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Hauptstraße 5. 
 
 
 
Bauernhaus, erdgeschossiger Satteldachbau, Sandsteinquader, Giebel Fachwerk verputzt, 18./19.Jh. (Fl. Nr. 24)
 
 
Hausname: "Kunzenhof"
oder lautsprachlich kurz: "kounz"; hergeleitet von Konrad = Kunz


 
So beschrieb im Jahr 1995 der Autor Hermann Schubach den Bauernhof:

Situation:
Der Hof liegt an der ehemaligen Ortseinfahrt im Norden von Leerstetten. Er bildet gemeinsam mit den Höfen >Hauptstraße 2< (Flur Nr. 22/1) und >Hauptstraße 1< (inzwischen abgerissen - im Plan das rote Gebäude auf Flur Nr. 25) ein Ensemble, das die historisch gewachsene dörfliche Struktur bewahrt hat. Es bestimmt die nördliche Ortsansicht von Leerstetten wesentlich. Der große, repräsentativ angelegte Wohnstall ist mit seinen durchweg jüngeren Nebengebäuden, Stall und Austragshäuschen, im Übergang zum Verfall begriffen, reflektiert jedoch die Anlage der Hofstelle, die auf das Gebäude zentriert ist.
 
Datierung:
Die Datierung bereitet Probleme, da im Gebäude bereits tiefgreifende Veränderungen vollzogen wurden. Es ist bereits auf dem Urkataster von 1832 eingetragen. Die Größe des Gebäudes und seiner Räumlichkeiten (Stube, Küche, Kammer), sowie ein historischer Ausbau des DG (Dachgeschoss) zur Hauptfassade hin und die Bohlen-Balken-Decke der Stube, sprechen für eine Entstehung Mitte des 18. Jh. Auf denselben Zeitraum weist Bohlen-Balken-Decke der Stube und restliches Fachwerk im Inneren (DG) hin. Die Haustür ist wohl erst 2. Hälfte 19. Jh.
 
Geschichtliches:
Laut Eigentümer erbten vor 200 Jahren 3 Brüder den Hof. Dabei wurde die Hofstelle geteilt. Die Situation auf dem Urkataster von 1828 unterstützt die Erzählung: Die heutigen Fl. Nr. 24,25,26 scheinen durch Teilung entstanden zu sein. Die Hofstelle vermittelt derzeit mit den Nebengebäuden einen Eindruck von der Hoforganisation der Mitte des 20. Jahrhunderts. Der Hof befriedigte bis in die siebziger Jahre die Ansprüche an den Hof. Die massive landwirtschaftliche Umstrukturierung in der zweiten Hälfte des 20. Jh. machte einen Umzug des Betriebes 1979 unumgänglich. Seitdem steht der Hof leer. Bereits 1886 wird der Hof von einem Georg Volkert geführt.
 
Baugeschichte:
Nach der Entstehung in 2. Hälfte 18. Jh., auf die wenige Reste hinweisen, fand eine erste tiefgreifende Umgestaltung 1906 statt: Preußische Kappengewölbe wurde im großzügig verbreiterten Stall und rückwärtigen Flur ausgeführt, einige Türen erneuert (Küchentür); die nordöstlich angefügte Scheune wurde 1912 errichtet. 1925 wurde der Saustall errichtet, 1928 das Austragshäuschen (überformt). 1932 wurde in der Küche ein offener Kamin abgebrochen, die Raumsituation zu einer Wohnküche geändert, eine Räucherkammer im 2. DG installiert; die Stube wurde in ein Wohnzimmer umgewandelt.
1942 wurde die Stalltür aus der Flurflucht auf die rechte Haushälfte verlegt. 1943 entstanden rückwärtige Kammern im DG (Dachgeschoss). 1947 wurde ein Keller unter der frontseitigen Kammer ausgehoben, um die Speis zu ersetzen, Decken und Fehlböden der Räume im EG (Erdgeschoss) erneuert; sowie die Milchkammer errichtet. Kurz darauf, 1950, wurde die Kammer in eine Backstube umgewandelt (zeitgleich der Backofen errichtet), die gewölbte Speis wurde in ein Bad umgeformt; Holzdielen wurden in den frontseitigen Kammern des DG erneuert. 1956 wurde die Treppe in das 1. DG und das 2. DG ersetzt. Der Fachwerkgiebel im Bereich des 1. DG wurde wohl in der 1. Hälfte des 20. Jh. ersetzt.
 
Beschreibung:  


Erschließung: Das ursprünglich auf längsrechteckigem Grundriss erbaute Gebäude wird über den Hof von der Hauptstraße aus, zu der es parallel ausgerichtet ist, von Westen her erschlossen. Es steht an der Hauptstraße/ -Ecke: Wendelsteiner Straße. Die giebelseitige Hauptfassade mit Haupteingang ist südlich ausgerichtet. Ihr gegenüber befinden sich die langgestreckten, kleinen Nebengebäude.


Außen: Die Hofanlage ist auf das Hauptgebäude zentriert. Das Erscheinungsbild wird von der transparenten Architektur geprägt, die die innere Struktur der Räume von außen her lesbar macht. Der Wohnstall ist die ehemals typische, bäuerliche Wohnform der Region.
Die Hauptfassade ist symmetrisch gegliedert; die Haustür ist mittig. Unten links befinden sich zwei Stubenfenster, die andeuten, dass die linke Haushälfte der Wohntrakt ist. Ungewöhnlich ist erste Fenster rechts neben der Tür, das den Flur belichtet (normal durch ein Oberlicht in der Tür). Das rechte, äußere Fenster belichtet die ehemalige Kammer, die heutige Backstube. Darüber befinden sich im DG vier symmetrisch angeordnete Fensteröffnungen, von denen je zwei eine Kammer belichten. Das 2. DG wird von zwei querrechteckigen Fenstern belichtet, die jüngerer Herkunft sind. Auffällig sind zwei Absätze im Giebel. Der eine über dem EG signalisierte den einstigen Übergang zu Fachwerk, das aber heute erst mit dem zweiten Absatz über dem 1. DG beginnt.


Die rückwärtige Fassade ist ebenfalls symmetrisch gegliedert und architektonisch ebenso transparent. Im EG befindet sich rechts und links je ein kleines Stallfenster und darüber zwei junge Kammerfenster, die wohl einen Ladegiebel ersetzen.
Von der westlichen Hausseite her wird links der Stall erschlossen; nach rechts folgen je zwei Fenster von Küche und Stube. Eine zweifenstrige Küche ist ungewöhnlich und unterstreicht die historische Größe des Hofes.


Die westliche Hausseite ist durch die jüngere Milchkammer, den verbreiterten Stall, sowie die angefügte Scheune nicht mehr erhalten, bzw. verstellt und nicht mehr lesbar.
Die Verformung und langsame Zersetzung von Materialien und Oberflächen, das langsame Verwachsen der Anlage hat einen hohen Alterungswert.

Fassadenschmuck: Die Hauptfassade ist verputzt; eventuell ab 1. DG Sichtfachwerk; die rückwärtige Fassade ist mit Putzschlämme gefasst. Alle Fenster, die Stallfenster ausgenommen, waren ursprünglich mit zweiflügeligen Schlagläden versehen.
 
Innen: Erschließung: Über die Haustüre gelangt man in einen geräumigen Flur, dessen Flucht auf den rückwärtigen Stall ausgerichtet ist. Er erschloss alle Räume des EG: Auf der linken Seite die große Stube und geräumige Küche, die untereinander wiederum mit einer eigenen Tür verbunden sind. Auf der rechten Seite die kleine ursprüngliche Kammer, die heutige Backstube, und gegenüber der Küche die gewölbte Speis, das heutige Bad. Darauf folgt der jüngere Zugang zum Stall, der wohl am 1. Mai 1995 vermauert wurde. In der Flucht des Flurs befindet sich rechts eine einfache, einläufige Treppe zum DG und links ein kleiner Abstellraum, der durch die Vermauerung der ursprünglichen Stalltür 1942 zustande kam. Der Stall hat zwei weitere Zugänge, einen von der westlichen Traufseite (von Holundersträuchern verstellt) und einen von der ruinösen Scheune her.
Im 1. DG befinden sich auf jeder Giebelseite zwei geräumige Kammern, die von einem mittleren Flur erschlossen werden. In den seitlichen Dachräumen sieht man Fachwerkinnenkonstruktion der frontseitigen Kammern. Ursprünglich dürfte sich hier rückwärtig ein Getreideboden befunden haben. Erst das 2. DG ist als Lagerraum ausgelegt und wird ebenfalls über jüngere Treppe erschlossen (1956).
 
Ausstattungsdetails: Es sind keine historischen Ausstattungsstücke erhalten. In den Räumen des EG stellenweise sehr viele Fassungsabfolgen.
Türen und Fenster: Alle sind jüngerer Herkunft. Die Haustür wohl aus der 2. Hälfte 19. Jh.; die Küchentür wohl um 1910 (schöne Jugendstilklinke)
 
Konstruktion (soweit einsehbar): Die ursprüngliche Konstruktion stellt sich sehr reduziert dar. Aufgehendes Außenmauerwerk ist wie Fundament aus Sandsteinquadern, verputzt; ebenso: rückwärtiger Giebel; Hauptfassade nur EG Sandstein; dort auf rechter Seite wohl wegen Unterkellerung weitgehende Ersetzung des Sandsteins durch Ziegel. Im 1. DG wurde das Fachwerk wohl durch Ziegel ersetzt, dort ist nur im 2. DG. ursprüngliches, jetzt verputztes Fachwerk; einfaches Ständerfachwerk, Hölzer gebeilt, gezapft, mit Holznägeln gesichert; die Gefache mit Bruchstein;
Innenwände des EG wohl überwiegend jüngere Ziegel; ehemalige Speis ursprünglich mit Gewölbe; alle Holzböden erneuert im EG und DG. Fliesen in Flur, Küche, Bad und Backstube sind jüngerer Herkunft. 
Frontseitige Kammern des DG mit älteren Fachwerkwänden, Hölzer gebeilt, Gefache unverletzt, verputzt; Wände der rückwärtigen Kammern aus Heraklith;
Dach: Es handelt sich um einen zweifach stehenden Pfettendachstuhl, Hölzer gebeilt, verzapft, mit Holznägeln gesichert. Dachdeckung doppelt mit Dreikantbibern, dazwischen mit Rundschnittbibern ausgebessert.
 
Nutzung: Das Gebäude steht leer.                                                                                                
 
Erhaltungszustand:

 Keller mit durchmorschten Holzträgern, der Boden der darüberliegenden Backstube ist daher einsturzgefährdet;
Außen: Aufgehendes Mauerwerk mit nur geringer Durchfeuchtung; Putz stellenweise abgeblättert;
Dachhaut ist dicht. Eigentümer schließt immer wieder Lücken, die durch Ziegeldiebstahl (!) entstehen. Lediglich der Bereich der jungen verfallenden Scheune ist dem Regenwasser ausgesetzt; die Dachhaut ist dort offen.
Innen: EG: Installationen, Wandbeschichtungen und Böden sind verbraucht und bedürfen einer Überarbeitung.
Der Boden in Küche hat sich geringfügig abgesenkt; wohl durchmorschter Unterbau;
DG: Kammern dort in gutem baulichen Zustand; im Übergang zum Anbau sind deutliche Fraß und Fäulnisspuren an Sparren festzustellen.


Allgemeines Urteil: Das Denkmal befindet sich in einem Zustand, der eine Sanierung nahelegt, um größere Schäden zu vermeiden. Eine unmittelbare Gefahr für das Denkmal besteht noch nicht.


 
Quelle und Literatur: 
 
Denkmalkartierung der Marktgemeine Schwanstetten von 1995, Autor Hermann Schubach, M.A.
 
Denkmäler in Bayern, Bd. 5 - Mittelfr., hrsg. Michael Petzet, München 1986, S. 475
Bauakt im Rathaus
Erzählung des Eigentümers
Staatl. Vermessungsamt Schwabach: Grund- und Lagerbuch. Acta der königl. unmittelbaren Steuerkataster-Commission, 1886. Darin enthalten die Aufzeichnungen von 1821 (Schwand), bzw. 1832 (Leerstetten, Harm, Mittelhembach, Furth)
StAN, LRA Schwabach, Bauakten Teil I, Nr. 2904

Schwanstetten im Dezember 2015

Alfred J. Köhl