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Der Schatz im Heidenberg

 

oder: wie der Heidenberg zu seinem Namen kam

(Heidenberg westlich von Schwanstetten zwischen Haag und Kammerstein gelegen - in der Nähe der Autobahnraststätte Kammerstein, mit 460 m ü.NN eine der höchsten Erhebungen in der Umgebung.)

 

Wie in vielen Religionen, so gab es auch bei den Germanen eine Priesterkaste, die zwischen ihren Göttern und den einfachen Menschen vermittelte. Diese Heidenpriester hatten sich besondere Stellen in der Natur gesucht, um dort ihrem Gott Donar zu huldigen. Donar, im Norden auch Thor genannt, war der stärkste der Götter, der neben Wotan (Odin) die Welt beherrschte. Nach der Überzeugung der Germanen gebot er über Wind und Wolken und schickte seine Stimme als Donner über die Lande, wenn ihm danach war. Weil er mit den Wolken auch den Regen kommen und gehen lassen konnte, wie es ihm beliebte, galt er auch als der Hüter von Hof und Acker, von Fruchtbarkeit und Wachstum, und wurde deshalb sowohl gefürchtet als auch gefeiert. Man stellte sich vor, dass er auf einem von zwei Ziegenböcken gezogenen Wagen über den Himmel zog und mit einem mächtigen Hammer die Töne erschallen ließ, die man gemeinhin bei Gewittern hört. Auch bekräftigte er mit diesem Hammer Verträge. (Auch heute noch sagen wir bei Versteigerungen dass etwas „unter den Hammer kommt“.) Ein weiterer Gott war Tyr, der Gott des Rechts, auch des Kriegsrechts. Deshalb war ihm das Schwert geweiht und das Thing unterstellt, die Rats- und Gerichtsversammlung der Germanen.

In der Alting

Schwand - in der Alting

Diese Versammlungen und Gottesdienste fanden an besonderen Thing-Stätten statt, von denen eine wahrscheinlich auch auf unserem Gemeindegebiet lag, wie der alte Flurname „In der Alting“ vermuten lässt. Weitere waren wohl neben dem Kirchberg in Roth eine Anhöhe zwischen Roth und Pfaffenhofen, wo die Grafen von Abenberg letztmals 1162 ein "Grafenthing" abhielten. Doch zurück zu den Germanen. Deren Priester bereiteten an den Thingstätten die Ratsversammlungen und Andachten vor, sammelten die Opfergeräte und Kelche, und ließen güldene Hämmer zum Zeichen ihrer Aufgabe anfertigen. Von weit her kam das germanische Volk um diesen Zusammenkünften und Gottesdienst beizuwohnen, und weithin wurde die Reichhaltigkeit und Schönheit der kultischen Wertgegenstände der Priester gerühmt. Doch dann kamen die Römer und vermischten den römischen Glauben an Jupiter mit dem germanischen an Donar und brachten uns den Donnerstag, Donars und Jupiters Tag. Den Freitag aber, den verdanken wir immer noch Odins Gattin, Frija, der germanischen Göttin des häuslichen Herdes (mit dem Schlüsselbund am Gürtel). Kurz darauf (geschichtlich gesehen) reisten die ersten christlichen Missionare durch das Land und erzählten den erstaunten Germanen von dem allmächtigen Gott und von Jesus Christus, seinem Sohn. Die germanischen Priester wehrten sich wacker gegen die neuen Gottheiten, aber das Volk wurde schwankend. Immer seltener traf man sich auf den Thing-Stätten unter freiem Himmel. Stattdessen wurden zuerst Tempel (Römer) und dann Gotteshäuser (Christen) gebaut. Als immer mehr Germanen schließlich die christliche Taufe begehrten, ahnten die Heidenpriester, dass es nun mit ihrem Stand zu Ende ging. Als sie um ihre Zukunft in der Dorfgemeinschaft fürchteten, nahmen sie ihre wertvollen Kultgegenstände und trugen sie der untergehenden Sonne entgegen, zu einem nahen Hügel in den Wald, wo schon Gräber ihrer Ahnen waren. Dort beweinten sie ihr Schicksal, küssten ihre güldenen Kelche, wickelten sie in Leintücher und legten sie sorgfältig in Ebenholztruhen. Diese verschlossen sie mit zahlreichen Riegeln und vergruben alles zusammen in tiefen Höhlen, so dass die Christen es nicht finden konnten. Sie selbst versteckten sich in den Büschen. Man ließ sie in Frieden. Da sich aber keine Nachfolger mehr meldeten, wussten die Alten, dass das Ende nahte. So verwischten sie die allerletzten Spuren, lobten Donar ein letztes Mal, und legten sich hin zum Sterben. Fortan wurde der Hügel, der sich zwischen Kammerstein und Götzenreuth befindet, der Heidenberg genannt. Man sagt, dass der Schatz der Heidenpriester von einem riesigen schwarzen Hund bewacht wird, der ebenso stark wie bösartig ist. In seinen Tatzen hält er die Schlüssel, die die Schatztruhe öffnet und aus seinem Maul dringt feuriger Atem, den ihm Donar aus seinen Gewittern verliehen hat. Bis heute hat es viele gegeben, die versuchten, den Schatz zu finden. Doch keiner weiß genau, wo er sich befindet und wie tief die Heidenpriester ihn vergraben haben. Aber immer wieder versucht es einer. Eines jedenfalls steht fest: Nur ein Sonntagskind soll den Schatz heben können. Doch vielleicht ist aber auch das nur ein schlaues Heidengerücht und es müsste ein Donnerstagskind sein? Oder doch ein Freitagskind? Wir – die wir ja der Germanen Nachfahren sind - würden uns darüber ganz gewiss nicht wundern. Nachsatz: Nachdem in der Nähe des Lehrbienenstandes am Königshammer Scherben aus der Urnenfelderzeit (um 1000 v.Chr.) gefunden wurden, ist vielleicht doch etwas dran an der Sage von den Heidenpriestern in unserer Gegend. Der Wald war wohl nicht ganz so unbewohnt, wie man lange Zeit annahm.

Weitere Sagen aus unserer Region: Nessa Altura s. Literaturverzeichnis