Die beiden Schwander Mühlen und ihre Besitzer
Vorwort
I. Das geschichtliche Umfeld - weiterlesen
Kriegsjahre - mehr
Streit um Wasser - mehr
Missernten und Hungersnöte - mehr
Familiennamen - mehr
II. Die Ober-, auch Muscatmühle; ihre Besitzer - weiterlesen
Muscatmühle ab 1590 - mehr
30jähriger Krieg - mehr
Die Schrödels ab 1785 - mehr
Die Mühle wird verkauft - mehr
Die Hörls ab 1839 - mehr
Stromerzeugung ab 1903 - mehr
Anhang -
Grundbesitz - weiterlesen
Abgaben - weiterlesen
Rechte und Pflichten -
Dienstleistungen - weiterlesen
Ausstattung der Mühle - weiterlesen
III. Die Unter-, oder auch Traumühle;
ihre Besitzer, Müller, Pächter
Literatur, Quellen und Fußnoten - weiterlesen
Vorwort
Der Heimatforscher Emil Wachter ist in Schwand bekannt hauptsächlich durch seine Aufsätze "Die Erbschenkstätte zum Schwan in Schwand bei Nürnberg" und "Die Badstube in Schwand bei Nürnberg" in dem 1964 erschienenen Sammelband "100 Jahre Landkreis Schwabach". Er hinterließ u.a. die 1948 verfaßten "Beiträge zur Geschichte der Mühlen in Schwand" als Entwurf für einen weiteren Aufsatz. Ich habe ihn gründlich studiert. z.T. berichtigt und ergänzt. Die Gesamtüberarbeitung führte zu obigem neuen Titel. Für verständnisvolles Entgegenkommen und bereitwillige Auskünfte bedanke ich mich bei Frau Elise Jäger, Frau Grete Müller und dem Ehepaar E. und K.Müller, bei Herrn Bürgermeister Kohl für seine freundliche Unterstützung.
Schwand, im Februar 1989
W. Hartmann
I. Das geschichtliche Umfeld
Wie bekannt, darf die Entstehung des Rodeortes Schwand auf die Zeit um 1100 angesetzt werden.
Es gab zwei Siedlungskerne, die durch den Hembach getrennt waren.
Der südliche Teil bestand aus 7-8 Bauernhöfen um die Straßenkreuzung, nach Osten und Süden umschlossen von der Mühl-und Rosengasse. Der Winkel zwischen Rother Straße und Schmalzgasse (Rednitzhembacher Straße) war auch von einer, längst aufgelassenen, Gasse umzirkt.
Der nördliche Teil befand sich beiderseits der Herrengasse (Nürnberger Straße). Auf der Ostseite lagen an der Boxlohe der befestigte herrschaftliche Wirtschaftshof und die "Kaplaneibehausung" samt Nebengebäuden. Gegenüber, am Hang des Sägersbuckes, erhob sich inmitten des Friedhofes die Kirche, unterhalb ein Siedlerhof. (1)
Schon frühzeitig hatten die Menschen den Wert der Wasserkraft schätzen gelernt. Überall an den Wasserläufen, innerhalb und außerhalb der Ortschaften wurden Mühlen errichtet; so auch die beiden in Schwand.
Wann die erste erbaut wurde, darüber schweigen die Urkunden. Das für die Zeit von 1350 - 1400 angelegte Urbar der Burggrafen von Nürnberg gibt erstmals Kunde: Um 1364 bestanden bereits zwei Mühlen, die Ober- und die Niedermühle. (2)
Die Obermühle liegt nordostwärts der ungeschützten Bauernsiedlung am Straßenkreuz, jenseits des Hembaches am Fuße des Steilhanges von der Boxlohe mit dem befestigten Wirtschaftshof. Wegen der zentralen Lage zwischen den beiden Ortskernen wird angenommen, daß sie die ältere ist. Sein Wasser erhielt das oberschlächtige Triebwerk aus einem Mühlgraben. Er zweigt knapp einen Kilometer ostwärts der Mühle vom Hembach ab und wird auf der Knicklinie des Nordufers entlanggeführt. Unterhalb des Mühlhauses, am Übergang der Mühlgasse zur Boxlohe, vereinigen sich Hembach und Mühlgraben wieder.
Die Nieder- oder Untermühle liegt am heutigen Nordwestrand des unteren Ortsteils, am Ende des Traumühlweges, wo der Hembach Schwand verläßt, einst weit außerhalb. Sie hatte ebenfalls einen oberschlächtigen Antrieb. Der Mühlgraben zweigt kurz unterhalb der Straßenbrücke vom Hembach südwestlich ab und führt am Traumühlweg entlang. Gleich hinter dem Mühlrad ergoß er sich in den auf der nördlich liegenden Talsohle herankommenden Hembach.
Die Müller waren wie alle Siedler nicht Eigentümer, sondern nur Besitzer ihrer Anwesen und als solche ihrer Grundherrschaft abgabenpflichtig. Die Abgaben bestanden in Getreidegült, Zinsen(Geldabgaben), Handlohn bei Kauf oder Verkauf von Immobilien, in sonstigen jährlichen Abgaben oder Renten wie Fastnachtshühner, Herbsthennen, Eier, Käse u.a.. Später konnten diese Rechte von der Herrschaft verkauft oder verpfändet werden. Mit der Grundherrschaft waren Aufsichtsrechte, das Vogteirecht, verbunden. So hatte der brandenburg- ansbachische Richter zu Schwand über den Eingang der Abgaben zu wachen. Die Schwander Müller waren so ursprünglich "Beständner"; wir würden sie heute "Pächter" nennen.
Am 30.04.1594 hat der Wirt Hans Löhlein im Gericht zu Schwand von Nicolaus Kreiselmann zu Pruppach die beiden Bäche, von der unteren Mühle bei Schwand an bis an das Fichtenbrünnlein unter der Fichtenmühle um 455 fl. erkauft. 1602 verkaufte er sie weiter an einen Ratsherrn von Schwabach für 500 fl. baren Geldes. Daraus ist zu schließen, daß zu jener Zeit die Bachlandschaft zwischen Unter- und Fichtenmühle anders ausgesehen hat als heute. (3)
Kriegsjahre:
Von den Feindseligkeiten zwischen dem Burggrafen Friedrich V. und der Reichsstadt Nürnberg im Städtekrieg 1388/89 scheint Schwand weitgehend verschont geblieben zu sein. Diesen Schluß läßt die vergleichende Gegenüberstellung von Anwesenzahlen, Gülten, Renten und Zinsen aus den burggräflichen Urbaren für etwa die Jahre 1364 und 1450 zu. (4)
Schlimmer war es im Markgrafenkriege zwischen Albrecht Achilles und Nürnberg. Das Jahr 1450 begann mit den gleichen Verheerungen, mit denen das alte Jahr aufgehört hatte. Am Dienstag nach Pfingsten (26. Mai) lagerten die markgräflichen Truppen mit vielem Volk in einer starken Wagenburg bei Schwabach, die Nürnberger zwischen Schwand und Roth. Ihr Fußvolk plünderte in Schwand etliche Häuser und brannte sie nieder. Damit kam Schwand wesentlich glimpflicher davon als Rednitzhembach, wo am 20. Juni ein heftiger Kampf zwischen Reiterei und Armbrustschützen, Büchsen und Kanonen ausgefochten wurde. Er dauerte vom frühen Morgen bis zum einbrechenden Abend und wurde von ihrem überlegenen Geschütz für die Nürnberger entschieden.
Bald darauf kam in Bamberg eine "Richtung" zustande, der Friede. Albrecht Achilles erhob Entschädigungsansprüche wegen der in Schwand niedergebrannten Häuser. Nürnberg stellte eine Gegenforderung auf Ersatz der Gülten aus dem Amte Schwand, die ihr 1449/50 entgangen waren. Man einigte sich schnell darauf, daß jede Seite ihren eigenen Schaden selbst trüge.
Während des Schmalkaldischen Krieges kamen am 10.Juli 1547 kaiserlich-spanische Truppen nach Schwand. Aus unbekannter Ursache verheerten sie den gesamten Ort und legten ihn in Schutt und Asche, einschließlich Kirche und Pfarrhaus. Zumindest von dem letzten Unglück waren auch die beiden Mühlen betroffen.
Dafür hatten sie bei der Brandschatzung Schwands durch Truppen Wallensteins am 29.Juni 1632 ein fast beispielloses Glück. Sie überstanden das Feuer, zusammen mit der Kirche, einem Haus am Markt und einer Scheune.
Im Jahr darauf, am 22.Mai 1633, kamen 17 kaiserliche Reiter nach Schwand, wo eine Reihe Überlebender inzwischen mit dem Wiederaufbau begonnen hattet. Sie plünderten, was es zu plündern gab, nahmen Pferde, Kühe und Hausrat mit. Als letzte Kriegswelle tauchten 10 Jahre später, Mitte November 1643, drei Kompagnien Hatzfeldischer Völker zu Fuß und zu Roß in Schwand auf, 170 Mann und der Troß dazu. Sie nahmen hier ihr Nachtquartier. Bei ihrem Abzug in Richtung Eckersmühlen ließen sie Getreide, Futter und Hausrat mitgehen und raubten den beiden Wirten noch 800 Gulden. Trotz großer Kälte waren die meisten Bewohner in die Wälder geflüchtet, dabei sicher auch die der beiden Mühlen. (5)
Das Jahr 1635 brachte eine große Steigerung der allgemeinen Not durch enorme Teuerung mit sich. Der Preis für 1 Simra Korn(330 Liter) stieg auf 32 Reichstaler. Viele Leute mußten daher weitgehend von Kleie, Hutzeln, Eicheln und Haberbrot leben. Auch grünes Kraut ohne Schmalz und Salz wurde gegessen.
Es verwundert nicht, daß nach den schweren Heimsuchungen des 30jährigen Krieges ein großer Teil der alteingesessenen Familien verschwunden war; Verzogen, geflüchtet, verschollen. So die Familien Kreiselmann und Mühlrühl, die seit zwei bzw. einem Jahrhundert nachweisbar waren, weiter die Conrad, Dürer, Grünbeck, Kalteisen, Korlein, Lauber, Lederer, Lierhammer, Loymer, Muscat, Niedermann, Richt hauser, Steinlein, Stieglitz, Trager und Wagner.
Streit um Wasser
1672 war ein heißes Jahr, und die Niederschläge blieben aus. Die Müller von Schwand konnten weder mahlen noch sägen; auch auf der Fichtenmühle wurde die Arbeit eingestellt. Hans Mayer, der Bestandsmüller dort, namens des Eigentümers Christoph Rößler zu Nürnberg sowie die Beständner Christoph Lorenz auf der Unter- und Georg Kaupner auf der 0bermühle sahen sich veranlaßt, beim Oberamt Schwabach Beschwerde zu führen über die Bauern von Dürrenhembach, Sperberslohe und Furth. Die hielten das Fließwasser auf und bewässerten damit ihre Wiesen, den Müllern dadurch großen Schaden zufügend. Ein Augenschein durch das Oberamt mit dem Richter von Schwand erwies die Beschwerde als berechtigt.
Nach den entsprechenden Verhandlungen kam am 22.Juni 1672 in Schwabach folgender Vergleich zustande:
1) Den Dürrenhembacher Bauern und Georg Schrödel in Sperberslohe soll das Wasser von Sonntag früh bis Montag mittags zur Wässerung ihrer Wiesen zustehen. Bis Mittwoch steht den Müllern das alleinige Wassernutzungsrecht zu.
2) Von Mittwoch mittag bis Freitag mittag haben es die Sperbersloher Bauern.
3) Von Freitag mittags bis Samstag 2 Uhr nachmittags steht den Schwander Mühlen das alleinige Wassernutzungsrecht zu.
Ab dieser Zeit bis Sonntag nachmittags 2 Uhr hat Thomas Degenbeck das Recht, Wasser zur Wässerung seiner Wiesen im Dorf aus dem Bache zu entnehmen.
Soferne diese Vereinbarung nicht eingehalten wird, haben Zuwiderhandelnde jedesmal je einen halben Gulden an die Herrschaft und an die Interessenten als Strafe zu zahlen. (6)
Missernten un Hungersnöte:
Nach mehreren Mißernten herrschte 1771/72 große Not, die verheerende Seuchen im Gefolge hatte. Während in Schwand die Sterbefälle bislang etwa auf gleicher Höhe geblieben waren, schnellten sie 1771 und erst recht 1772 auf Raten, die bis 1940 nicht wieder erreicht wurden. Das Hitzige Fieber, Ruhr und Blattern setzten Ende Oktober 1771 ein und zogen sich bis Mitte 1772 hin. Sie rafften rund 80 Menschen mehr dahin als in normalen Zeiten.
Die Obrigkeit in Ansbach tat ihr Möglichstes, dem Unheil entgegen zu steuern. Sie erließ Verordnungen, die sich mit Wucher sowie Getreideschieberei befaßten und die Preise regelten.
Auch für die Bauern wurde der Mahlscheinzwang eingeführt und der Kartoffelanbau zum Teil unter militärischem Zwang.
1796 wurden als Ertrag des Kleinzehnten für den Pfarrer in Schwand, 60 Metzen "Erdbirn" aufgeführt. Das zeigt, wie erfolgreich diese Kampagne durchgeführt worden war.
1816/17 war ein weiteres Hungerjahr in Bayern. Das "Jahr ohne Sommer" infolge des Vulkanausbruchs des Tambora in Indonesien. Wegen nicht (mehr) vorhandener Vorräte (schlechte staatlicher Vorratshaltung) starben Tausende. 1817 brannte die Mühle ab. Ob es da einen Zusammenhang gibt wurde (noch) nicht untersucht.
Familiennamen:
Die frühesten Erwähnungen der Schwander Mühlen zwischen etwa 1364 - 1434 fallen in die Zeit, da sich allmählich Familiennamen ausformten.
Die ersten beiden Müller wurden "Ruel" gerufen (nach "Bahlow" die Kurz- oder Koseform von"Rudolf"). Um sie gut auseinander halten zu können und um Mißdeutungen vorzubeugen, bildeten sich Beinamen heraus, die Allgemeingut wurden. Der eine wurde also zusätzlich "Obermüller" genannt, der andere einfach "Müll(n)ner", vielleicht auch "Niedermüller" oder beides, bis am Schluß ein Name als Familienname blieb. Der um 1454 erwähnte Heinz Niedermüller auf der unteren Mühle könnte (!)ein direkter Abkömmling des Ruel Müllner gewesen sein, nunmehr schon mit einem festen Familiennamen.
Rund 200 Jahre nach den beiden Ruelen auf den Mühlen finden wir in Rednitzhembach(Rhb.) Peter Mulriel mit seiner Frau Anna. Er steht im Dezember 1557 Pate, sein Sohn Hanß im November 1558 und Juli 1567.
In Schwand tauft von Mai 1566 bis März 1585 Cuntz Mulriel mit seiner Frau Apollonia 9 Kinder. 1580 wird er als Tagwerker bezeichnet und am 04.05.1588 in Schwand begraben, genannt der "Dick Contz,". Seine Witwe verheiratet sich am 1. Advent des gleichen Jahres wieder.
Beider am 13. September 1571 getaufte Tochter Margaretha Mulriel heiratet am 2. September 1589 in Eckersmühlen Hans Fichtenmüller, Sohn des Contz Fichtenmüller zu Barnsdorf. (TrB Schwand, S. 12 f., nicht 1590; Wa 1/4). Fichtenmüller wird nicht seßhaft in Schwand; er ist später als Melber(Weinbrenner) in Roth anzutreffen (vgl. 20 Hans (II) Muscat)
Als weiterer Namensträger tauft der "Peckh" Niclals Mulriel in Schwand am 31.März 1571 seinen Sohn Conradus.
Obiger Cuntz/Conrad hatte den Namen Nicolaus für zwei seiner Söhne ausersehen. Eine enge Verwandtschaft der beiden Väter ist sicher.
Es wäre eine reizvolle Aufgabe herauszufinden, ob und wie die Mühlriehls von unseren alten Mulruels abstammen und wie aus Rufnamen plus Berufsbezeichnung ein Familienname entstand.
II. Die Ober-, oder später auch Muscatmühle:
ihre Besitzer- und oder auch die Müller (Pächter) auf dieser Mühle:
Die ersten namentlich genannten Besitzer beider Mühlen finden sich in dem Urbar des Burggrafentums Nürnberg vom 14.Jahrhundert. Danach saß um 1364 (2) auf der oberen Mühle
RUEL OBERMÜLLER
(die Niedermühle hatte gleichzeitig RUEL MÜLLNER inne).
Erst um 1470 ist als Lehensinhaber ein
MERKEL (ohne Vornamen) nachgewiesen.
(Etwa fünf Jahre später wird N. N. Merkel auf der Untermühle erwähnt).
Es ist anzunehmen, daß beide Merkels personengleich sind. Ob er beide Mühlen gleichzeitig oder nacheinander besaß, muß offen bleiben.
MICHAEL PIRNER
war 1550 Inhaber der oberen Mühle.
Paulus Thurner von Schwand war verpflichtet, ihm jährlich einen Metzen Korn zu reichen. Als Gegenleistung stand ihm das Wässerungsrecht vom Hembach zu. (7)
ANDREAS SCHMIDT mit seiner Frau Agnes ist vom 30.10.1566 (118) bis zum 24.04.1571 als oberer Müller nachgewiesen. Ihm wurden während dieser Zeit drei Töchter geboren, wovon die erste keine zwei Jahre alt wurde.
Am 4.Jan.1571 (145) fungierte Frau Agnes als "Taufthot" bei dem Töchterlein Agnes des aus Sperberslohe zugezogenen "Neuen Fichtenmüllers" Hans Friedrich.
HANSZ WEISZ war sein unmittelbarer Nachfolger, den die KB auf "der öbern muhl" ausweisen (vom 29. 02. 1572 (152) bis 25. 05. 1574 (156). Am 20. August 1572(156) wurde ihm die Tochter Barbara geboren, die am 07.11.1591(20) den Rother Bürger Bernhard Guttiar heiratete. Der Schreiber des Traueintrages hat später einen interessanten Nachsatz eingefügt: "Die (versprochene) braut hatt vor (einiger Zeit) ein(en) im bairland genommen, (da) hatt Sponaus (der Bräutigam) zu Roht ein(e) andere genummen, (sie) ist i(h)m zugelassen worden."
Sein um 1565 auswärts geborener Sohn Hans wurde "der Mühlbub" genannt. Seine Hochzeit am 2. August 1590 (15) erlebte der Vater nicht mehr. Im Traueintrag wurde über die Büttnerstochter Magdalena Stiglitz festgehalten: " Die braut hatt ein hauben auff. 1597 wurde dem "Mühlbub" als Beständner (Pächter)in Rednitzhembach das fünfte Kind geboren. Zwei Jahre später starb ihm dort seine Ehefrau; er ging als Tagwerker nach Leerstetten.
HANS SCHWEINESBEIN, wohl von Harm kommend, begegnet uns als nächster "ober müller". bereits am 03. 08. 1585 (259) Seine Frau BARBARA schenkte ihm in Schwand eine Tochter und zwei Söhne. Zwischen 1586/87 "bewaret" der Pfarrer Georg Renner "Babel Hans Schweinesbein sein Hausfrau" im Haus, d.h.er reichte ihr daheim das Abendmahl.
Zwischen 29.Mai 1590 und 11.Januar 1591 zog Hans Schwesbein mit seiner Familie als Bestandsmüller (Pächter) auf die Finstermühle bei Harrlach, (8)
Zur gleichen Zeit saß auf der Untermühle Jacob Schweinesbein mit seiner Frau Christina, wohl ein naher Verwandter (vgl.da).
Die Muscat-Mühle
HERMAN MUSCAT und seine Frau Barbara erwarben wohl um die Jahreswende 1590/91 die obere Mühle. Er war auf dem zwischen 1405 und 1422 angelegten Messinghammer in Kleinschwarzenlohe ansässig und stammte aus altem Müllergeschlecht :Am 5 .Mai 1432 erhielten vom Kloster St. Clara zu Nürnberg Chunz und Gerhaus Muschkat die "neue mule" an der Rednitz (ht. Neumühle/Nbg.)(9) Bei der Mühle ließ er einen Messinghammer errichten, dessen Einweihung er nicht mehr erleben konnte. Darüber zwei KB-Einträge:
1) 27.11.1591(24). "Herman Muscat hatt zu Schwand ein Messing Hamer baut, da er wil auf zihen, so stirbt er zu glein schwertzelein Ligt in einer truen begraben".(Der Letzte Satz ist mit roter Tinte herausgehoben. Eine Beerdigung im Sarg war damals noch neu und nur Wohlhabenden möglich).
2) Herman Muscat, der auf der obern mulh den goltthamer gebaut hatt, ist gestorben"(10)
Reichlich vier Monate später ließ seine Witwe Barbara einen Sohn taufen: 09.04.1592 (38) "Michael, Herman Muscats nachkümling (der Vater) ist 19-wochen zu vor gestorben".
Am Montag, den 9. August 1593 (S 28 neuen Kalenders) heiratete Herman Muscats Witwe Barbara den Friedrich Leickauf aus Betzenstein. Und wohl noch im gleichen Jahr ist "Fritz Leickauf der die alten muscat'n hatt auf die finstermulh gezogen" (11).
HANS (l) MUSCAT hat mit großer Wahrscheinlichkeit die obere Mühle mit dem "goltthamer" 1593 von der Witwe Herman Muskats gekauft. Ganz augenscheinlich hat er beide mit großem Erfolg betrieben und sich in Schwand erhebliches Ansehen erworben. Seine Berufsbezeichnungen Wechseln:"obermuller", "Goltthamer" und Lohngoldschläger oder -schmied .Er war Gerichtsverwandter, Bürgermeister (1610); Gotteshaus- und Almosen- bzw. Heiligenpfleger und wurde offiziell mit "Herr" tituliert.
Während seiner Zeit bürgerte sich der Name "Muscatmühle" ein.
Welche Handwerkszweige wurden auf ihr betrieben? Ein paar Sätze zur Klärung der verwirrenden Berufsbezeichnungen. Zunächst betrieb Hans(l) Muscat eine ganz gewöhnliche Mahl-mühle. Daneben ließ er das neue Hammerwerk laufen. Mit echtem Gold hatte das nicht zu tun. Sein Werkstoff war Messing. Der Hammer schmiedete es zu Folien, aus denen andere Handwerker u.a. Rauschgoldengel herstellten. Dazu mußten sie dünn sein, jedoch nur so, daß sie beim Formen Spannung hatten und damit GestaIt behielten. (12)
Quinat und Wächter sehen in Hans(I) Muscat einen Sohn des Vorbesitzers Herman Muscat, verheiratet mit Agnes, der Tochter des o a. Fichtenmüllers Hans Friedrich (seit 1592) den Wachter darüber hinaus für identisch hält mit Hans Fichtenmüller. (Die nachfolgende Darstellung weist an Hand der Schwander KB nach, daß diese Annahmen irrig sind). (13)
Hans (I) Muscat gehörte in die Generation Hermans, und er war mit ihm eng verwandt, vielleicht ein Bruder. Seine Geburt erfolgte auswärts um 1560; er starb in Schwand zwischen 10. Februar (390) und dem 25 .Dez. 1612. (403). Die erste Ehe schloß er um 1584 mit AGNES N.N.. Sie starb in Schwand am 22.08.1605 (303 f.), 1 1/2 Stunden nach ihrer Entbindung vom 13. bekannten Kind mit etwa 41 Jahren.
Die aus dieser Ehe bekannten Kinder:
Sybilla um 1585; heiratet am 07.10.1605 (98)-Peter Frintzel.Müllersohn aus Blankenberg/Vogtland; mit roter Tinte'» "die braut hatt einen großen Leib gehabt". Er arbeitete als Mühlknecht und Zimmermann bei dem Untermüller Leonhard Laber . Sie standen wechselseitig Pate, letztmals am 08. 03. 1608. (358).
Johannes um 1586; Nachfolger des Vaters auf der Mühle als Hans (II): vgl. u. Iohannes, getauft 07. 07. 1593 .
Anna um 1588; am 21. 09. 1606 (315), Patin bei Anna, Leonhard Labers , Untermüllers erster Zwilingstochter
Margaretha um November.1590; + 15 .05. 1598 (85) mit "achthalb iar" an Blattern
Andreas vor März.1592; Pate fünfmal zwischen 21.05.1605 (299) und 25.06.1617;
Heiratet am 01.06.1618 Margaretha Eberlein, Tochter des obern Becks und Wirts zu Rednitzhembach; 1620 beide Paten als Müller in Schwand, wohl auf der väterlichen Mühle. Er geht als Müller nach Pfaffenhofen;sie von dort Pain hier am 03. 02. 1626 (511) mit "4 bazen" Handschuhgeld für den Pfarrer. Seine Witwe heiratet am 19.01.1633 Hans Schuh, Schmied zu Büchenbach, der ab 11.02.1655 Bürger zu Roth ist. (14).
Johannes getauft am 07.07. 1593 (52)"Iohannes Hans Muscat obermüller, Taufpate Hans bäuman bauer zu mittelhempa(ch)"; Anmerkung durch spätere Hand, wohl 1624:"Anjezo zu M Hempach". Er läßt als Bauer zu Mhb. Am31. 08. 1624(501-18) einen Sohn, Cunradt taufen, Pate ist Cuntz Braun. Hagershof. (Er kann nicht mit Hans(II) Muscat, dem Muscatmüller, identisch sein, denn der läßt am 05.11.1624. (503-27) seine Tochter Kunigund taufen. (13)
Am 24.07.1630 (535-26) läßt Hans Hoffmann, genannt "der Beck" , wohnhaft zu Mittelhembach "auf deß Muscats Hoffs nebenhäußlein" seinen Sohn Sebastian taufen; desgl. am 10. 11. 1650 (535-28) Hans Prezner, genannt. "Stichel"»wohnhaft in Mittelhembach "auf des Muscaten Hoff" seinen Sohn Marx.
Leonhard getauft 14.04.1595(74); gestorben am 15 .12.1602(129) mit 7 Jahr 29 W.
Conrad getauft 09.01.1597 (101); Pate am 05.07.1626(512-13).
Katharina getauft 17.01 1599 (128 f.): gestorben am 31.08. 1604 (I47}rn.5 J. 52 W.
Petrus getauft 17.02. 1600 (148 f.).
Paulus getauft 7.06.1601 (162), gestorben am 22.08.l601 (120) mit 11 W.
Margaretha getauft 16. 09. 1602(175;).
Ursula getauft 22.08. 1605 (303 f.): "Ursula Hans Muscat ober muller golt Hamer. Taufpatin Ursula Peter Fincker (Märcker) Hausfrau wildmeister, ist in anderhalb stund gestorben nach der sie das Kind geboren hatt."
Am 12. Jan. 1607 (105) schloß Hans (I) Muscat ."der erbar und fürneme her des gerichts zu Schwand" seine zweite Ehe, wohl im Wohnort der Braut, mit der Bürgerstochter Ma(g)dalena Zei aus Schnaittach.
Sie gebar ihm noch zwei Töchter und 3 Söhne, darunter zweimal der Vorname Hermann.
HANS (II) Muscat stand erstmals in Schwand Pate am 25.12.1612 (403); da war sein Vater."Hr. Johan Muscatus", schon tot. Der Eintrag seiner zweiten Patenschaft am 10. 05.1614 (415) verrät von dem Junggesellen und Bräutigam, daß er "seines lieben Vaters gütter kaufflich an sich gebracht hat".
Am 20.Juni 1614 (143)schloß er die Ehe mit Katharina Künlein, Tochter des älteren Hans Künlein in Kiliansdorf bei Roth. Zeugen waren Johann Baumann, Conrad Richthauser, Leonhard Mühlrühl und Leonhard Bauer aus Schwand, Hans Künlein und Hans Fichtenmüller aus Roth sowie Hans Feuerlein und Leonhard Künlein aus Kiliansdorf.
Katharina Künlein entstammte einem schon 1350 (Qu 38) erwähnten Bauerngeschlecht; sie kam in Kiliansdorf am 29.11.1594 zur Welt.
Hans(II) Muscat wandelte in seines geachteten Vaters Fußstapfen und kam ihm an Bedeutung gleich. Er wurde mit den gleichen Berufsbezeichnungen belegt, war auch" Gerichtsperson" und Gotteshauspfleger.
Um 1586 wurde er auswärts als ältester Sohn geboren.Ab 1626 erhielt er gelegentlich die Bezeichnung "der Elter", wohl als Unterschied zu seinem jüngeren Bruder Johannes, der als Bauer in Mittelhembach einen Hof besaß. Seine letzte Erwähnung findet sich auf den Schlußseiten des Taufbuches: 03.12.1631 {537-41 u.42); Pate in Schwand ist "Leonhard Künlein, Leonhard Künleins Sohn bei Hansen Muscate n seinen Vettern (= Schwager oder Onkel) in Diensten". Er ist vermutlich Anfang 1632 gestorben.
Frau Katharina Muscat brachte von 1616 bis 1629 sechs Söhne und drei Töchter zur Welt. Die am 05. 11. 1624 (503-27) getaufte Kunigund heiratete als Hans Hanenmans (Stief-) Tochter am 02.08.1647 (632) Johann Mavr, Papierer auf der Fichtenmühle . Sie wurde in Schwand am 05. 10. 1698.(994) begraben, alt 74 Jahr und 4 Wochen (vgl. Nachfolger).
Die Muscats gehören zu den Familien, deren Namen nach dem Großen Krieg in Schwand verschwunden waren. Das schließt nicht aus, daß sie anderswo überlebt haben. Am 22. 06. 1800 (66-10) ließ sich Ludwig Tobias Mußkat mit Catharina Staudinger aus Schwand zur Eheschließung aufbieten. Er und sein Vater Johann Georg arbeiteten als Meister in der Hüttlingerschen Eisen- und Drahtfabrik in Roth. Sie könnten u.U. zu den Nachkommen der ehemaligen Schwander Messingschläger gehört haben.
Die Obermühle mit ihrem Messinghammer war nur zwei kurze Generationen lang in Muscat-Hand. Aber noch um 1727 war in Schwand der Name "Muscatmühle" geläufig, Das bezeugt, welche beachtenswerte Stellung die Hansen Muscat I und II einstmals in dem Marktflecken innehatten.
Die Zeit des 30jährigen Krieges:
In der schweren, gefahrvollen Kriegszeit konnte die Müllerswitwe Katharina Muscat mit dem Betrieb und ihrer großen Schar unmündiger Kinder nicht allein zurechtkommen. Sie fand einen neuen Ernährer, Berater und Erzieher in
HANS HANNEMANN. Sie heirateten wahrscheinlich noch. 1632, und er wurde neben dem Bäcker nun auch zum Ober- bzw. Muscatmüller.
Seine Herkunft ist unsicher. Vom Juli 1555 - Februar 1563 ist in Schwand der Bäcker und Wirt (?) Hanß Hannaman nachgewiesen. Er ließ 1558 einen Sohn Matthias taufen. Außer ihm fungierte 1563 auch seine Tochter Margarethe als Taufzeugin. Des weiteren stand Ende 1566 Hanß Haman , Drahtzieher und Wirt aus Sorg in Schwand Pate.
Gestorben ist er zwischen 02. 08. 1647 und 10. 03. 1653 (19). Kinder hatte das Ehepaar nicht.
Am 25. 11. 1651 (14) brachte der Mühlknecht auf der Muscatmühle, Caspar Redmann seine Tochter Margaretha zur Taufe. Spätestens mit dem Tode ihres Mannes zog sich Katharina aus der Mühle zurück. Mit 71 Jahren wurde sie in Schwand am 12.12. 1 665 (91) begraben.
ELIAS RUPP, seit etwa1650 verheiratet mit EUPHEMIA N.N. wurde Nachfolger auf der Muscatmühle.
Im Mai 1651 diente er als Mühlknecht "uff der untern mühl", im September 1652 bereits auf der oberen. Dort wurde er am 10.03.1653 (19) als Bestandsmüller erwähnt.
In der Zeit zwischen dem 10.09.1652 (16) und dem 12.06.1658 wurden ihm auf der Mühle zwei Söhne geboren, wovon der erste mit 3 Tagen starb, und 2 Töchter.
Die jüngere, Christina, wurde am 04.10.1655 (29)getauft. Von ihr ist unter dem 18.04.1680.(121) zu lesen:..."ist getauft worden Matthias ein unehelicher Sohn Christinae Ruppin, welche als sie zu Offenbau gedient solches Huren Kind erloffen"...... Pate Matthias Mayr ,Muscatmüller, ledig. Sie hatte Glück und konnte am 30.07. 1669 (683.) Michael Leykauf aus Untermainbach heiraten, der sich in Schwand als Inwohner und Köbller niederließ.
Elias Rupp wurde am 05.01.1669 (919)als Tagwerker im Alter von 47 Jahren begraben. Er hatte also die Mühle schon aufgegeben.
Am 21.03.1653 (20) tauchte Anna Margareta, die ledige Tochter des Messingschlägers Mauritius Tauffer zu Schwand als Patin bei Hans Freytag in Meckenlohe auf. Er und seine Frau Margaretha erscheinen bis zum Januar 1659 als Paten in Meckenlohe und Schwand. Am 04 . Dez. 1659. (105) wurde in Schwand beerdigt "der erbar Moritz .Tauffer Lohngoldschlager allhir 54 Jahre alt".
Er war der einzige bloße Messing- oder Lohngoldschläger, der im Schwander Kirchenbuch erscheint, und das im gleichen Monat wie Elias Rupp als Beständner (Pächter) auf der Muscatmühle. Die auffällige Gleichzeitigkeit löste bei mir folgende Spekulation aus: Seit Hans(II) Muscats Abgang, also seit etwa 25 Jahren, lag der Messinghammer still. Elias Rupp, wollte ihn wieder in Betrieb nehmen. Als gelernter Müller und "seger" war er dazu nicht in der Lage. Deshalb holte er sich den in diesem Beruf ausgebildeten Tauffer. Inwieweit meine Annahme zutrifft, ließe sich vielleicht in Akten des Staatsarchivs Nürnberg klären.
MICHAEL KÖNIG mit seiner Ehefrau Barbara könnte noch zu Katharina Hannamanns Lebzeiten die Muscatmühle betrieben haben. Sie stand Pate am 09.02.1661(48). In dem Taufeintrag wird ihr Mann als "Müller alhir" bezeichnet.
HANSZ PREUSZ und seine Ehefrau ANNA sind ebenso ungesichert auf der Obermühle.
Er fand ebenfalls als "Müller alhir" die ewige Ruhe in Schwand mit 70 J. 14 W. am 26.12. I669 (920) und sie am 11. 11. l667 (916) mit 45 Jahren.
Von. ihm sind 4 Töchter bekannt, von denen drei noch nach seinem Tode in Schwand ansässig blieben:
Anna: war Patin am 10.01.1669(69); heiratet am 01. 05. 1669 (650) mit Caspar Gebhardt zu Schwand.
Agnes: heiratet am 18,12. 1672 (654) Georg Lämmermann aus Schwand.
Barbara: war Patin am 13. 08. 1675 (86).
Ursula: heiratet am 30.11.1675 (658)_Gabriel Pickel, Wagner aus Weinling, Herrschaft Rogendorf, Oesterreich.
GEORG KAUPNER, Bestandsmüller auf der Muscatmühle, verheiratet mit Margaretha Elisabetha N.N., ist wieder auf sicherem historischen Boden. (15)
Mit 7 Patenschaften weisen sie sich vom 08.02.1671 (75) - 08.12. 1678 (112)aus.
In dem heißen Frühjahr 1672 war er im Juni an dem Schwabacher Vergleich beteiligt, der die Wasserrechte am Hembach regelte (s. I/S. 4f.).
JOHANN MATTHIAS MAYER, Muscatmüller und Gerichtsschöffe zu Schwand, wurde als 9. Kind des Müllers Hans Mayr und seiner Frau Kunigunde, geb.Muscat (s.o.b.Hans (II) M.) auf der Fichtenmühle geboren und am 18•04.1661 (49) getauft. Er erreichte ein Alter von 80 J. 5 M. und wurde am 20.09. 1741 (1193) zur Ruhe gebettet. Am 05.07.1680 (665) nahm er Kunigunda Fischer zur Frau, eine Tochter des Metzgers, Gastgebers auf der Erbschenkstätte, Gerichtsschöppen und Gotteshauspflegers Georg Fischer. Kunigunde Mayer wurde am 18.Okt.1705(1012) begraben, 45 Jahre alt. Demnach müßte sie etwa im Oktober 1660 geboren sein. Unter den 14 im Taufbuch aufgeführten Kindern aus Georg Fischers erster Ehe sind 6 Mädchen, dabei aber keine Kunigunde. Eine Tochter heiratete 1675. Vier starben vorzeitig, darunter eine im August 1660 getaufte Margaretha. Damit steht fest, daß die Altersangabe im Sterbeeintrag fehlerhaft ist. Bis zur Taufe der zweiten Margaretha im Mai 1665 besteht eine Geburtenlücke. •Darin, etwa Okt.1661, könnte Kunigunde geboren worden sein, entweder auswärts oder der Taufeintrag wurde vergessen. So halte ich es für wahrscheinlich. Margaretha käme als 17 jährige Braut gerade noch in Frage. Dann müßte sich der Taufbuchschreiber mit dem Namen vertan haben.
Malthias Mayer war am 18.04.1680 noch ledig, aber bereits Müller auf der Obermühle, als er bei Chiristina Rupps Sohn Pate stand (s. o. b. Elias Rupp).
10 Töchter und einen Sohn, Michael, brachte Kunigunda Mayer zur Welt. Die dritte, Maria Margaretha, getauft am 01.11.1688 (170), wurde die Frau des Nachfolgers auf der Mühle. Er hieß
JOHANN LEONHARD HAGELAUER , Sohn des verstorbenen Heinrich Hagelauer, Hammer- und Waffenschmied in Pfaffenhofen. Bei der Hochzeit, am 19.11.1714 (712) hatte er die Obermühle schon von seinem Schwiegervater übernommen.
Er ist etwa 1685 geboren und starb 1739 nicht in Schwand. Auch Maria Margarethas Tod ist nicht in Schwand verzeichnet. Das Ehepaar ist wohl aus dem Pfarrsprengel verzogen. Von 1715 bis 1724 kamen vier Kinder auf die Welt, drei Mädchen und ein Bub.
Bei Geburt und Tod des letzten Kindes im Juli 1724 war Johann Leonhard Hagelauer noch Obermüller. Als er am 3.März 1727 (417) Pate stand, wurde er als Jnwohner, Köbler und Metzgermeister in Schwand bezeichnet.
Die Familiengeschichte der Schrötels:
MARTIN SCHRÖTEL, Bauer in Dürrenhembach und Gerichtsverwandter in Schwand besaß 1725 das gesamte Mühlgut. Er und seine Frau Anna "haben über 51 Jahr miteinander gelebt, 7 Kinder erzeugt, davon keines gestorben und ist ,seit ihrer Hochzeit keine Leich aus ihrem Hauß gegangen". Sie segnete das Zeitliche am 16.Nov. 1742 (1194) mit 72 J. 4 W, er folgte seiner Frau am 26.Dez.(1203) mit 85 Jahren, weniger 12 Wochen nach.
Die Eheleute Schrödel blieben mit Sicherheit in Dürrenhembach wohnen und betrieben die erworbene Mühle nicht selbst. Das wird wahrscheinlich schon der designierte Nachfolger getan haben. Das war der älteste Sohn:
JOHANN MARTIN SCHRÖDEL übernahm das Gut und die Mühle wohl zum Jahresbeginn 1727 als Müllermeister; später wurde er auch Gerichtsschöppe wie sein Vater./ Am 9. Februar 1727 (416)stand er Pate als "Meister Müller auf der obern Mühl" und am 8.Sept. 1727 (424) nochmals "auf hiesiger Obern oder so genanndten Muscath Mühl". Am 23.April des gleichen Jahres taufte Paulus Kreß, Mühlknecht auf der Muscatmühle, ein Kind (419). In Dürrenhembach geboren, erfolgte die Taufe auf Johann Martin am 19.10.1691 (186). Er starb in Schwand mit 68 J. 3 W. und wurde am 08.11.1759 (12) beerdigt.
Ebenfalls 1727, wahrscheinlich gleichzeitig mit der Gutsübernahme, schloß er seine erste Ehe mit Apollonia N.N. Ein Traueintrag ist nicht zu finden, der Herkunftsort der Braut lag anscheinend außerhalb des Pfarrsprengels. Sie starb nach kurzen 11 Ehejahren am 20.04.1758 (1163) mit 41 Jahren und 5 Wochen. Ihr Geburtstag müßte demnach um den. 16.03.l697 gelegen haben.
Wachter hält Apollonia für die Tochter des Untermüllers (Johann Michael Traumüller. Das ist ein Irrtum. Diese wurde 1695 geboren, hatte in Leerstetten 1723 den Witwer, Bäcker und Wirt Johann Leonhard Rötter geheiratet und war Ende 1736 zur Witwe geworden. (vgl. III, S. 30).
Zwei Kinder entsprossen der Ehe: Anna Barbara im April 1728 (455) und Johannes im November 1729 (448); er starb mit 11 Monaten.
Am 14. 04. 1759 (8l2) heiratete Johann Martin Schrödel zum zweiten Male: Anna Elisabetha Forster, "die bey mir Pfarrern damals gedienet". (Von der Mühle bis zur Pfarre sind es höchstens 150 Meter).
Sie war die am 23.06.1695 (206) getaufte Tochter der Metzgerseheleute Sebastian und Ursula Forster zu Rednitzhembach. Im hohen Alter von fast 84 Jahren verschied sie in Schwand am 7. Februar 1779 (Nr. 7).
Am 14.Nov.1753 erhielt Johann Martin die herrschaftliche Genehmigung, ein neues Sägewerk zu bauen. Als er 6 Jahre später die Augen schloß, übernahm die Witwe Anna Elisabeth die Verwaltung des gesamten Betriebes, denn der zukünftige Erbe war noch unmündig. Sie scheint eine sehr tatkräftige Frau gewesen zu sein, denn sie behielt nach seiner Majorennität die Oberaufsicht weiter, im ganzen 15 Jahre.
SIMON SCHRÖDEL, ältester Sohn aus des Vaters zweiter Ehe, übernahm am 24.Januar 1775 vor dem Richter zu Schwand und seinen Gerichtsschöppen den Besitz von seiner Mutter für 3600 rheinische Gulden und 3 Caroli (1 Caroli ist eine Goldmünze im Wert von 10 fl.rh.) Leikauf (der sofort in bar zu erlegen war).
Die Schätzer für das Anwesen waren der Schwander Untermüller, Simon Traumüller und der Müller Traumüller von Penzendorf gewesen. (16)
Der Müllermeister und Gerichtsschöppe Simon Schrödel lebte vom 23. 03. 1744 (7) bis zum 29.03. 1826 (24-11). Im Sterbeeintrag wurde vermerkt:"Er war das letzte Mitglied aus dem hiesigen Gericht". Das bedeutet, daß es schon etliche Zeit kein Gericht mehr in Schwand gab.
Am 31 .04. 1775.(9) reichte er Anna Margaretha Volkert die Hand zum Bund fürs Leben, der jüngsten Tochter des verstorbenen Johann Georg Volkert auf dem Hagershof. Es war eine arbeitsreiche, von großem Fleiß und viel Arbeit-gekennzeichnete, aber glückliche Ehe, in der sich der Mühlenbetrieb vergrößerte und der Umfang des Grundbesitzes erweiterte. So wurden 1817 die Weiherwiesen nebst Acker um 350 fl. von dem Bäcker Lorenz Mayer gekauft.
Im Alter von reichlich 57 Jahren starb die Ehefrau an einem Bauchschaden am 7.Januar 1801 (78); sie war am 14. November 1745 (625)getauft worden.
Simon Schrödel wagte es ein zweites Mal am 26.Mai 1801(711). Die Hochzeit mit Anna Barbara Löhlein fand ".ohne Music und Tanz" statt.
Die Braut war die einzige Tochter des Bauern Johann Leonhard Löhlein, auch auf dem Hagershof, geboren am 25.01. 1768, (68). Sie verstarb als Mühlenbesitzerswitwe an Altersschwäche am 15.11.1828 (40-30).
Diese Ehe stand unter einem ungünstigeren Stern als die erste:
1817 brannte die obere Mühle ab. (17)
Am 15.Januar 1821 übergab Simon Schrödel den gesamten Besitz seinem zukünftigen Tochtermann, dem Müllermeister
Die Mühle wird verkauft:
JOHANN LEONHARD ASSENBAUM für 8 000 Gulden. Der feierte am 06.02.1821 (147-6)Hochzeit mit Anna Maria Schrödel, der ältesten Tochter aus zweiter Ehe, geboren am 2.Mai 1802 (142) in Haus Nr. 16 (heute Mühlgasse 6). Der Bräutigam stammte aus Schwabach. Er war der einzige Sohn von Georg Michael Assenbaum, der in der heutigen Benkendorfer Str. 17 eine Melberei betrieb (Mehlkleinhandel). Am 6.Mai 1822 (299-19) wurde dem jungen Paar ein Sohn geboren, Georg Michael.
In der zweiten Hälfte des folgenden Jahres verzog die Familie; ihr weiteres Schicksal ist unbekannt.
Laut Brief vom 20.Sept.1823 verkaufte Johann Leonhard Assenbaum Mühlgut und Mühle an
JOHANN FRIEDRICH FORSTER für 10 000 Gulden und 200 fl. Leikauf.(übliches Draufgeld zur Kaufsumme als Vertragsbekräftigung) Wie muß dem fast 80jährigen ehemaligen Müller Simon Schrödel zu Mute gewesen sein, als er sein von den Ahnen überkommenes und treu verwaltetes Gut in fremde Hände kommen sah.(18)
Forster, geb. 29. 11. 1801(139) war als Viehhändlers und Soldaten Sohn gebürtiger Schwander, aus Haus Nr.-24 (heute Allersberger Str. 5); derzeit Metzgermeister. Er war in erster Ehe mit Anna Barbara Rühl aus Meckenlohe verheiratet. 1858 verkaufte er sein Anwesen und zog nach Rednitzhembach. Dort heiratete er 1844 zum zweiten Mal und hatte noch einen langen Lebensabend, bis zum tödlichen Schleimschlag am 15. 12. 1874 (87-19).
Von Forster kam der gesamte Besitz am 19.Juli 1858 um 11 500 Gulden an
JOHANN CHRISTOPH BASSLER von Schwand. Er war anscheinend ein hier nur kurz ansässiger Güterhändler. Schon am 10.Juli 1839 gab er ihn für 11 400 fl. weiter.
Die Familiengeschichte der Hörls:
GEORG PAUL HÖRL war der Käufer. Geboren war er in Altdorf etwa am 6.Mai 1799, (errechnet aus seinem Sterbealter in Schwand vom 20.04. 1868 (33-20) mit 68 J., 11 M. und 14 T. .Er ehelichte dort am 29. Februar 1824 Eva Katharina Hörl, Tochter des Johann Peter Hörl. Mit der Heirat erwarb Georg Paul Hörl die von seinem Schwiegervater hinterlassene Brauerei und den Gasthof „Zum Schwarzen Bären".
Seine Frau, um den 26. 0kt,1801 geboren, ging ihm im Tode voraus; sie starb an Wassersucht am 30. 12. 1860 (368-46) im Alter von 59 Jahren, 2 Monaten und 4 Tagen. Für die Übersiedlung nach Schwand stellte ihm der Stadtmagistrat folgendes "Zeugnis aus: "Dem hiesigen Bürger und Brandweinbrenner Georg Paul Hörl wird hiemit bezeugt, dass seiner Übersiedlung nach Schwand, kgl. Landgericht Schwabach, diesseits ein Hindernis nicht im Wege steht, und dass er durch den Verkauf seines Anwesens dahier ein bares Vermögen von 10 000 Gulden besitzt. Die sämtlichen Besitzungen waren im Hypothekenbuch nicht beschwert"
Das Zeugnis überbrachte er am 23. November 1859 dem kgl. Landgericht in Schwabach: Dabei brachte er vor, das Müllergewerbe sei auf dem Gute radiziert, und er wolle es durch den mit anwesenden, als Meister geprüften Johann Michael Rosenbauer von Schwand ausüben lassen. Weiter gab er an, seine Lehrzeit in der Bauriedel'schen Kunstmühle in Nürnberg abgeleistet zu haben und beteuerte, seinem angestrebten Berufe vorstehen zu können. Daraufhin erteilte ihm das Gericht die Genehmigung, sich in Schwand ansässig zu machen und dem Betrieb auf der oberen Mühle vorzustehen.
Der angestellte Müllermeister Johann Michael Rosenbauer, Sohn des gleichnamigen Wirtes und Melbermeisters zu Schwand, ledig, starb an Lungenentzündung mit reichlich 44 Jahren am 30.Mai 1854 (508-24).
Nachfolger als Müllermeister, Gutsbesitzer und Oekonom wurde der zweite Sohn
GEORG CHRISTOPH PAULUS HÖRL "auf der sogenannten Muscatmühle".
Er erhielt statt eines Militärpasses am Ende seiner Dienstzeit einen "Militär-Abschied: Georg Christoph Paulus Hörl, geboren am 8.12.1824 zu Altdorf hat vom 10.3.1846 bis 19. Juni 1849 beim unten genannten Regiment als Gemeiner gedienet und in der Zeit, während welcher er 1 Jahr 6 Monat 18. Tage präsent war, eine ausgezeichnete gute Aufführung gepflogen. Auf seine restige Dienstzeit hat er einen Eratzmann gestellt.
Dillingen 19.Juni 1849
Kgl. Bayer. 3.Chevauleger-Regiment Herzog Maximilian".
Mit dem Ersatzmann hatte es Folgendes auf sich; Nach dem Heeresergänzungsgesetz von 1828 konnte man sich von der Militärpflicht loskaufen. Der Betreffende mußte sich einen sogenannten "Einsteher" besorgen, der für ihn die volle oder restliche Einstandzeit in der aktiven Armee oder in der Gendarmerie abdiente. Die zwischen den Beteiligten vereinbarten Einstandsbeträge waren zum Teil sehr hoch, besonders in politisch unruhigen Zeiten. Das "Einstehersystem" wurde 1868 durch das bayerische Wehrverfassungsgesetz beseitigt.
Am 29.April 1862 legte Hörl dem Landrichter in Schwabach sein Prüfungszeugnis als Müllermeister vor und erklärte, daß er das Anwesen übernommen habe, auf dem sein Vater bisher eine persönliche Müllerkonzession ausübte. Er bat um die Erlaubnis zur Ausübung der Müllerei und die Genehmigung des Mehlverkaufs auf dem Anwesen Haus Nr. 16 (heute. Mühlgasse 6 - Boxlohe 9). Seiner Bitte wurde am 17. Juni 1862 entsprochen;
Gebühr für den Bescheid 2 fl. 47 kr..
Georg Christoph Paul Hörl ließ sich am 26.Okt.1862 (234-11) trauen mit der fast 12 Jahre jüngeren Eva Christine Friderike Weidner, der älteren Tochter des verstorbenen Anton Wilhelm Weidner, ehemals Müllermeister auf der Mühle an der Schwarzach in Neuses.
Eva Weidner, die Brautmutter, übersiedelte mit nach Schwand; sie starb schon zwei Jahre später an Brustkrebs.
Aus der Ehe gingen 7 Kinder hervor, wovon zwei Söhne und die Tochter mit 9, 13 und 5 Monaten starben. Von den überlebenden Söhnen übernahm der älteste, Johann Paul Christoph, die Mühle (s.u.).
Der nächste, Wilhelm Friedrich, geboren am 24.06.1866 (29-26); war verheiratet mit N.N. Reichel; er starb in Schwabach am 29. März 1934.
Johann Georg, Gastwirt und Bierbrauer auf der Erbschenkstätte in Schwand; geboren am 14.12. 1867 (48-45); gestorben in Schwand am 29.04.1941; heiratete am 29. 10. 1893 (117-9) in Schwand die 20 jährige Margarete Liegel aus Untersteinbach. (oder Gmünd nach Wachter).
Friedrich, der jüngste; Gastwirt; geboren am 05.12.1872 (113-49); heiratet am 03. 08. 1897. (122 -8)Christina Friederica Schickendanz aus Schwand. Er starb in Schwabach am 09.02.1948.
Georg Christoph Hörl verstarb als Privatier im Alter von knapp 69 Jahren am 07. Nov. 1893 (204-23). Seine Witwe Eva Christina Friederike überlebte ihn mit 86 3/4 Jahren um gut 29 Jahre.
JOHANN PAUL CHRISTOPH HÖRL, Christoph gerufen, erblickte als erstes Kind der vorstehend aufgeführten Eltern die Welt am 19.08.1865 (607-39). Nach Ableistung seiner Militärdienstpflicht beim kgl. bayer. Infanteie-Leibregiment in München übernahm er 1890 den elterlichen Besitz um 25 000 Mark (500 Mark jährliches Wohnrecht und 2 800 Mark Mobilien). Im gleichen Jahr, am 1.Juni (112a - 8), verband er sich mit Anna Barbara Seybold, Tochter des Bauern Johann Wolfgang Seybold zu Schwand und seiner Frau Dorothea, geb. Holzammer; getauft am 05. 08. 1864 (6-50). Sie starb an einem Herzleiden am 4.Februar 1929.
Ihre Ehe blieb kinderlos.
Ab dem 1.Januar 1900 war Christoph Hörl zum Bürgermeister von Schwand berufen. In der voraufgehenden Silvesternacht brach in seinem Anwesen ein Brand aus. Bis auf die Scheune wurde alles ein Raub der Flammen. Die Brandursache konnte nicht völlig aufgeklärt werden. Er ließ sich durch das schwere Unglück nicht aus der Bahn werfen, weder privat noch in der Öffentlichkeit. Zunächst baute er seine Mühle wieder auf. 1903 ließ er ein Elektrizitätswerk einbauen und versorgte seine Gemeinde mit Strom und Licht; 13 Lampen umfaßte die Straßenbeleuchtung im Ort.
1911/12 wurde auf sein Betreiben am nördlichen Ortsausgang ein neues Schulhaus für zwei Klassen und mit zwei Lehrerwohnungen errichtet, inmitten eines großen Areals mit ausreichendem Schulhof und parkähnlicher Gartenfläche; dabei ein Nebengebäude für Waschküche und Holzlege. (heute Nürnberger Str.55).
Auch die Autopostverbindung war sein Werk. Er leitete die Geschicke der Gemeinde aufs beste.
Für seinen außergewöhnlichen Einsatz wurde ihm am 31-Dezember 1924 die Ehrenbürgerwürde der Marktgemeinde Schwand verliehen.
Lange Zeit gehörte er dem Distrikts- und Sparkassenausschuß sowie dem Distriktsrat Schwabach an. 1909 baute er sich an der Hauptstraße ein Wohnhaus. Es wurde sein Alterssitz, und hier schloß er am 8.Juni 1954 die Augen für immer;( heute Nürnberger Str.3)
1909 ging das Mühlgut mitsamt der Mühle für 49 000 Mark an
JOHANN SCHMUTZLER über. Der Bäckermeister aus Rehau wohnte nur kurze Zeit in Schwand. Er verkaufte es am 29.Juni 1910 an den Maurermeister
KONRAD KÜHNLEIN in Nürnberg.
Bereits am 1.August des gleichen Jahres gelangte es aus Spekulantenhänden für 57 000 Mark wieder an einen Fachmann, den Müllermeister
Die Zeit der Stromgewinnung:
LORENZ STINZENDÖRFER.
Er wurde am 10.01.1883 in Ammerndorf a. d. Bibert, Lkr. Fürth, geboren, wo seine väterlichen Vorfahren seit über 100 Jahren als Müller ansässig waren. Mit ihm zogen in Schwand ein seine Ehefrau Frieda Margaretha, geb. Würfel nebst ihrem Töchterchen Elise. Frau Frieda war als Försterkind am 27.August 1886 in der Alten Veste zu Zirndorf zur Welt gekommen. Stinzendörfer baute die von Christoph Hörl begonnene Stromversorgung weiter aus. 1912 wurde ein weiterer Dieselmotor notwendig zur Bewältigung von Verbrauchsspitzen und die Anschaffung einer leistungsstarken Batterie von Akkumulatoren zum gleichen Zwecke. Die Zahl der zu versorgenden Häuser mit recht unterschiedlichem Verbrauch stieg auf etwa 110 an. Der erste Weltkrieg brachte die große Bewährungsprobe. Der Müller war zum Militär eingezogen, alle Lasten in dem Mühlenbetrieb und der Landwirtschaft ruhten auf den Schultern der jungen Frau, dazu die Erziehung ihres kleinen Mädchens. Ganz ungewohnte und zum Teil mühselige Arbeiten waren dabei zu verrichten. Da war das Laden der Akkus zu überwachen, daß sie ja nicht kochten. Das tägliche Ein- und Ausschalten von Strom und Licht an der großen Schalttafel mußte zur rechten Zeit besorgt werden. Winters, bei strengem Frost, wendete Frieda Stinzendörfer oft ihre ganze Kraft und Geschicklichkeit auf, den Rechen vor dem Turbineneinlauf vom Eise freizuhalten oder das Grundeis zu beseitigen. Nach dem Kriege Anfang 1920, verkaufte Stinzendörfer seinen Maschinenpark, mit Ausnahme eines kleinen Aggregates für den Eigenbedarf, an den Untermüller Karl Viehbeck, der damit an seiner Stelle die Stromversorgung der Marktgemeinde übernahm.
Im Laufe der folgenden Jahre gestaltete er seinen Betrieb in eine moderne Kunstmühle um.
Nach dem zweiten Weltkrieg wurde die Verminderung der Landwirtschaft bis auf den Eigenbedarf notwendig. Damit verlor das Sägewerk die damals noch für den Holztransport unentbehrlichen Pferde und wurde 1950 stillgelegt. Mit knapp 86 Jahren, am 8.November 1968 (247 - 11) verstarb Lorenz Stinzendörfer nach einem arbeits- und erlebnisreichen Leben. Seine Witwe folgte ihm mit beinahe 85 1/2 Jahren am 1. Februar 1974 (260 - 1).
1968 übernahm der Tochtermann und Fuhrunternehmer
JOHANN JÄGER den gesamten Betrieb. Er hatte dafür sogar noch das Müllerhandwerk erlernt.
Der geborene Nürnberger, Jahrgang 1910, hatte am 24.April 1954 in Schwand mit Elise Stinzendörfer den Bund fürs Leben geschlossen. Das Fuhrunternehmen hatte das Mühlengeschäft schon lange kräftig unterstützt. 1977 führten das fortgeschrittene Alter der Besitzer, der gewachsene Wettbewerbsdruck und die verminderte Ertragslage zur Einstellung des Mühlenbetriebes,
Am 4. Dez.1984 schloß der letzte Müller auf der Ober- und ehemaligen Muscatmühle die Augen und beendete eine mehr als 600 Jahre alte Tradition.
1986 übersiedelte die Witwe Elise Jäger zu ihrem nachgeborenen Bruder Johann Georg Stinzendörfer. Er hatte sich nach langer Tätigkeit im Landratsamt in der Allersberger Straße 5 in Schwand zur Ruhe gesetzt.
Seither hat es der neue Eigentümer
HEIKO KÖNICKE verstanden,. dem stattlichen roten Backsteinbau von 1900 mit sorgsamer Innen- und Außenrenovierung sowie gefälliger Gestaltung des Vorplatzes ein der ehrwürdigen Vergangenheit gemäßes Aussehen zu geben.
zum Plan der Turbinenanlage des Herrn Stinzendörfer
Anhang:
Grundbesitz während der Jahrhunderte
1530 (7)
1 Haus,
1 Stadel
1 Gärtlein
1/4 Tagwerk Hopfengarten beim Brunnen
1 Tagwerk Hopfengarten und 1 Wiese auf d.Graben
1 Tagwerk Wiese beim Haus
3 Tagwerk Wiese beim unteren Weiher
6 ½ Morgen Acker beim unteren Weiher
1 Morgen Egerten beim Galgen
Um 1680
1 Mahlmühle,
1 Stadel,
1 Backofen,
1 Keller
1/4 Morgen Gärtlein am Rangen hinter dem Haus
1 Gärtlein neben der Pfarrpeunt
1 Tagwerk Wiese hinter dem Hammer
3 Tagwerk. Wiesen
6 Morgen Acker
1 Morgen Holz im Loh beim Galgenbuck (Walzende Grundst.).
2 1/2 Morgen Acker im Finstermühlweg;
ehem. b. Waldmeister Sixt Polz
Abgabe 2 1/2 Metzen Korngült
1727
1 Mahlmühle
1/4 Morgen Garten am Rangen hinter dem Haus
1 kleines Gärtlein neben der Pfarrpeunt
(Peunt sind meist auch eingezäunte Gartengrundstücke)
1 Tagwerk Peunt hinter dem Hammer
3 Tagwerk Wiesen unter dem Schwemmweiher
1 Morgen Holz, jetzt Schlag beim Galgenbuck
(Walz.Grundstücke sind frei verkäufl.).
4 Morgen Acker am Finstermühlweg, Leissnerack,genannt;
15 Kr(eutzer) Lichtmeßsteuer
1 1/2 Morgen Acker und.Wiesen am Hasenzagel (wohl Hazzazagel;
1.15 fl. an das Gotteshaus.
1/2 Morgen Erl-Äckerlein v. Wildmeister Teuchmann;
5 Kreutzer Lichtmeßsteuer.
1833
2 Häuser mit
2 Nebengebäuden und Hofraum.Pl.Nr. 30 a und 31 a:
heute Mühlgasse 6 und 5 (Boxlohe 9)
2 Gärten, Pl.-Nr.50 b u.51 b
Garten, die Peunt.Pl.-Nr.33
das Erläckerlein am Graben,Pl. -Nr-252
Wiese am Graben,Pl.-Nr.231
Wiese an die Hofraidt stoßend, Pl.-Nr.34<
(?) 6,06 Tagwerk Äcker im Furtherwegwald
Wald im Oberlohfeld Pl.-Nr. 318
WieseniPl.-Ur. 175,620
b;alte Gem.Tle.b.d.Bärenwiesen
421 in der Alting
445 im Finsterwegfeld
620 a;b.d.Forstwiesen 1794 erworben:
392 a/der Weiher u.
392 b. Ödung der Weiher
394 Wiese der Weiher
Äcker: in Summa 7,26 Tagwerk
497, 500, 500 b im Hackspiederfeld,
1808
von aufgeteilten Gemeindeteilen an Äckern,Wiesen und Holz:
419, 420 in der Alting 1.00 Tagwerk
404 in Irrlen (mit Mühlgraben) 3,26 Tagwerk
757 am Hessellach 1,47 Tagwerk
792 im Hoyerschlag 4,14 Tagwerk
495 im Hackspieder 3,17 Tagwerk
zusammen: 13,04 Tagwerk
ABGABEN
Um 1364 (2)
4 Simra Korn, 2 an Walburga und 2 an Jacobi
(1 Simra entspricht einem Korb mit ca. 32,4 Liter)
1 Käse
10 Eier
2 Hühner
Um 1434
4 Simra Korn
1 Käse an Walburga
10 Eier zu Ostern
1 Herbsthuhn und 1 Fastnachtshenne
Um 1530 (7)
4 Simra Korn an Michaelis
1 Käse an Walburga
10 Eier an Walburga
1 Herbsthuhn an Michaelis und
1 Fastnachtshenne an Walburga
Um 1680
4 Simra Korn
23 Kreutzer Erbzins
1 fl. Steuer
1,12 fl. Hundsgeld (wahrscheinlich die Bezahlung dafür, dass der Müller die Jagdhunde des Markgrafen bei einer Jagd nicht versorgen musste)
Um 1727
4 Simra Korngült
28 ¾ Kreuzer Erbzins
30 Kreuzer Erbzins von der neu errichteten Säge
1,15 fl Lichtmeßsteuer
2 fl. Hundsgeld
1833
Getreidegült in Korn: 5 Scheffel, 5 Metzen, 1 Simra oder 47.25 fl.
vom fixierten Großzehnt aus Pl.-Nr.175: Grundzins von 8 Kreuzer 4 Heller
Zur Hospitalstiftung Nürnberg vom fixierten Großzehnt aus dem Plan -Nr.443, 444 a, b, c und 446 Grundgilt in Korn zu 3..., 2 ½ Simra oder 1.12 fl. 4 Heller in Geld: 20 Kreuzer 4 Heller.
Es handelt sich hier um ein uraltes Reichnis. Bereits am 05.02.1297 übertrug. Bischof Reinbot von Eichstätt dem Komtur und den Brüdern des Deutschherrenordens in Nürnberg den (Groß-)Zehnten in Schwand im Tauschweg gegen andere Einkünfte. Es verblieb bei ihm, mit kurzer Unterbrechung, durch die Jahrhunderte, auch nach der Reformationszeit. Rechtsnachfolgerin des Deutschen Ordens wurde die Elisabethen-Spitalstiftung in Nürnberg (20)
RECHTE
1727
a) 1 Klafter Waldrecht von der Herrschaft,
b) 4 Klafter Waldrecht aus der Gemeindewaldung
1833
a)Forstrecht an den herrschaftlichen Waldungen: Schwand, Soos Plan -Nr. 1560 - 1563;
Leerstetten, Bierholz Plan Nr. 228 a,b;
Rednitzhembach, Finsterloh Plan-Nr.907, 921; und zwar:
1 Klafter weiches Scheitholz nach Ansbacher oder 9/10 bayerischem» Maß;
5 Stück Büschel oder Wellen,
100 Stück im Anschlag von 1.12 fl. ohne Holzhauerlohn.
b)1/2 Nutzungsanteil an den unverteilten Gemeindebesitzungen.
DIENSTLEISTUNGEN
1727
Hand- und Spanndienste für die Gemeinde.
Wildfuhr für die Herrschaft; u.a. Garn führen zur Jagd.
1833
Dem königlichen Forstamt Schwabach:
1 Metzen Samenzapfen oder als Ablösungspreis in Geld für 2 Tage Kulturarbeit mit der Hand zur Aufforstung der Staatswälder: 24 Kreuzer,.
Pl.-Nr.445, Wiese am Furterweg, dieser sperrt den Fluß bei Plan Nr. 391 1/2 mit seinem Wehr, das dem Besitzer gehört und einzig von ihm zu unterhalten ist, am Samstag nachmittag 2 Uhr und sprengt das Wasser durch den Wassergraben auf vorgenannte Wiese bis Samstag früh 4 Uhr (!),siehe Vergleich vom 22.06. 1672, Ziff. 3, I, S. 4).
Den durch Plan-Nr.394 und 404 gehenden Graben, 6-7 Schuh breit, hat der Besitzer zu unterhalten.
VIEH
Um 1680
Johann Matthias Mayer hatte zur Bewirtschaftung seines Anwesens 2 Pferde und 2 Kühe
AUSSTATTUNG DER MÜHLE
Um 1680
Mahlmühle mit 2 Gängen; der frühere 3.Gerbgang ist noch nicht wieder völlig hergestellt. Daneben ein Häuschen, in dem früher(seit 1591) der Messinghammer betrieben wurde.
1727
Mahlmühle mit 2 Gängen und 1 Gerbgang; die Säge ist neu errichtet. In einem weiteren Gebäude ist ein Messinghammer eingerichtet.
14.11.1753
Die brandenburg.-ansbachische Herrschaft genehmigt den Bau eines neuen Sägewerkes (16)
24.01.1775
Schätzer stellen fest, daß das Mühlhaus und die Säge sehr baufällig sind (16)
1817
Die obere Mühle brennt ab.
18.11.1861
Das Mahlwerk hat 3 oberschlächtige Räder; 2 Räder für die Mühle und 1 für die Schneidsäge.
02.05.1862
Der vorgeschriebene Eichpfahl wird gesetzt.
1900
Mit Ausnahme der Scheune brennt der gesamte Besitz in der Neujahrsnacht nieder.
1903
Christoph Hörl richtet in seiner neu erbauten Mühle ein Elektrizitätswerk ein.
1910
Lorenz Stinzendörfer gestaltet seinen Betrieb zu einer modernen Kunstmühle um.
1977
Der Mühlenbetrieb wird eingestellt.
Literatur, Quellen und Fußnoten
1.) Beiträge zur Geschichte der Mühlen in Schwand bei .Nürnberg
Emil Wachter, Maschinenschrift, 32.S. von 1948; (Wa).
2.) Ältere Geschichte der Fichtenmühle;
Karl Quinat Handschrift, abgeschlossen mit Kriegsausbruch 01.04.1914; (Qu).
3.) Die Erbschenkstätte "Zum Schwan" in Schwand bei Nürnberg.
;E .Wachter in "100 Jahre Landkreis Schwabach",S.551-557; 1964 (ES).
4.) 800 Jahre Kirche in Schwand; Georg Rusam, 1986 (Ru).
Tauf-, Trau-, Totenbücher der ev.-luth. Johanneskirche Schwand (TfB, TrB, TtB).
Die literarischen Unterlagen sind übersichtlich bei geringem Umfang. Deshalb sind nur ganz notwendige Fußnoten verwendet worden. Die Quellenangaben für das Staatsarchiv Nürnberg(StAN) sind bei Wachter entnommen.
Die eingeklammerten Zahlen nach dem Jahrgang bei Kirchenbuchangaben bedeuten die Seite, gelegentlich dazu die lfd. Nummer, mit -verbunden.
Fußnoten
1 Ru, Seite.4 ff.
2 MB, NF, Bd.47:fol.39 - 45 und 361 - 382.
3 Wa, II/2.
4 Ru, Seite.43.
5 Ru, S.23 f.;StAN:Rep.113,Nr. 33 und 62.
6 StAN:Rep.151, O.A. Schwabach, fol.503
7 StAN:Rep.212, Bez. A. Schwabach, Nr. 800, Ansbacher Salbuch.
8 TtB/171 - 36.
9 StAN: Rst. Nbg..Kloster St. Clara, Urk. Nr. 77, ferner 89, 91, 95.
10 TtB/168 - 45.
11 TtB/169 - 60.
12 Mdl.Auskunft v.Fritz Schäff, Eisenhammer Eckersmühlen;14.04.1988.
13 Qu, S.37; Wa I/5 f.
14 StAN: pers.Auskunft Dr.Klaar; 08.01.1986.
15 Qu, S.36 - 40; Wa I/8 f*
16 StAN:Ansbacher Particular Nr.188 u.Rep. 214,0.A.Schwabach,
Richteramt Schwand.
17 StAN:Rep.222c.Nr.2347.
18 StAN:Rep.222c.Nr.2399.
19 StAN:Rep.225/24, R.A.Schwabach,Nr.2471
Grund-, Sal-und Lagerbuch der Gemeinde Schwand.
20 StAN:Rep.225/24, R.A.Schwabach,Nr.555, S.687 und.Nr.599,
Pfarrakten 1651 und 1712,
21 Qu, S.10.
22 TtB/171 - 32.
23 Qu, S.32.
24 StAN: Rep.234, Reg.Akt.14 597.
25 StAN: Rep.212, Bez. A, Schwabach, Nr.17/II, Nr.7226
Weitergehendes Literaturverzeichnis
Weiter zur Untermühle .
Schwanstetten im August 2010
Alfred J. Köhl