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25-jähriges Jubiläum des Posaunenchors Leerstetten

 
Das 25jährige Jubiläum des Posaunenchors strahlt in das 1962 hinein. Zu Ehren dieses Jubiläums und hauptsächlich vom Posaunenchor getragen, findet am Drei-Königs-Tag bei Wellenhöfer ein Gemeindeabend mit einem Theaterstück statt.

Ich möchte zu diesem Ereignis die Leerstettener Schriftstellerin Elisabeth Engelhardt sprechen lassen, die dazu im Schwabacher Tagblatt schreibt:
 
Vor 25 Jahren brachte Pfarrer Plesch ein kleines Häuflein junger Männer zusammen, um seinen lange gehegten Wunsch nach einem Posaunenchor zu verwirklichen.
Inzwischen wurde der Chor zur Selbstverständlichkeit und ist aus dem kirchlichen Leben nicht mehr wegzudenken.
Der Krieg riß auch hier Lücken. Nur zwei von damals, Karl Volkert und Johann Winter, die Anfang Dezember im kleinen Kreis und fast unbemerkt von der Öffentlichkeit geehrt wurden, sind heute noch dabei. Umsomehr hatte sich herumgesprochen, daß am Samstag, dem Dreikönigstag und am Sonntag der zweite Teil des Jubiläums, eine Theateraufführung über die Bühne gehen solle - und diesmal war der Saal beinahe zu klein, um alle Gäste zu fassen. Sie erlebten keine Enttäuschung.
 
Die erfolgreiche Veranstaltung begann mit einer Darbietung des Chores, Pfarrer Eberlein begrüßte die Anwesenden, viele davon aus der Umgebung, herzlich und stellte seine Theatergruppe vor.
 
Er erläuterte kurz das Spielgeschehen. Wie der Titel "Die Vertriebenen" vermuten ließ, ist es durchaus kein Gegenwartsstück. Der Flüchtlingsstrom unserer Tage bildet nur die Parallele zu dieser Tragödie einer längst vergangenen Epoche. Konfessionelle Gründe waren es, die im Salzburger Land über 20 000 Menschen heimatlos machten.
 

So eine Schar Salzburger Protestanten scheuchte in diesem Spiel die satten Bürger einer süddeutschen Kleinstadt anno 1731 aus ihrer Ruhe.
Da saß Betty Hiltner als Frau Bürgermeisterin vor dem trauten Heim und hörte sich kopfschüttelnd an, was ihr Büttnermeister Bonifatius Röck von der unruhigen Welt erzählte - ehrsame und wohlhabende Leute, man sah es auf den ersten Blick. Im besten Sonntagsstaat redeten brave Einwohner über die große Neuigkeit: Was da für eine Völkerschar mit Sack und Pack über die Landstraße zog, ausgerechnet ihrem Städtchen zu!
Hans Weiß als Herr Apotheker, den Zwicker auf der Nase und Hans, vom Zipperlein geplagter Schneidermeister, dessen Ziegenbärtchen bedenklich ins Zittern kam, Hans Schrödel, der Bäckermeister in makelloser Kluft. Alle diese ordentlichen Bürger waren zwar höchst gespannt, aber auch etwas bange - und Heinrich Rühl, der Bärenwirt, hing vorsichtshalber ein Schild "Alles besetzt, betteln verboten", ans Haus.
 
Sie spielten ihre Rollen überzeugend und standen keineswegs nur böse und hart, sondern einfach verständnislos den Fremden gegenüber. Das Bild,. wie diese Flüchtlinge nun kamen: müde, aber nicht mutlos, Männer, Frauen und Kinder in schöner alter Tracht, mit bändergeschmückten Mützen, wie sie den Marktplatz bevölkerten, auf ihren Bündeln saßen dieses Bild war so eindrucksvoll, daß die Zuschauer es nicht so schnell vergessen werden.
 
Auf der Bank vor Lüdingers Haus hockte Marie Schwarz, die Lengauerin, mit ihren Kindern Fridtraut und Christiane Eberlein, umsorgt von Adi Bierlein, als Hanne. Auf ihren Bündeln kauerten Maragret Müller und Anni Winter. Friedrich Hönig und der bärtige Konrad Kohl standen den Einheimischen Rede und Antwort und fassten den eigentlichen Sinn des Ganzen in ein paar knappe Worte: Wer glaubt, muss bekennen und wer bekennt, muß opfern können.
 
Das leuchtete den wackeren Bürgerin durchaus ein, aber opfern ...
Und Loni Feuerstein als Gendarm und wandelnde Magistratsverordnung, ging das alles gar nichts an, bis endlich der junge Lüdinger, Fritz Hiltner, als Retter in der Not, für Obdach sorgte. Bevor er jedoch seine Hanne heimführen durfte, stieß noch der verschollene Lengauer, Friedrich Volkert, zu den Seinen - und wem hatten sie es zu verdanken?
Den Attraktionen des Herrn Zirkusdirektors Konrad Seybold natürlich! Zu jeder einzelnen schmetterten die beiden Musikanten, im Alltagsleben Bürgermeister und Lehrer, einen Tusch.
 
Dem hochverehrten Publikum wurde ein Esel mit Menschenverstand vorgeführt, und als der stärkste Mann der Welt, Simon Wellenhöfer, die Hantel über den Kopf riss, wurde hinten gestaunt: "Allmächt, na, der kla Bou“
 
Dann als Hansi, der Lieblingsfloh vom Daumen seines Herrn, beim dreifachen Salto in den Zuschauerraum hüpfte und ausgerechnet am Halsausschnitt prominenter Leute eingefangen wurde, bekamen manche Bauchweh vor Lachen.
 
Der stürmische Beifall am Schluss bewies, daß die gründliche Vorbereitung und sorgfältige Einstudierung durch Pfarrer Eberlein, von Lehrer Hufnagel unterstützt, sich gelohnt hatte, wie der Finanzminister zufrieden feststellte, auch gelohnt für die Kasse des Posaunenchors.

Zusammengestellt im August 2015
mit einem zum Theaterstück und dem momentanen Zeitgeschehen passenden Spruch von Karl Valentin:
 
Fremd ist der Fremde nur in der Fremde

Alfred J. Köhl