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Die Schwander Bader:
Was uns von Ihnen überliefert wurde:
 
In Schwand war bereits 1490 eine Badestube errichtet. Sie gehörte der Gemeinde, die auch das Recht hatte, den Bader zu bestellen. Ebenfalls finden wir im Salbuch des Marktes Schwand von 1530 die gemeindeeigene Badestube erwähnt.


Die Schwander Badestube war zeitweise im Nordteil des Büttelhauses, (Fachwerkhäuslein zu Haus 3, Flur Nr. 74/75 gehörig) untergebracht.

 


 
Als Bader werden uns in dieser Zeit Hans Pader (1563), Hans Gruber (1565), Georg Dömberger (1566), Cuntz Frisch (1581) und Emrich Müllner (1584) genannt.
 
Ebenfalls wird uns von Anna Meckoloer Badschöpferin erzählt. “Hat sich wohl gehalten”, berichten die Akten von ihr. Sie war mit Georg Meckoloer verheiratet und ist am 25.11.1596 gestorben.
 
Am 1. August 1608 wurde der Bader Linhard Schlittenhard beim Wirt Ulrich Grahl in Schwand nach einem längeren Wortwechsel beschimpft, geschlagen und von einem Mann - namens Kroll - in seine Wohnung verfolgt, der dort die Gewalttätigkeiten fortsetzte. In seiner Verzweiflung griff Schlittenhard zum Messer und erstach Kroll. In Schwabach wurde Schlittenhard wegen Notwehr freigesprochen. Im Jahre 1622 treffen wir Jorg Herig als Inhaber der Badstube an. In den Wirren des 30-jährigen Krieges (1633) wurde auch das Badehaus zerstört, es wurde aber wohl schon kurz darauf wieder aufgebaut.
 
So wird uns von weiteren Badern berichtet: Wolfgang Kriechbaum (1659), Andreas Kriegbaum (1661), Badergesell aus Osterreich, gestorben am 22.2. 1661 in Schwand, Gustav Herwart (1676), Georg Rupp (1681), der auch als Wundarzt bezeichnet wird. Dieser schloss am 8. 3. 1681 die Ehe mit Marie Elisabetha Schnitzel aus Roth.
 
Aus den Akten geht hervor, dass im Sommer 1686 das Badehaus neu aufgebaut wurde. Zu diesem Besitz gehörte 1/4 Garten, der ungefähr zwischen der Kirchmauer und der Georg Brunnerschen Hofraith lag.
 
Ferner zählte dazu die sogenannte Badwiese, 1 Tagwerk groß, die von dem Richter Herzhauser an den Wildmeister Bolz um 40 Gulden kaiserliche Währung verkauft wurde. Auf dem Anwesen wurde ein Pferd für die gnädige Herrschaft gehalten. An Abgaben mussten gereicht werden: 1 Gulden 2 1/3 Kreuzer Erbzins und 12 Kreuzer Lichtmeßsteuer.
1742 erscheint in den Urkunden der Bader Heberlein, der auch beim Auffinden von Leichen zugezogen wurde.
 
1756 kommt als Bader Alexander Heckel vor, der später Schulmeister war. Er veranlasste, dass Barbara Meinelsberger von Mittelhembach, die ihre zwei Kinder vergiftet hatte, ihrer gerechten Strafe zugeführt und am 11. 4.1756 zu Schwabach enthauptet wurde.
 
Im Jahre 1758 hatte Johann Friedrich Bäbeler die gemeindliche Badstube inne. Zu dem Haus gehörten zwei kleine Gärtlein und 1/2 Tagwerk Gemeindewiese. Aus dem Gemeindewald bezog er jährlich vier Klafter Holz.
An Abgaben hatte er zu leisten: 27 1/3 Kreuzer Erbzins, 35 Kr. an die Gemeinde Schwand, 15 Kr. Lichtmeßsteuer. (StAN, Rentamt Schwabach Nr.370).
 
 

Durch das Schröpfen und Aderlassen übernahmen die Bader neben dem Bart und dem Haare schneiden auch ärztliche Aufgaben. Sie hatten die Pflicht, den Badegästen mit “scheren, zwangen (massieren), reiben, schröpfen sich nützlich zu erweisen oder auf den Schwitzbänken den Kranken Schwitzkuren zu gewähren”.
 
Nach markgräflichen Anordnungen sollte wenigstens einen Tag in der Woche die Türe in der Badstube offen stehen, auch Kessel und Fenster ein- oder zweimal ausgewaschen und gesäubert werden. Ferner sollte sich der Bader nicht betrinken und keine Bademagd zu sich in die Herberge nehmen, auch nicht mehr denn sechs Fuder Holz vor das Haus schlichten, damit die Nachbarn keine Ursache zur Klage hätten. Badetage waren Mittwoch und Samstag, und jede Person, die zu Bad ging, zahlte drei Pfennige; Kinder unter 12 Jahren waren frei.
 
Ein markgräflicher Befehl wies darauf hin, dass die Badstuben in besseren Stand zu setzen sind. Damit konnte Bader beim schröpfenjedoch das endgültige baldige Ende der Badstuben nicht mehr aufgehalten werden. Es besteht wohl kein Zweifel, dass in den Badstuben sehr häufig die Regeln des Anstandes und der Sittlichkeit gröblich verletzt wurden, was nicht zuletzt den Verfall der an und für sich wohltätigen Einrichtung herbeiführen musste.
 
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts hatten die meisten Badestuben ihre Pforten für immer geschlossen, so wohl auch in Schwand, da uns von keinem weiteren „Bader“, als Betreiber des Badehauses, berichtet wird.
 
Trotz alledem stand der Bader bei der Landbevölkerung noch lange Zeit in hohem Ansehen. Das Gesundheits- und Medizinalwesen lag jahrhundertelang im Argen. Die Krankheiten suchte der Aberglaube mit Kurpfuschereien und Zauberwesen oder durch Wallfahrten oder Gesundbeten zu heilen und abzuwenden. Und nicht zuletzt konnte manchmal auch der „Bader“ helfen, z.B. wenn ein Zahn gezogen werden musste.
 
Allmählich und recht zaghaft nahm um die Mitte des 18. Jahrhunderts erst die ärztliche Wissenschaft den Kampf mit Kurpfuschern, Quacksalbern und Winkelärzten auf.
 
Bis die Quacksalberei insgesamt ein Ende fand, dauerte es allerdings noch einige Zeit. Noch die "Medizinische Topographie und Ethnographie“, die die Amtsärzte im Jahr 1861 für ihre Landgerichtsbezirke erstellen mussten, berichtet uns von Amuletten. Dabei handelte es sich um Anhänger, die ihren Trägern Schutz und Kraft verleihen sollten. Man trug sie um den Hals oder in die Kleidung eingenäht zur Abwendung von Krankheiten. Die Bauern im Schwabach-Rother Raum kannten noch im 19. Jahrhundert Schwalbennester als Heilmittel gegen Diphtherie, den Saft des ausgepressten Pferdemistes gegen Koliken, Hundefett gegen Tuberkulose sowie geröstete und danach pulverisierte Maulwurfköpfe gegen Bettnässe.
 
Vom letzten Schwander „Bader“ (oder Booder, wie die Leute ihn hier aussprachen), der auch noch Zähne ziehenFriseur bei der Arbeit - auch Frauen kamen dran. durfte (und das auch praktizierte), wird uns folgende Episode berichtet:
 
Während des II. Weltkriegs herrschte in Schwand eklatanter Mangel an Organisten, die im Gottesdienst dem Pfarrer zur Seite standen und die Leute zum Mitsingen im Gottesdienst ermunterten. Da der damalige Schwander Bader „musikalisch“ war, Noten lesen und etwas Klavier spielen konnte, wurde er auch zum Aushilfsorganisten berufen. Das Problem dabei war nur, dass die Bauern aus der Umgebung es gewohnt waren, vor dem Besuch der Kirche sich Haare und Bart schneiden zu lassen. Sie wollten gepflegt sein, wenn sie ihrem HERRN entgegentraten. So kam es des öfteren zu der Situation, dass der Bader schnell noch den letzten Kunden fertig bediente, während der Pfarrer schon darauf wartete, dass er mit dem Gottesdienst beginnen konnte und die Orgel den Eröffnungschoral spielte.
 
 Seinen Arbeitsplatz hatte er im Haus Boxlohe 2.
Als Zeichen, dass er „im Dienst“ war, hängte er einen Silberteller draußen an einer Stange unter dem Friseurschild auf. So wurden die Öffnungszeiten bekannt gegeben.

Friseursalon




 

In der Mitte des 20. Jh. öffneten dann in Schwand die ersten Friseure, die sich aber immer mehr den weiblichen Kunden widmeten. Bart war „out“ und Herrenhaarschnitte wurden mehr „nebenbei“ gemacht, während es beim Bader noch genau umgekehrt gewesen war.
Erst ganz zögerliche gibt es wieder – derzeit aber noch nicht in Schwanstetten – reine Herrenfriseure.
 
Und den ersten eigenen Hausarzt, den gab es erst im "Markt Schwanstetten". Und der praktizierte dann im Ortsteil  Leerstetten. Dazu kam dann auch ein erster Zahnarzt.


 
Heute gibt es im Markt Schwanstetten:
4 Allgemein-, 3 Zahnarzt- und 2 Tierarztpraxen.
Dazu 1 Apotheke und verschiedene Einrichtungen für Krankengymnastik, Massage, Osteopathie und Heilpraktiker (Homöopathie). Alles Bereiche, die früher der Bader abgedeckt hat. Und auch die „Leichenschau“ ist heute in „professionellen“ Händen.


Quellen und Literatur:
 
Emil Wachter: Auszug aus  “100 Jahre Landkreis Schwabach”
Barbara Neumann: Schwanstetten – Geschichte einer fränkischen Marktgemeinde

Schwanstetten, im März 2017, Mai 2024
Alfred J. Köhl

Als Anhang finden Sie die Seite des Schwabacher Tagblattes vom 05.04.2017 mit dem Artikel: Vom Bader zum Friseur" als *.PDF zum download.

 

Anhang Größe
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