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Ortsteil Furth

 

 

Giebel mit Hof

 

Haus Nr. 5.

Bauernhaus,
erdgeschossiger Sandsteinquaderbau mit Fachwerkgiebel, bezogen 1807. (Fl. Nr. 813)

Hausname:

"Schredl", laut Grund- und Lagerbuch, 1886. Der Name geht zurück auf den Vorgängerhof mit anderer Lage (nach Aussage der. Eigentümerin zwischen Haus Nr. 4 und Haus Nr. 6 gelegen). Dafür spricht, daß kein Eigentümer dieses Hofs Schröder oder Schredl hieß. Schon seit der Erbauung ist hier eine Familie Meier dokumentiert, von der die Eigentümerin eine direkte Nachfahrin ist.

 

Situation:

Der giebelständige Wohnstall bildet die nordöstliche Begrenzung des Further Altortbestandes. Gemeinsam mit den umliegenden Höfen und dem Gasthaus (Furth 10) ist es ein wesentlicher, unverzichtbarer Bestandteil der historischen Ortsarchitektur. Eine eindeutige historische Hofausrichtung mit Nebengebäuden ist nicht gegeben.

 

Datierung: Haustür mit Inschrift

Nach der Inschrift im Sturz des Haupteingangs:

IPM 1807 MA.

Nach der Familientradition wird sie wie folgt gelesen:

(Bauherr:) Johann Paul Meier -

(Baujahr:) 1807 -

(Baumeister:) Martin Aurenhammer (kursive Ergänzungen zu den Initialen).

Interessant ist, wie korrekt die Familientradition ist. Der einzige Lesefehler: P. steht für Peter nicht Paul nach dem Grund- und Lagerbuch.

 

Die Jahreszahl entspricht dem Phänotyp des Wohnstalls mit dem Fachwerkgiebel. Die stehende Dachstuhlkonstruktion mit liegendem Mittelgebinde und weit ausgreifenden Kopf- und Fußbügen, die die Form von Andreaskreuzen annehmen, ist wohl erst gegen 1850 ausgeführt worden, wie das Vergleichsbeispiele belegen. Das Gebäude weist eine sehr enge Verbindung zur barocken Wohnstalltradition auf.

 

Geschichtliches:

Der oben erwähnte "Umzug" des Hofs wird durch das Urkataster von 1822 weiter untermauert. Die Flurnummer 808 des Urkatasters, zwischen Furth 4 und 6 gelegen, zeigt ein langgezogenes Grundstück, das mit nur einem kleinen Nebengebäude bebaut ist und sich zwischen durchgängig bebauten Grundstücken befindet. Laut Grund- und Lagerbuch von 1886 gehört es zu diesem Haus. Zu dem Grundstück gehören zwei Köhlerstätten die sich südlich, jenseits des Bachs befinden.

 

Wie der Dachstuhlaufbau zeigt, wurde hier auch Hopfen und später Tabak getrocknet.

 

Baugeschichte:

1807 erbaut, 1887 größere Instandsetzung und Einzug des preußischen Kappengewölbes in den Stall. Ab 1990 Planung und anschließende Generalsanierung des Gebäudes.

 

Beschreibung:

Der erdgeschossige Wohnstall auf annähernd quadratischem Grundriß steht giebelseitig zur Straße, von der er etwas zurückgesetzt ist. Das Gebäude wird giebelseitig von der Straße im Süden erschlossen.

StrassengiebelAußen:

Die transparente Architekturform des Wohnstalls erklärt die innere Struktur des Gebäudes, obwohl jüngere Überformungen Spuren hinterlassen haben. Noch immer ist die barocke Bautradition nachvollziehbar, die über die Fenstergröße die innere Nutzung der Räume mitteilt oder mitgeteilt hat. Links von der mittigen Haustür ist eine zweifenstrige Stube erkennbar; rechts eine Kammer. Über dem verputzten Erdgeschoß erhebt sich der hohe Fachwerkgiebel mit einem schlichten aber wirkungsvollen fränkischen Ständerstreben-System, das den Dachstuhl als einen stehenden darstellt. Die Kreuzstockfenster mit zweiflügeligen Schlagläden und die angelegte Haustür mit Begleitfenster sind die Gliederungselemente der Fassade, die durch die Fachwerksichtigkeit einen eigenen Reiz entwickelt. Der rückwärtige Giebel, ursprünglich ein einfaches Fachwerk, ist heute durch eine neuere verputzte Mauer ersetzt.

 

Innen:

Auch das Innere folgt der barocken Bautradition und ist heute noch immer nachvollziehbar. Es wird über einen breiten, etwas rechts gelagerten Flur erschlossen, der in den rückwärtigen Stall mündete. Auf der linken Haushälfte befindet sich die typische Stube mit Bohlenbalkendecke, die früher von der anschließenden Küche über einen Kachelofen beheizt wurde und mit dieser durch eine eigene Tür verbunden war. Rückwärtig schließt der Stall an, der um die Jahrhundertwende mit einem zeittypischen preußischen Kappengewölbe versehen worden ist.

In der rechten Haushälfte ist fassadenseitig eine traditionelle Schlafkammer, die noch heute als solche genutzt wird. Auf sie folgt die Milchkammer, der heutige Abstellraum, unter dem sich der kleine gewölbte Sandsteinquaderkeller befindet. Der Hausflur wurde wohl auch um die Jahrhundertwende nach rechts gewendet und erschließt dort einen jüngeren Anbau sowie die moderne Umnutzungen des Stalls: Bad, WC und Hauswirtschaftsraum.

 

Das Dachgeschoß wurde zuletzt über eine angewendelte Holzwangentreppe erschlossen, die heute durch eine gerade, einläufige ersetzt ist, die der Architektur entspricht.

Hauptfassadenseitig ist es mit einer ursprünglichen Doppelschlafkammer mit Fachwerkwänden ausgebaut. Rückwärtig wurde Getreide gespeichert. Im 2. Dachgeschoß wurde Hopfen und später Tabak getrocknet.

 

Ausstattungsdetails: Bohlenbalkendecke in der Stube Giebel

 

Konstruktion:

Keller: Rundbogentonne aus Sandsteinquadern.

Aufgehendes Außenmauerwerk: Sandsteinquader im Erdgeschoß, verputzt.

Südgiebel (=Hauptgiebel): Fachwerk mit jeweils doppelten Strebenverbänden.

Nordgiebel: ursprünglich wohl ein einfaches Fachwerk, heute mit neueren Ziegeln aufgemauert und verputzt.

 

Innen:

Fachwerk im Erdgeschoß in den Wänden zum Flur und auf der rechten Haushälfte. Die Gefache sind mit Bruchstein gefüllt, Putz auf Rohrmatten. Die Innenwände von Küche und Stall sind Sandsteinquader. Die Kammern im Dachgeschoß sind konstruktiv mit der Stuhlkonstruktion verbunden, was ihre Entstehungszeit von 1807 andeutet.

 

Böden:

Ursprünglich Kalksteinfliesen im Flur des Erdgeschosses und der ehemaligen Küche; sonst Dielen bzw. Riemenböden im EG und DG. Heute moderne Fliesen, die im Flur auf den Befund Bezug nehmen.

Decken:

wohl mit Fehlboden in den Wohnräumen, Bohlenbalkendecke in der Stube, die ehemalige Decke in der Küche war ursprünglich wohl als Rundbogentonne gewölbt, heute ist sie flach. Im Stall ein preußisches Kappengewölbe.

Geschoßbildung mit Balkenlage.

 

Dachstuhl:

dreigeschossiger, doppelt stehender Kehlbalkenstuhl, wobei die mittleren Gebinde als liegende ausgeführt sind. Stuhlsäulen im liegenden Bereich mit überlängten Kopf- und Fußbügen, die die Form eines Andreaskreuzes annehmen; Gebälk ist gebeilt, gezapft und mit Holznägeln gesichert.

Im 2. Dachgeschoß durchgängig ein doppelt stehender Stuhl.

Im 3. Dachgeschoß ein begehbarer Hahnenbalken.

Dachdeckung: Rundschnittbiber, doppelt; ursprünglich wohl Rundschnittbiber, einfach.

 

Türen und Fenster: erneuert: Die Haustür ist wohl älter mit Rautenmuster. Die neuen Kreuzstockfenster sind wohl nach Maßgabe des BLfD (Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege) entstanden und beruhen auf der in der Architektur angelegten Fensterform.

 

Nutzung: Das Haus wird als Wohnhaus genutzt.

 

Strassenansicht von Osten

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Erhaltungszustand:

Nach vorausgegangener Sanierung sind keine Schäden festzustellen: Sehr guter baulicher Zustand.

Quelle und Literatur:

Denkmalkartierung von 1995 - Marktgemeinde Schwanstetten, Autor M.A. Hermann Schubach

Denkmäler in Bayern, Bd. 5 - Mittelfranken, hrsg. Michael Petzet, München 1986,S. 475

Staatl. Vermessungsamt Schwabach: Grund- und Lagerbuch. Acta der königl. unmittelbaren Steuerkataster-Commission, 1886. Darin enthalten die Aufzeichnungen von 1821 (Schwand), bzw. 1832 (Leerstetten, Harm, Mittelhembach, Furth)

StAN, LRA Schwabach, Bauakten Teil I, Nr. 2827

 

Weitergehende Informationen finden Sie unter: Literaturliste

 

Schwanstetten im November 2009

Alfred J. Köhl