Ortsteil Schwand
Ehemalige Scheune, Fachwerkbau, einseitiger Dachvorstand, 18.Jh. (Fl. Nr. 60)
Situation: Die stattliche Scheune steht giebelständig auf der rechten Seite der Allersberger Straße. Sie ist dort ein unverzichtbares städtebauliches Element, das einen wirksamen Akzent setzt, der in der Bebauung der Straße kalkuliert ist. Daneben ist es ein wichtiges architekturgeschichtliches - und im Zusammenhang mit dem Hof - auch sozialhistorisches Dokument. Die Scheune steht parallel zu dem Hauptgebäude. Beide trennt die ehemalige Hoffläche.
Datierung: Nach eingeritzter Jahreszahl am EG-Ständer im Innern der Scheune: 1714. Die Zahlen haben das zeitgenössische Gepräge und sind wohl kurz nach der Vollendung der Scheune eingeritzt worden. Das Fachwerk mit K-Strebensystem und östliche Auskragung mit geschwungener Knagge verweist auf das mutmaßliche Baujahr. Dabei ist die Größe der Scheune ungewöhnlich.
Geschichtliches: Der Aufbau um 1700 fällt in die Zeit des allgemeinen "Wiederaufbaus" von Schwand nach dem Dreißigjährigen Krieg. Die Scheune (bezeichnet mit der Nr. 6a im Katasterplan in rot) diente einst als Getreide- und Heuspeicher. Zwischenzeitlich wurde sie als Zementlager genutzt.
Baugeschichte: Das Gebäude entstand wohl um 1700; danach folgte wohl ein regelmäßiger Bauunterhalt. Die letzte Instandsetzung vor der Kartierung war 1986.
Beschreibung: Die stattliche Scheune hat mehrere Erschließungen. Eine nach Norden zur Straße. Eine weitere giebelseitige nach Süden. Die Nebenräume und die kleinere traufseitige Erschließung sind nach Osten ausgerichtet.
Außen: Das Sichtfachwerk der Scheune mit K-Strebensystem sitzt auf einem Schwellriegel auf. Große zweiflügelige Tore ermöglichten die Durchfahrt durch die Scheune von Nord nach Süd. Auf der östlichen Traufseite kragt das Dach über die Grundkonstruktion in den Hofraum. Von hier aus wurden der linke Keller, der mittige Schweinestall und rechts das Dachgeschoss (DG) erschlossen.
Innen: Das Innere der Scheune war als durchfahrbare Halle ausgebildet. Im Erdgeschoss (EG) des östlichen Gebäudedrittels war ein Schweinestall, ein Keller und die Erschließung des großen DG eingefügt. Im DG wurde Heu und Getreide gelagert. Das DG besaß lt. Eigentümerin früher einen hofseitigen Ladeerker.
Konstruktion: Keller: Sandsteinrundbogentonne
Aufgehendes Mauerwerk: Fachwerk auf Sandsteinsockel. Fachwerk mit K-Strebensystem. Der hofseitige Überhang wird von Knaggen getragen.
Dachstuhl: Der Dachstuhl ist als dreifach stehender Stuhl ausgebildet.
Nutzung: Die Scheune wurde inzwischen zu einem Wohnhaus ausgebaut.
Quelle und Literatur:
Denkmalkartierung der Marktgemeinde Schwanstetten von 1995, Autor Hermann Schubach, M.A.
Denkmäler in Bayern, Band 5 - Mittelfranken, hrsg. Michael Petzet, München 1986, S. 476
Abschlußarbeit der FH Nürnberg von Sinan Berkbilek und Melanie Drescher, 1982; verformungsgerechtes Aufmaß.
Schwanstetten im November 2011
Alfred J. Köhl