und Lagerbuch wird als Hausname: "Jager" aufgeführt.

Situation: Das Gebäude steht am westlichen Ortseingang von Furth, im Spitz der Wegegabelung der alten Straßen nach Schwand „In der Alting" und dem „Lohweg". Dort nimmt es eine wichtige städtebauliche Stellung ein, die es unverzichtbar macht. Der ehemalige Hof hat keine Nebengebäude mehr, dennoch hat er sein sozialgeschichtlich wie volkskundlich interessantes Gepräge am Hauptgebäude nicht verloren, da es noch den bäuerlichen Ursprung darstellt.

 

Datierung: Es finden sich mehrere Anhaltspunkte für eine Datierung: Die zwei ältestesten Jahreszahlen befinden sich in Stall und Stube. Beide lauten: 1794. Die Inschrift (überarbeitet) im Sturz der Haustür, ILD 1808 ICK, bezeichnet eventuell den Ankauf der Hofstelle. Das Fachwerk im Erdgeschoss und im Dachgeschoss sowie der Giebel bezeichnen von ihrer Konstruktion wohl auch den Zeitraum um oder kurz vor 1800. Für eine frühere Datierung sprechen auch die Bohlen-Balken-Decken, die sich in fast allen Wohnräumen finden. Auch der Fachwerkverband leitet sich noch deutlich vom K-Streben-System her.

 

Geschichtliches: Der Hof mit der Hausnummer 1 ist eines der ältesten Gebäude im Ort. Seine aufwendige Ausführung spricht für einen wohlhabenden Hof. Die Gestaltung des Dachstuhls spricht für einen ortsüblichen Hopfenanbau, der später durch Tabakanbau ersetzt wurde. Eine auf dem Katasterblatt von 1832 angegebene Scheune im rückwärtigen Hof ist nicht mehr erhalten. Die einstige Hofstelle nimmt heute eine aufwendige Gartenanlage ein.

 

Im Grund- und Lagerbuch ist 1886 ein Johann Distler als Eigentümer aufgeführt. Fast alle Familien in Furth heißen zu dieser Zeit Distler.

 

Baugeschichte: wohl 1794 entstanden; von 1966 bis in die siebziger Jahre tiefgreifende Sanierung: Umnutzung des Gebäudes, z.T. Austausch der Sandsteine, Fensterveränderungen (Stall), Böden, Wände, 1. DG.

 

Beschreibung: Furth 1 Westgiebel

Erschließung: Das Gebäude steht auf etwas längsrechteckigem Grundriss; es ist ein erdgeschossiger Bau mit Satteldach; es wird giebelseitig von Osten, vom Dorf her, erschlossen. Der Garten, die ehemalige Hofstelle, erstreckt sich seitlich und rückwärtig, südlich und westlich, des Hauses.

Außen: Das bäuerlich repräsentative Haus mit hohem Satteldach steht über längsrechteckigem Grundriss. Die Architektur ist geprägt von der barocken Tradition des Wohnstalls, die sich in dem Gebäude deutlich darstellt.

Die Hauptfassade ist gekennzeichnet durch die unverputzten Sandsteinquader des Erdgeschosses, über dem sich der Fachwerkgiebel erhebt. Das Strebensystem ist von dem K-Strebenverband abgeleitet und stellt eine Übergangsform dar. Deutlich wird die typische Gliederung durch die nach rechts gelagerte Haustür, die rechts von einem Kammerfenster und links von zwei Stubenfenstern flankiert wird, wiedergegeben. Der Fassadenschmuck besteht in dem Wechsel von unverputztem Sandstein und Fachwerk, wie auch in der Gliederung durch die Fenster.

Die Fenstersituation und -größe spricht deutlich die innere Nutzung der Räume aus, was für den rückwärtigen ehemaligen Stallbereich heute nicht mehr gilt. Dort sprechen die überlängten, hochrechteckigen Fenster die geänderte Situation im Erdgeschoss aus, die im Sandsteingiebel ein älteres Erscheinungsbild aufweist. Nur auf der nördlichen Traufseite haben sich die Stallfensterformate, klein und segmentbogig, erhalten.

Innen: Auch die innere Struktur des Hauses folgt deutlich der Tradition. Es wird von einem Gang erschlossen, der nach rechts gelagert ist, um dem linksseitigen, südlichen Wohnbereich Raum zu geben. Er mündete in den rückwärtigen ehemals gewölbten Stall.

Auf der linken Haushälfte folgte auf die Stube die gewölbte Küche mit einem ehemals offenen Kamin. Von ihr aus wurde auch die Stube über einen Kachelofen beheizt. In der Küche befindet sich die Erschließung des kleinen Kellers. Gegenüber auf der rechten Haushälfte befanden sich zwei Kammern.

Das schon im ausgehenden 18. Jh. ausgebaute OG wurde ursprünglich wohl über eine gerade, einläufige, eingestemmte Stiege, die sich im Flur neben der Stallerschließung befand, erschlossen. Sie wurde in späterer Zeit durch eine Wendeltreppe ersetzt.

Die Erschließung mündet in einen breiten, quergelagerten Flur, der zwei größere frontseitige Kammern und einen ehemaligen rückwärtigen Getreideboden erschließt. Das 2. Dachgeschoss wurde ursprünglich zur Trocknung von Hopfen und später Tabak benutzt. Die Nutzungen haben sich in einem sozialgeschichtlich und volkskundlich interessanten Prozess im Laufe der Jahre geändert.

 

Heute stellt sich die ursprüngliche Situation trotz Umnutzungen und geringfügiger baulicher Veränderungen noch nachvollziehbar dar.

 

Ausstattungsdetails: Bohlenbalkendecken in der Stube, der Kammer und im Flur des Erdgeschosses sowie im frontseitigen Raum des 1. Dachgeschosses.

 

Konstruktion: Keller: Sandsteingewölbe bei einer Erschließungstiefe von ca. 2,50 m hat er nur eine Länge von ca. 80 cm. Sein neuerer Abschluss aus Tonröhren verbirgt wohl 3/4 seiner ehemaligen Ausdehnung, wenn man von der ortsüblichen Ausdehnung ausgeht.

Aufgehendes Außenmauerwerk mit rückwärtigem Westgiebel: Sandsteinquader.

Ostgiebel: Fachwerk mit einfachem Strebewerk, das sich deutlich von den K-Streben herleitet, gebeilt, verzapft, mit Holznagelsicherung.

Innenkonstruktion durch Fachwerkinnenwände, Gefache mit Sandbruchstein, z. T. behauen; Wände zur ehemaligen Küche wohl massiv, mit Bruchsteingewölbe

Geschoßbildung mit Balkenlage.

Böden: erneuert; im Obergeschoss sind eventuell ältere erhalten. Ursprünglich Steinfliesen in Flur und Küche; sonst wohl Dielenböden.

Decken: Bohlenbalkendecken in Stube, Kammer (EG), Flur (EG) und Kammer (OG), ehemige Küche mit Bruchsteingewölbe. Stall: wohl ehemals preußisches Kappengewölbe, (nicht einsehbar).

Dachstuhl: dreigeschossiger, zweifachstehender Kehlbalkenstuhl, 3. Dachgeschoss auf Hahnenbalken.

Dachdeckung mit Schieferplatten, wohl ursprünglich Bibertaschen.

Türen und Fenster: erneuert. Die Architektur ist auf Kreuzstockfenster mit Schlagläden ausgelegt.

 

Furth 1 Eingangsbereich

 

 

 

Nutzung:

Das Haus wird insgesamt als Wohnhaus genutzt.

 

Erhaltungszustand: Lediglich im Fachwerkgiebel sind Spuren einer oberflächlichen Vermorschung erkennbar. Sonst sehr guter baulicher Zustand nach tiefgreifender Sanierung.

 

 

Quelle und Literatur:

Denkmalkartierung von 1995 - Marktgemeinde Schwanstetten, Autor M.A. Hermann Schubach

Denkmäler in Bayern, Bd. 5 - Mittelfr., hrsg. Michael Petzet, München 1986, S. 475

Engel-Lippert, Margrit, Handarbeit - Wir modernisieren ein Haus, in: "Mein Eigenheim",Zeitschrift der Bausparkasse Wüstenrot, 3, 1980, S. 50-53

Staatl. Vermessungsamt Schwabach: Grund- und Lagerbuch. Acta der königl. unmittelbaren Steuerkataster-Commission, 1886. Darin enthalten die Auf zeichnungen von 1821 (Schwand), bzw. 1832 (Leerstetten, Harm, Mittelhembach, Furth).

Weitergehende Literatur finden Sie unter: Literaturverzeichnis

Zusammengestellt im September 2009

Alfred J. Köhl