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Zum ersten Todestag unseres zweiten Pfarrers hier in der Kirche zur heiligsten Dreifaltigkeit in Schwand möchte ich versuchen einen ganz speziellen Nachruf zu gestalten:

 
 
Auszug aus dem Requiem am 20. April 2016 in St. Helena, Neumarkt:
 
Christus, den guten Hirten wollte sich unser Mitbruder und Pfarrer Thomas Beutler zum Vorbild nehmen.
 
Vielleicht wollte er manchmal weniger Pfarrer sein, als eher Priester, Seelsorger und geistlicher Begleiter für Menschen in allerlei seelischen Sorgen, Nöten und Ängsten.
 
Dies war vorrangig seine priesterliche Leidenschaft, sein Charisma.
 
Im letzten Jahrzehnt durften dies vor allem die Benediktinerinnen der Abtei Marienberg in der Schweiz, westlich von Zürich, erfahren, für die er ab dem Jahr 2004 „Spiritual“ war.
 
Sein besonderes Charisma erlebten Menschen, die er geistlich begleitete, denen er Einkehrtage hielt oder auch Pfarreien in der Umgebung, die von seinen Gottesdiensten (seinen Predigten) angetan waren.
 
Pfarrer Thomas Beutler wurde am 03.01.1947 in Evinghofen-Rommerskirchen am Niederrhein geboren und ist zusammen mit einer Schwester aufgewachsen. Schon früh verlor er seine Mutter.
 Nach dem Abitur und Studium widmete er sich der Sozialarbeit an besonderen Brennpunkten, zunächst in Düsseldorf und dann an verschiedenen Orten in Bayern.
Nach einer eher zufälligen Begegnung mit Professor Ludwig Mödl reifte in ihm der Gedanke an den Priesterberuf, so dass er ins Priesterseminar in Eichstätt eintrat.
Am 20. Oktober 1984, mit 37 Jahren, empfing er im Dom zu Eichstätt durch Bischof Karl Braun die Priesterweihe.
 
Zuerst als Kaplan in Lauterhofen, wo er in ganz bestimmten Situationen in seinen priesterlichen Aufgaben schon sehr gefordert war, kam er anschließend als Kaplan nach Greding. Dort verlebte er vielleicht seine glücklichste Zeit und gründete den Jugendchor „Carmina“. Hier vertieften sich auch seine Kontakte zu Gebetskreisen, Gruppen und Einzelpersonen, für die er geistlicher Begleiter wurde.
Am 01.09.1988 ernannte ihn der Bischof zum Pfarrer von Illschwang, doch schon kurz danach, am 01.06.1991 wurde ihm die Pfarrei Rednitzhembach / Schwanstetten übertragen.
 
Ein besonderes Anliegen war ihm dort die Arbeit mit Kindern, Ministranten und Jugendlichen. So fuhr er schon mal mit über 100 Kindern in den Sommerferien ins Zeltlager.
Aber er hat auch das offene Wort nicht gescheut. Er hatte den Mut auch einmal zu polarisieren und provozieren.
Sein priesterliches Ideal war, authentisch zu sein, indem er das, was er sagte und predigte, auch lebte. Dabei erlebte er auch Widerstände und achtete oft zu wenig auf seine Gesundheit.
 
 

Von Gudrun Köhn – in der Jubiläumsausgabe des „miteinander“ zum Rückblick auf 50 Jahre Gemeindeleben:
 
Unseren zweiten Pfarrer Thomas Beutler begrüßten wir im Sommer 1991 in unserer Pfarrei. Mit ihm kam ein quirliger Priester, der viele neue Ideen mitbrachte. Er setzte neue Impulse, von denen wir in vielen Punkten heute noch zehren können. Dass alle Katholiken der Pfarrgemeinde regelmäßig einen Pfarrbrief, unser heutiges "miteinander", mit einem Querschnitt der Gruppierungen und deren Aktivitäten in unserer Pfarrei ins Haus bekommen, geht auf seine Initiative zurück.
 
Auch die Entwicklung der sog. „neuen Taufpastoral" verdanken wir Thomas Beutler. Damit führte er einen Weg von der Geburt eines Kindes bis zur Taufe ein, auf dem sich vor allem die Eltern darüber klar werden sollen, welch wichtige Rolle sie für die religiöse Erziehung ihres Kindes einnehmen. Auch die Rolle der Gemeinde wird dabei deutlich herausgestellt. Dieser Weg der Taufpastoral wurde im Übrigen dann offiziell bistumsweit übernommen.
 
Für Familien mit kleinen Kindern führte er einmal im Monat sonntags die Kinderkirche ein. Mit den Jugendlichen, deren Begleitung ihm ein besonderes Anliegen war, ging er jedes Jahr in den Sommerferien ins Zeltlager.
 
Er ging auf geistlichem Gebiet ganz neue Wege und konnte damit viele Menschen in unserer Pfarrei neu für den Glauben gewinnen.
Sicher erinnern sich auch noch viele an seine Büttenreden bei den Kolping-Faschingsfeiern:
“Thommy, Thommy, was kochst du morgen?", ist mir noch bestens im Ohr.
 
Thomas Beutler wirkte stets unbeschwert, lebenslustig und strahlte die Fröhlichkeit und Freude aus, die einen gläubigen Christen ausmachen sollten. Dadurch gelang es ihm mitzureißen und zu begeistern, wobei es ihm aber nicht an geistlicher Tiefe fehlte. Gerade die schwierige Begleitung Suizidgefährdeter war seine Stärke. Auch seine eigene schwere Erkrankung trug er mit großer innerer Ruhe und verkörperte nach wie vor die Lebensbejahung, die er verkündete. Er verbrachte seinen „Ruhestand“ als Spiritual im Kloster Marienburg in der Schweiz, leider immer wieder begleitet von erneuten Krankheitsphasen.
Gudrun Köhn
 
 

Thomas Beutler: Auszug aus einem „Brief“ anlässlich der Feier des Josefstages.
 
Lieber heiliger Josef, da fällt mir noch etwas sehr Wichtiges über dich ein, was ich dir noch sagen wollte. Heutzutage tun sich viele bei uns schwer mit dem Sterben und damit, wie sie mit einem Sterbenden gut umgehen können. Du wurdest doch früher von den einfachen Leuten auch als Patron der Sterbenden angerufen und verehrt. Gerade weil es dort nicht auf große Worte ankommt, sondern auf das schlichte Dasein, auf die spürbare Nähe und Treue.
 
Denn Trost finden wir am ehesten bei Menschen, die treu sind, denen wir uns anvertrauen und denen wir einfach vertrauen können. Darum haben viele zu dir gebetet, Josef, wenn es um die Sterbestunde ging, die eigene oder die eines lieben Menschen. Je mehr ich darüber nachdenke, umso mehr spüre ich, wie heilsam und hilfreich du gerade dort für Menschen bist, wenn viele andere Hilfen versagen, wenn eigene Kräfte schwinden und die äußersten Schmerzgrenzen erreicht sind.
 
Lieber heiliger Josef, ich freue mich, dass wir heute dein Fest feiern. Du hast es mehr als verdient. Du Mann, der zutiefst aus der Mitte lebte. Du Vorbild des echten, frohmachenden Glaubens. Du Beistand der Sterbenden und Hilfe für die Trauernden. Du guter Zuhörer und Anwalt des Schweigens. Du Heiliger des gelebten Alltags. Du Patron der Kolpingfamilien und des Kolpingwerkes auf der ganzen Welt. Du Heiliger, der du kein Latein gesprochen hast und doch würdig den großen Gott in deiner Sprache des Herzens verehrt hast, bleibe uns auch in Zukunft nahe und unserer Kirche als geduldiger Zuhörer erhalten, wenn wir noch mit manchen großen Veränderungen lernen müssen zu leben. Schenke uns jene innere Freude, die dich getragen und gehalten hat.
Dein stiller Verehrer Thomas.


 
Meine Erinnerung und mein Gedenken an Ihn sind geprägt vom „Erleben dürfen“ seiner Predigten. Er war für mich ein „Mann des Wortes“. So war es keine „Pflicht“ am Sonntag in den Gottesdienst zu gehen, nein, es war eine „Kür“, eine Freude Ihm zuzuhören, seine Gedanken nachzuverfolgen, seine Ideen versuchen zu leben.

In seinen Predigten spannte er einen Bogen von Volksweisheiten über Sprichwörter, dem kleinen Prinz bis hin zu hochwissenschaftlichen Philosophen und Psychologen und sie endeten nicht selten bei C.G. Jung.

Da er seine Predigten – und Predigtreihen – als Ausdrucke am Ende des Gottesdienstes auch verteilte, blieben die Worte nicht nur „Schall und Rauch“, nein, bei mir wurden sie zu einem Archiv seiner Weisheit und Lebenserfahrung in denen ich gerne ab und zu nachlese und mich erinnere, wie er denn diesen oder jenen Satz gesagt, betont hatte.
Alfred J. Köhl

 



Nachruf von Frau Gudrun Köhn, veröffentlicht im miteinander vom Sommer 2016:



Dieser Nachruf ist auch als *.PDF im Anhang als "download" zum ausdrucken.



Hier geht es zu einer Bildergalerie mit Aufnahmen aus dem Archiv des Schwabacher Tagblattes, das von Gunther Hess zur Verfügung gestellt wurde. Die Bilder entstanden 1991 bei der Einführung als neuer Pfarrer in Schwanstetten.





Thomas Beutler …….. Reminiszenz von Willy Eckert
 
 
Das waren wir nicht gewöhnt:
Der Pfarrer Thomas sprach jeden gleich mit “Du“ an!
Schon allein diese doch sehr persönliche Ansprache war oft für ältere Pfarrangehörige „gewohnheitsbedürftig“. Die Jüngeren hatten aber gleich einen Draht zu ihm.
 
Einmal in der Predigt:
 „….. ich weiß, daß ich auf Euch einrede…….. gemeint sind eigentlich die, die jetzt nicht in der Kirche sind!“
 
Auch einmal während der Predigt:
……. plötzlich ließ er mitten in der Predigt einen roten Hohlblockstein zu Boden fallen, der mit Knall zerbrach. Da wurden sicher auch die letzten Gottesdienstbesucher wach !!!
 
Waldlermesse:
Als Organist führte ich am 2. Weihnachtsfeiertag 1994 erstmals die nunmehr traditionell gewordene Waldlermesse ein. Thomas freute sich und war gleich dafür. Als er sah, daß die Kirche voll war, nutzte er die Gunst der Stunde und hielt gleich eine Predigt, die bestimmt über ½ Stunde dauerte.

 
Allerdings durften wir Sänger später nicht mehr neben ihm am Altar singen sondern sind seitdem im Chorbereich.
 
Willy Eckert



Schwanstetten im April 2017
Alfred J. Köhl